Sicher durch digitale Welten

Langgöns (pku). Die Zahl ist durchaus beeindruckend. Wie viele internetfähige Geräte die Kinder besitzen, fragt Medienpädagogin Christine Weiß zu Beginn des Kurses. Und als dann Julius, der zwölfjährige Junge, an der Reihe ist, horchte auch Weiß auf. Fünf solcher Geräte nennt er sein eigen. »Ich habe ein Handy, ein Tablet, einen Computer, eine Smartwatch und eine Spielekonsole«, erzählt er.
»Sicherheit am Smartphone« heißt der Kurs, den Weiß im Rahmen der Langgönser Ferienspiele für die Acht- bis 14-Jährige durchführt. Denn eines ist klar: Für Kinder und Jugendliche ist der Alltag längst digital, sie wissen diesbezüglich oft mehr als ihre Eltern. Im Schnitt, so das Ergebnis der jüngsten Befragung des Digitalbranchenverbands Bitkom zum Onlineverhalten junger Menschen, sind Kinder und Jugendliche in Deutschland fast zwei Stunden täglich im Internet unterwegs, je älter, umso länger.
Nur wie geht das Ganze eben sicher? Und sind sich die Kinder überhaupt der Gefahren bewusst, die das Internet mit sich bringt? »Normalerweise werden die Kinder von ihren Eltern zum Termin geschickt«, erzählt Weiß. Meist weil vorherige Erziehungsmaßnahmen nicht gefruchtet haben. In Langgöns aber scheinen die Ferienspielkinder aus eigenem Antrieb gekommen zu sein. »Mich hat das Thema sehr interessiert, und ich wollte etwas darüber lernen«, sagt etwa Julius. Und auch die drei Schwestern Marie, Antonia und Gerda (elf, zehn und neun Jahre alt) geben an, dass sie sich tiefer mit der Thematik beschäftigen wollen - auch wenn Nesthäkchen Gerda noch kein eigenes Gerät besitzt.
»Viele Kinder unterschätzen die Gefahren, die bei der Benutzung des Smartphones auftreten können«, sagt Weiß, »ein Handy ist nicht vor Viren geschützt. Es kann genauso gut gehackt werden, wie ein Computer.« Dies sei vielen Kindern, aber auch etlichen Erwachsenen, nicht bewusst. Es werde vielmehr darauf vertraut, dass die Hersteller eine sichere Software und Firewall auf die Beine stellen und man bedenkenlos im Internet surfen könne. Weiß rät: »Man sollte vorsichtig sein. Eine Antivirus-Software ist auch auf dem Handy sehr sinnvoll.«
Neben den Sicherheitsrisiken, die es bei der Benutzung des Smartphones und des Internets gibt, sind auch die Apps, die auf den Handys benutzt werden können, eine potenzielle Gefahrenquelle. Allen voran Social Media.
Diejenigen, die die Inhalte auf den verschiedenen Plattformen erstellen, »haben einen enormen Einfluss auf die Jugend«, erklärt Weiß. Auch wenn vieles von dem, was im Internet gepostet wird, nicht so ist, wie es scheint. Mit Bild- und Videobearbeitungsprogrammen wird häufig die Realität verzerrt. Egal ob beim perfekten Selfie oder viralen Internet-Trend - nicht selten tricksen Influencer, um ein makelloses Aussehen oder eine falsche Realität vorzugaukeln. Weiß warnt aber noch vor sehr viel problematischeren Themen: »Es kann dann schnell sehr gefährlich werden, wenn solche Persönlichkeiten homophobe oder antisemitische Botschaften verbreiten.«
Es bleibt die Frage: Was Eltern tun können, um ihre Kinder für die Gefahren zu sensibilisieren? »Man sollte viel mit seinen Kindern kommunizieren«, sagt die Medienpädagogin. »Dabei ist es wichtig, immer auf Augenhöhe zu bleiben und ihnen zuhören, wenn sie etwas aus dem Internet begeistert.« Ferner seien strikte Verbote keine Lösung. Diese wecken beim Kind eine noch größere Neugier. »Wenn man als Elternteil die Inhalte eines Content Creator als nicht angemessen empfindet«, sagt Weiß, »sollte man dem Kind klar sagen, was problematisch ist und warum die Inhalte nicht mit dem eigenen Wertekompass übereinstimmen.«