»Tatsächlich nur an einheimische Unternehmen verkaufen«
Langgöns (iri). Bei der Jahreshauptversammlung des Bauernverbands Lang-Göns/Dornholzhausen blickte Vorsitzender Uwe Müller vor allem auf die Zeit seit September 2021 zurück. Nach den Aufzeichnungen des langjährigen ehemaligen Vorsitzenden Manfred Schupp fiel mit insgesamt 665 Litern Regen 2021 in Lang-Göns mehr als im langjährigen Jahresdurchschnitt.
In seinem umfangreichen Jahresbericht ging Müller auf die Agrarpolitik ein. Die Umsetzung der »Gemeinsamen Agrarpolitik« (GAP) im Rahmen der EU-Agrarreform mache die Arbeit der Landwirte immer schwieriger. Hinzukommen die immer weiter steigenden Preise für Kraftstoffe, Düngemittel, Pflanzenschutz, Landmaschinen und Baumaterialien. Auch die Preise für Weizen und andere Getreide stiegen seit Beginn des Ukraine-Krieges stark an. Wer noch Getreide vom Vorjahr eingelagert hatte, konnte sich darüber freuen.
Hamster könnten Ertrag schmälern
»Die Bestände auf unseren Äckern sehen größtenteils gut aus«, berichtete Müller. Was tatsächlich geerntet werde, zeige sich dann beim Dreschen. Viele Einwohner seien in diesen Zeiten froh, dass in Deutschland Agrarprodukte für die Ernährung angebaut werden. Die Aussetzung der ersten Junghamster aus der Aufzuchtstation auf dem Hof Niederfeld bezeichnete er als »interessantes Experiment, das mit viel Engagement umgesetzt wurde«. Doch könnte auch hier die Frage aufkommen, ob Weizen für die Ansiedlung der Hamster genutzt wird und damit als Backweizen entfällt, obwohl in anderen Ländern Weizen zur Ernährung der Bevölkerung fehle.
Der Verzicht auf die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen im Gebiet »Perchstetten« in westlicher Richtung sieht der Vorstand positiv. Die Ausweisung einer Fläche südlich der Niederkleener Straße wird mit Skepsis betrachtet, da auch dort in einem Teilbereich wieder hochwertiges Ackerland betroffen sei. »Wenn es tatsächlich zur Ausweisung kommen sollte, wird die Politik aufgefordert, gemäß den Wahlversprechen tatsächlich nur an einheimische Unternehmen zu verkaufen.« Auch Flächen für Fotovoltaikanlagen sieht der Bauernverband aus demselben Grund kritisch.
Als Ortslandwirt für den Ortsteil Lang-Göns wurde Manfred Dern, als seine Stellvertreterin Vanessa Dern von der Landwirtschaftsverwaltung bestimmt. Für Dornholzhausen sind es Michel Zörner und als Stellvertreter Christoph Knies.
Am Arbeitskreis Landwirtschaft und Naturschutz nahmen Vertreter des Verbandes teil. Müller sprach sich dafür aus, die von einer Arbeitsgruppe des Landkreises Gießen erarbeitete Feldwegesatzung bis auf kleine Änderungen sowie die Pflegepläne für die Feldwege zu übernehmen. Die von der Gemeinde Langgöns beauftragte Starkregenanalyse sei ein Thema, mit dem sich auch die Landwirte beschäftigen müssten, um gegebenenfalls durch bestimmte Bearbeitungsmethoden die Abschirmung von Ackerland zu verhindern.
27 Mitglieder hatte der Bauernverband Ende 2021, das sind zwei weniger als im Vorjahr. Von den Betrieben sind noch zwei im landwirtschaftlichen Haupterwerb tätig, die Zahl ist im Vorjahresvergleich geblieben. Zehn Betriebe werden im Nebenerwerb geführt. Von den Betreibern widmen sich zwei der Pensionspferdehaltung, zwei der Ziegen- bzw. Schafhaltung sowie zwei der Direktvermarktung. Auch diese Zahlen blieben unverändert. Müller kündigte schon jetzt an, dass er sich im kommenden Jahr nicht mehr zur Wahl stellen werde.