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Schlüssel für 80 Jahre abgegeben

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Selters statt Sekt (v. l.): Gabriele Fuchs, Marius Reusch, Kirstin Velten-Wanke, Hartmut Sitzler, Claudia Kissling und Christoph Schaaf stoßen auf die Schlüsselübergabe an. © Imme Rieger

Langgöns (iri). Der Erbpachtvertrag wurde bereits vor einigen Wochen unterzeichnet und ist am 1. Mai in Kraft getreten. Nun erfolgte offiziell die Übergabe der Schlüssel des Strauchhofs, besser bekannt als Paul-Schneider-Freizeitheim, vom Kirchenkreis an Lahn und Dill an die Gemeinde Langgöns.

Die Gemeinde Langgöns hat die Immobilie mit dem umgebenden Gelände bis 30. April 2102 gepachtet. Der Kirchenkreis bleibt weiter Eigentümer. Die Kommune will auf dem Areal einen Naturkindergarten einrichten.

Dr. Hartmut Sitzler, Superintendent des Kirchenkreises, sagte: »Das Gefühl ist sehr gut, jetzt hier zu sitzen und zu wissen, dass es mit der pädagogischen Arbeit in diesem Haus weitergeht.« Das Haus hatte seit 1955 als Begegnungszentrum insbesondere Konfirmanden, aber auch Erwachsene beherbergt und wurde für Veranstaltungen und Seminare genutzt. Zuletzt sei es ein Zuschussbetrieb gewesen, deshalb sollte es verkauft werden. »Es freut uns, dass das jetzt geklappt hat, auch wenn wir es nicht selbst weiterführen können, aber wir können uns mit den Zielen der Gemeinde Langgöns identifizieren«, sagte Sitzler.

Bürgermeister Marius Reusch lobte die langwierigen, aber stets im »breiten Einvernehmen geklärten« Übernahmeverhandlungen mit dem Kirchenkreis: »Es war immer Einigungswille da.« Während die Verhandlungen liefen, wurde das Gebäude bereits zur Kita: Nach einem Wasserschaden im Kinderhaus in Lang-Göns musste innerhalb von wenigen Tagen ein Ausweichquartier her. Nach nur drei Werktagen war die Kita im Paul-Schneider-Freizeitheim betriebsbereit.

Zukünftig soll das Gebäude weiter ein »Haus der Bildung« bleiben. »Das Nutzungskonzept war dem Kirchenkreis sehr wichtig, weil auch eine enge Verbindung der Bürger zu dem Areal besteht«, erläuterte Dr. Claudia Kissling vom Kirchenkreis.

Gabriele Fuchs und Marius Reusch verrieten erste Eckdaten zur Naturkita. Das Konzept sieht Präsenzzeiten in der Natur und dem Gebäude als Rückzugsort vor. Mehrere Tipis werden im Wald errichtet, die Öffnungszeiten sind von 7 bis 17 Uhr. Kinder aus allen Ortsteilen können angemeldet werden.

Im ersten Schritt werden zwei Gruppen eingerichtet, anschließend soll eine grundlegende Renovierung des Hauses mit Mitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm IKEK erfolgen. Mittelfristig sollen es drei bis vier Gruppen sein, auch die Anschaffung von Tieren ähnlich einer Bauernhofkita ist angedacht.

Flüchtlinge bremsen Projekt nicht aus

Der idyllische Standort am Waldrand biete viele Möglichkeiten. »Er soll auch ein Anlaufpunkt für andere Kitas aus der Gemeinde und für Schulkinder werden, um hier Naturtage zu verbringen«, sagte Reusch. Es gebe auch schon erste Kontakte mit den Jagdpächtern, sie seien offen für Projekte. Das Gesamtkonzept müsse sich noch füllen. Neben der Naturkita wird es weitere Nutzungen im Haus geben, hier laufen die Verhandlungen noch. Der Name soll zukünftig »Naturkindertagesstätte Paul-Schneider-Haus« lauten.

Aktuell haben rund 30 Flüchtlinge aus der Ukraine eine vorübergehende Bleibe in dem Gebäude gefunden. Der Flüchtlingsbetrieb könne parallel zum Naturkindergarten weiterlaufen, es sei eine Übergangssituation, die noch ein paar Monate fortgeführt werden könne, sagte Reusch. Perspektivisch werden die Bewohner in Privatwohnungen untergebracht. Damit entgegnete der Bürgermeister Gerüchten, nach denen das Projekt Naturkita durch die Unterbringung der Flüchtlinge ausgehebelt worden sei.

Eine Kooperation bei der Naturkita mit der Gemeinde Hüttenberg habe sich »nicht weitergesponnen«, informierte der Bürgermeister. Zum einen habe Langgöns selbst einen hohen Eigenbedarf an Kitaplätzen, zum anderen habe Hüttenberg große eigene Planungen. »Die Tür ist noch nicht ganz zu, aktuell planen wir aber eigenständig.«

Bevor der Kitabetrieb im Herbst startet, wird die Zufahrtsstraße mit Rasengittersteinen erweitert und saniert, um die Erreichbarkeit zu verbessern. Die Arbeiten starten im Juni. Entsprechende Mittel waren im Haushalt 2022 eingestellt worden.

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