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Erfrischend wie ein Sommerregen

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Stimmgewaltig: Nidia Ortiz. © Gabi Kraemer

Stimmgewaltig, ja frischer und frecher denn je meldet sich eine kulturelle Instanz zurück: Das Konzert des Blues-Chor Laubach am Samstagabend in der Stadtkirche erwies sich als das berühmte i-Tüpfelchen im Programm von »Blues, Schmus & Apfelmus«.

Wir und das Blues-Festival kommen in diesem Jahr richtig fett zurück«, versicherte Gisela Hörle augenzwinkernd. Die Moderatorin, die sich kurz nach dieser Ansage in das 26-köpfige Ensemble einreihte, hatte nicht zu viel versprochen: Das Publikum in der gut besuchten Stadtkirche war zum Finale des rund eineinhalbstündigen Konzertes schlichtweg aus dem Häuschen. Was der Blues-Chor Laubach am Samstagabend im Rahmen von »Blues, Schmus & Apfelmus« der fachkundigen Zuhörerschaft kredenzte, verdient uneingeschränkt Beifall. Schon nach der ersten Note war zu erkennen, dass es dem Chor unter der Leitung »unseres unverzichtbaren Hermann Wilhelmi« (Hörle) ein riesiges Vergnügen bereitete, nach zwei Jahren coronabedingter Auftrittspause solch ein Song-Feuerwerk abzubrennen - ein wahrhaftiger Gottesdienst!

Nach dem stimmungsvollen Intro des Chores auf der Empore, dem vierstimmigen Kanon »Everybody like Sunshine« (Rainer Butz), lieferte Wihelmi mit der »Blues Toccata« von Mons Leidvin Takle an der historischen Stadtkirchenorgel eine Glanzleistung ab - welch ein Spaß, dabei seinen rockigen Dauerlauf über die Pedale zu verfolgen. Ein »Riesenkonzert«, wie es Vereinsvorsitzender Michael Schmidt dann ankündigte, sollte vor der Kulisse des Altars folgen, dann mit Wilhelmi am Piano. Der fröhliche »Summertime Blues« von Eddie Cochran, die Hymne »Sweet Home Chicago« in der Version der Blues Brothers, »The Birth of the Blues« (Roy Henderson) oder der zeitlose »St. Louis Blues« waren optimal ausgewählte Anheizer, zumal mit frischen Fassungen für den Chorgesang versehen.

»Wer Lust hat, kann das Tanzbein schwingen«, forderte die Moderatorin vor Joe Turners »Shake, Rattle ’n Roll« auf. Das wagte sich dann zwar niemand, aber die wenigsten Zuhörer blieben bei diesem Gassenhauer ruhig sitzen; da musste man einfach mitklatschen oder die Füße bewegen.

Schade für alle, die das verpasst haben: Mit der »Bohemian Rhapsody« (Queen) übertraf sich der Blues-Chor selbst. Fein nuanciert und bis in die höchste Note glasklar interpretiert - wow! Zu toppen war das kaum - doch dann setzte ein akustisches Gewitter ein.

»Africa«, ein Klassiker der US-Rockband Toto, wurde überaus fantasievoll choreografiert (Blitz, Regen und Donner inklusive) und mit Leidenschaft gesungen.

Doch da ging immer noch mehr: Stargast Nidia Ortiz, Sängerin aus der Dominikanischen Republik und seit zehn Jahren in Pohlheim zu Hause, überraschte mit einem grandiosen Solo-Auftritt. Zu Wilhelmis Piano-Begleitung kam ihr gewaltiger Stimmumfang unter anderem bei Carole Kings »You’ve got a Friend« oder den Jazzstandards »Bésame Mucho« und »Mas que nada« voll zur Geltung. Immer wieder brandete Zwischenapplaus auf, ertönten anerkennende Pfiffe als große Wertschätzung für diese sympathische Sängerin.

Der Blues-Chor freilich drehte danach erst recht auf, bot mit »Proud Mary« (Creedance Cleerwater Revival), »Ebony and Ivory« (Stevie Wonder/Paul McCartney) und Jimmy Cliffs »Save our Planet Earth« zeitlose Werke der neueren Musikgeschichte und erwies Frank Sinatra mit »New York, New York« und Joe Cocker mit »Unchain my Heart« seine ehrliche Hommage. »Do you love me?« - aber sicher: Lebensfreude, Blues und Rock vereinigen sich in dem mitreißenden Medley »Briefcase full of Blues« der »Blues Brothers«, mit dem sich der Blues-Chor verabschieden wollte. Eigentlich. Das Publikum klatschte fröhlich und ausdauernd und wurde mit Fats Dominos »Blueberry Hill« in den lauen Sommerabend entlassen.

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Beim »Blues Brothers«-Medley sind die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Hermann Wilhelmi (am Piano) ganz in ihrem Element. © Gabi Kraemer

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