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»Auch als Kirche wollen wir Farbe bekennen«

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Von: Redaktion

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Am Mittwochabend leuchtete die Laubacher Stadtkirche in Regenbogenfarben. © pv

Laubach (pm/bf). Wer am Mittwochabend vor oder nach dem EM-Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Laubacher Innenstadt unterwegs war, konnte jene Illumination der evangelischen Stadtkirche gar nicht übersehen. In den Farben des Regenbogens erstrahlte das Bauwerk. Die Intention war klar: Wie an vielen Orten in Deutschland haben auch die Laubacher damit gezeigt, was sie vom Verbot des europäischen Fußball-Verbandes UEFA halten, der untersagt hatte, die EM-Arena in München im Spiel gegen Ungarn in den Regenbogen-Farben erleuchten zu lassen.

Was am Mittwoch jedenfalls folgte, war eine breite Solidarisierungswelle mit der LGBTQ-Community.

Man habe bewusst ein Zeichen gegen Homo- und Transphobie und für Vielfalt setzen wollen, erklärte Laubachs Pfarrer Jörg Niesner. »Auch als Kirche wollen wir ganz klar Farbe für Vielfalt und gegen Hass und Ausgrenzung bekennen«, sagte er beim täglichen Abendgebet vor der Kirche.

Den Regenbogen habe Gott einst zum Zeichen für seinen ewigen Bund gesetzt, ein Zeichen, dass Gott seinen guten Segen über die Vielfalt der Schöpfung spanne. Das jüngst vom ungarischen Parlament gebilligte homophobe Gesetz, das homosexuelle Menschen und Transpersonen in der Öffentlichkeit unsichtbar machen wolle, sei ein Angriff auf die europäischen und eben auch die christlichen Werte. »Das Christentum hat lange selbst nicht heterosexuelle Menschen diskriminiert. Damit muss Schluss sein«, sagte Niesner weiter.

In der evangelischen Theologie herrsche ein breiter Konsens darüber, dass die wenigen biblischen Stellen, die gleichgeschlechtliche Sexualpraktiken ablehnen, so wie andere Verbote und Gebote aus ihrer Zeit heraus verstanden werden müssten. Man könne aus ihnen in heutiger Zeit keinesfalls ableiten, dass homosexuelle Liebe und Partnerschaften Sünde seien, stellte der Pfarrer in der Andacht fest.

Spürbar sei durch die biblischen Schriften hindurch der Geist der Liebe, ein Wesensmerkmal Gottes. »Mein Gott diskriminiert nicht«, sagte Niesner. Und: »Liebe tut der Seele gut.« Man müsse sehen, dass Kirche das Thema Diversität im Herzen trage. Man wolle Kirche für und mit allen Menschen sein.

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