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Laternen taugen nicht als Ladesäulen

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Von: Patrick Dehnhardt

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In Langgöns - hier ein Bild aus Espa - hängen die Straßenlaternen an einem eigenen Stromnetz. Dieses ist allerdings nicht dafür ausgelegt, dass man daran noch E-Ladepunkte anschließen kann. ARCHIV © Patrick Dehnhardt

Langgöns (pad). Der Umweltausschuss der Gemeinde Langgöns beschäftigte sich nun mit dem Aufstellen weiterer E-Ladesäulen im Gemeindegebiet. Dabei zeigte sich, wie weit die Vorstellungen der Gemeinde und der Stromversorger auseinandergehen. Während EAM, OVAG, SWG und Co. Standorte an belebten Punkten wie etwa Supermärkten bevorzugen, da dort in kurzer Zeit viele Ladevorgänge abgefragt und sich so Schnellladesäulen rentieren können, will die Gemeinde Standorte an Bürgerhäusern und Sporthallen.

»Aus Sicht der Stromversorger sind Standorte an Bürgerhäusern nicht wirtschaftlich zu betreiben«, übermittelte Bürgermeister Marius Reusch das Ergebnis von Gesprächen.

Kleine Autos ohne Schnellladetechnik

In den Fokus des Ausschuss rückte dabei ein Problem: Wer eine Wandladebox zu Hause besitzt, lädt sein Auto dort und steht nicht am Bürgerhaus. Vor einem Problem stehen jedoch Mieter ohne eigenen oder gar festen Parkplatz, die klassischen »Laternenparker«. Denn ihnen bleibt derzeit nur die Möglichkeit, die wenigen öffentlichen Ladesäulen im Gemeindegebiet anzusteuern. Wenn es einmal mehr E-Autos gibt, werden diese kaum ausreichen. Zudem stellt sich die Frage, wer sein Auto dort abstellt und dann erstmal einen Kilometer nach Hause läuft. Michael Buss (Grüne) schlug darum vor, Ladesäulen hauptsächlich im Bereich von Mietwohnungen zu errichten. Reusch gab zu bedenken: »Das wird dann vom Verkehrsraum her spannend.«

In Langgöns zerschlug sich mittlerweile die Idee, dass man - wie in Schweden - an jeder Laterne eine Ladestation anbringen könne. Das Beleuchtungsnetz sei vom eigentlichen Stromnetz abgekoppelt und die Leitungen für solche Ladesysteme zu dünn, schilderte Reusch die Ergebnisse der Gespräche mit den Stromversorgern.

Lars Müller (CDU) gab zu bedenken, dass die Automobilkonzerne zudem die Technologie fürs schnelle Laden von E-Auto-Batterien nur im oberen Preissegment einbauen wollen. Die kleinen Autos würden hingegen damit nicht ausgestattet werden, sondern lange Zeit an den Ladesäulen hängen müssen. Das Thema soll weiter im Fokus bleiben.

Passend zum Thema Energiewende hatte eine Delegation der Gemeinde kürzlich das Energiedorf Oberrosphe besucht. Dort wird ehrenamtlich durch eine Genossenschaft eine Holzschnitzelheizanlage betrieben, die das Dorf heizt. Die Bürger bezahlen dabei einmalig einen Hausanschluss und werden gleichzeitig Genossenschaftsmitglied. Danach haben sie nur noch einen monatlichen Grundpreis und 0,083 Euro pro Kilowattstunden zu zahlen. Seit 2015 speist die Anlage sich zu 30 Prozent aus einer kostenlosen Astschnittannahmestelle.

Reusch sagte, dass dies gerade für die alten Ortskerne mit alten Wohngebäuden ein Beitrag zur Energiewende sei, da sich diese mit Wärmepumpen und Co. nicht wirtschaftlich heizen ließen. Er will in den Ortsbeiräten für das Thema werben, damit es vielleicht bald auch ein Energiedorf in Langgöns gibt.

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