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Unterdurchschnittlich kriminell

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Von: Patrick Dehnhardt

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Mit Abstand sicher: Daniel Bernbach (Innenministerium. l.) verleiht zusammen mit Polizeipräsident Bernd Paul (3. v. r.), Dienstleiterin Yvonne Kresse (2. v. r.) und Polizeistationsleiter Matthias Lederer (r.) die KOMPASS-Urkunde an die Vertreter der Gemeinde, Bürgermeister Marius Reusch und Beigeordnete Astrid Müller. © Patrick Dehnhardt

Langgöns (pad). Auch wenn zuletzt die Automatensprengungen in Langgöns Schlagzeilen machten: Die Gemeinde am Kleebach ist alles andere als ein Hotspot des Verbrechens. Da viele Menschen sich dennoch Sorgen um ihre Sicherheit machen, greift die Kommune das Thema auf und ist Mitglied im KOMPASS-Programm geworden.

Der mittelhessische Polizeipräsident Bernd Paul hatte aufschlussreiche Zahlen mitgebracht. 2021 wurden im hessischen Durchschnitt pro 100 000 Einwohner 5340 Straftaten angezeigt. In Mittelhessen lag der Schnitt bei 4300. Da Langgöns nur 11 990 Einwohner hat, wurde die Zahl per Dreisatz hochgerechnet - und man kam auf eine Straf-tatinzidenz von 3400. »Statistisch betracht lebt man in Langgöns sicher«, sagte Paul. Zudem würden auch Delikte in die Kommune »hereingetragen«: Die Geldautomatensprenger etwa stammen von außerhalb. »Oft haben die Menschen mehr Angst, als es die Fallzahlen hergeben.«

Hinter der Abkürzung KOMPASS verbirgt sich das »Kommunalprogramm Sicherheitssiegel« des Landes Hessen. Ein Ziel ist es, die Zusammenarbeit der Kommunen mit der Polizei weiter auszubauen. Außerdem sollen zielgruppenorientierte und auf die jeweilige Kommune angepasste Lösungen entwickelt werden. Dies könne man nur, wenn man den Bürgern zuhöre, sagte Paul: »Der Bürger spiegelt uns wider, wo er Bedarf sieht.«

Bürgerbefragungen

Darum sind Bürgerbefragungen auf verschiedenen Wegen geplant: Neben einem Online-Fragebogen sollen Teams an zentralen Stellen die Menschen befragen. Dabei werden Studenten der Justus-Liebig-Universität unterstützen.

Aus den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung sowie dem Lagebild der Polizei verdichten sich die Empfehlungen für Maßnahmen, welche die Kommune treffen kann, um das Sicherheitsgefühl zu verstärken.

Bürgermeister Marius Reusch nannte den Oberkleener Steinbruch oder das Gebiet rund um den Bahnhof als Orte, die man derzeit als Schwerpunkte einstufe. Polizeipräsident Paul ergänzte, dass zum Sicherheitsgefühl nicht nur der Aspekt Straftaten zähle. Der Straßenverkehr sei da auch ein wichtiger Punkt, zu dem die Bürger bei »Kompass« ihre Wahrnehmungen schildern können.

Sylvia Frech, Leiterin Prävention beim Polizeipräsidium Mittelhessen, skizzierte den weiteren Fahrplan. Kommune und Polizei koordinierten die nächsten Schritte. Eine Sicherheitskonferenz sei in Vorbereitung. Zudem würden Kurzfragebögen vorbereitet. Stünden diese zur Verfügung, soll es eine Information über die Medien geben, damit sich möglichst viele Bürger beteiligen. Am Ende sollen diese ausgewertet werden und daraus konkrete Empfehlungen für Langgöns entstehen.

Reusch sagte, dass man auf eine starke Bürgerbeteiligung hoffe. Daher sei man erst jetzt in das Programm eingestiegen, um keine Konkurrenz zum ebenfalls bürgerdialogsintensiven IKEK-Prozess zur Gemeindeentwicklung zu schaffen.

Langgöns erhielt als hessenweit 119. Kommune aus den Händen von Daniel Bernbach vom Innenministerium die KOMPASS-Plakete, quasi eine Teilnehmerurkunde.

Das KOMPASS-Siegel wird erst am Ende des Prozesses verliehen werden.

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