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Lärm, Gefahr, Risse in Häusern: Geduld in Sachen Ortsdurchfahrt aufgebraucht

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Von: Patrick Dehnhardt

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Astrid Müller mit den Initiatoren der Bürgerinitiative »Verkehrswende Lang-Göns« Werner Müller, Manfred Dern und Diedrich Steffens. © Patrick Dehnhardt

Im Kreis Gießen hat sich eine neue Bürgerinitiative gegründet. Sie fordern massive Veränderungen auf der stark belasteten Durchfahrt im Ortsteil Lang-Göns. 

Langgöns – Für dieses Foto braucht man nicht lange zu warten: Schon nach wenigen Augenblicken rollt ein Laster die Moorgasse in Lang-Göns herunter. Wobei dieser Fahrer von den Anwesenden lobend erwähnt wird: Er fährt nicht zu schnell und nähert sich mit gebotener Vorsicht dem Fußgängerüberweg. Leider gibt es jedoch zu viele Fahrerinnen und Fahrer, die durch die Ortsdurchfahrt durchheizen. »Ich habe Angst, mit den Enkeln hier über die Straße zu gehen«, sagt Astrid Müller. Und sie ist damit nicht allein.

Anwohner haben pro Stunde bis zu 100 Lkw und 800 Autos gezählt. Dies ist vor allen Dingen eine Belastung, da die Straße kaputt ist: Egal ob Moorgasse, Obergasse oder Am Mühlberg, überall sind Risse, Bodenwellen und Schlaglöcher zu finden. Gerade wenn ein leerer Laster dort drüberfährt, kommt es zu enormen Lärm und Erschütterungen.

Die Folge: Die Häuser bekommen Risse. »Bei mir ist schon ein ganzes Fach aus dem Fachwerk herausgefallen«, berichtet Manfred Dern. Er befürchtet irreperable Schäden an der historischen Bausubstanz. Bereits in den frühen Morgenstunden beginne der Lärm mit den ersten Lastern. Abends dann würden einige Fahrer mit getunten Fahrzeugen laut und schnell durch die Ortsdurchfahrt schießen.

Holzheimer Straße in Langgöns (Kreis Gießen): „Das ist eine Rennstrecke“

Dies kann auch Prof. Dr. Diedrich Steffens bestätigen. Die Holzheimer Straße sei zwar noch nicht so zerfahren wie die im Ortskern. Dafür seien die Fahrzeuge auf der langen Geraden besonders schnell unterwegs: »Das ist die Rennstrecke von Lang-Göns. Und die Autofahrer werden immer aggressiver.«

Die Gemengelage in Lang-Göns ist kompliziert. So wie in vielen anderen Orten auch sind die Straßen im Ortskern schmal - vor Jahrhunderten hat noch niemand mit solch einem Verkehr gerechnet. Richtung Holzheim liegt ein Gewerbegebiet, Richtung Niederkleen die Autobahn. Zudem ist die Straße aufgrund zahlreicher Reparaturen an der Fahrbahn, aber auch dem Leitungsnetz im Untergrund ein Asphaltflickenteppich. Baustellen haben sich über die Jahre gesetzt.

Das Projekt, eine innerörtliche Umgehung über den Wingert zu etablieren, gelang nur bedingt: Da die Benutzung nicht vorgeschrieben ist und zudem das Abbiegen für Laster an der Bahnunterführung aufgrund der Enge der Kreuzung kompliziert ist, rollt viel Verkehr weiterhin direkt durch den Ort.

Astrid Müller hat Verständnis dafür, dass der Lkw-Verkehr von und zu den Gewerbebetrieben irgendwo langfahren muss. Jedoch sei den Anwohnern schon viel damit geholfen, wenn die Laster leiser würden. Dazu würde beitragen, wenn die Straße nicht mehr so holprig wäre. Doch eine zeitnahe Sanierung ist nicht in Sicht: Die Ortsdurchfahrt Lang-Göns hat es allerdings zuletzt nicht auf die Prioritätenliste des Landes Hessen bis 2025 geschafft.

Kreis Gießen: Anwohner in Langgöns gründen Bürgerinitiative

Den Anwohnern der Ortsdurchfahrt reicht es nun: Sie haben die Bürgerinitiative »Verkehrswende Lang-Göns« gegründet. Da Hessen Mobil sich seit Jahren einer langfristigen Lösung verweigere, müssten kurzfristige Maßnahmen ergriffen werden, um die Anlieger sowie die alten Häuser zu schützen.

Eine zentrale Forderung der BI ist, die oberste Fahrbahndecke zu erneuern und so die Bodenwellen zu entfernen. Dern schildert, dass gerade dort, wo Gasleitungen quer verlegt wurden, sich die Fahrbahn gesetzt habe. »Diese Stellen müssen repariert werden, um die Erschütterungen wegzunehmen.«

Die zweite Forderung gilt für den gesamten Bereich zwischen den Ortsschildern: Egal ob im Schmittgraben, der Holzheimer Straße oder der Obergasse - die gesamte Ortsdurchfahrt soll nach Wunsch der BI ein Tempolimit von 30 km/h erhalten. Damit dies auch eingehalten wird, solle regelmäßig kontrolliert werden oder besser noch Blitzer fest installiert werden.

Zudem fordert die BI sichere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und eine Spur für Radfahrer. Diese seien derzeit besonders in Gefahr: Autos würden sie dicht überholen, zudem sei es aufgrund der schlechten Fahrbahndecke schon zu Stürzen gekommen.

Die BI sammelt nun Unterschriften von Unterstützen, die Listen liegen auch in der Gaststätte »Speckmaus« aus. Mitte des Monats sollen sie übergeben werden. Damit will man vor allen Dingen Hessen Mobil zeigen, dass die Anlieger keine Ruhe geben werden, bevor es vor ihren Häusern nicht ruhiger wird. (pad)

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