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Gemeinde im Kreis Gießen plant Solarpark an der A45 - Über fünf Hektar Fläche

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Von: Patrick Dehnhardt

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Um etwas gegen hohe Energiepreise und den Klimawandel zu tun, wird in Langgöns über einen großen Solarpark gesprochen.

Langgöns - »Entscheidend ist es, einen Startschuss zu machen«, sagte Tim Schröder (CDU) im Umweltausschuss. Er plädierte, so wie viele andere Ausschussmitglieder dafür, noch im Dezember in der Gemeindevertretersitzung einen Grundsatzbeschluss für die Beteiligung der Kommune an einem Solarpark zu fällen.

Nachdem ein privater Investor bereits vor einiger Zeit angefragt hatte, ob er auf zwei Flächen nahe der A45-Talbrücke bei Langgöns Flächensolaranlagen aufbauen darf, geriet das Thema ins Blickfeld der Kommunalpolitik. Schnell wurde auch vonseiten der Landwirte klar gemacht: Was im Teilregionalplan Energie als Vorrangflächen für Solaranlagen ausgewiesen ist, wolle man aufgrund der guten Bodenqualität eigentlich nicht opfern.

Solarpark in Langgöns soll kommen - „Es macht erst ab vier Hektar Sinn“

Wie Tobias Doerk von der Ovag am Mittwoch im Umweltausschuss schilderte, sind einige dieser Flächen zudem zu klein, um sie wirtschaftlich zu betreiben. »Es macht erst ab vier Hektar Sinn.« Beispielsweise müsse das ganze Gelände eingezäunt werden, »sonst könnte man jede Woche fünf neue Wechselrichter aufhängen«, sagte Doerk. Um zwei Hektar einzuzäunen, braucht es weniger Zaun, als zwei mal einen Hektar einzufrieden.

Zentraler Punkt ist der Stromanschluss. Denn bei der Größe einer solchen Anlage muss in eine entsprechend dimensionierte Leitung eingespeist werden. So hatte es aus dem Ortsbeirat Cleeberg etwa den Vorschlag gegeben, eine durchaus genügend große Fläche am Kuchenberg zu prüfen. Dort sei aber - nach nicht abschließender Prüfung - die nächste Einspeismöglichkeit ins Netz erst in Hausen-Oes. Die Anschlussleitung dorthin zu legen, sei zu teuer.

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Blick von der Salzausfahrt über das »Ochsenmahr«, links verläuft die Bahnstrecke Linden-Langgöns. Auf den Wiesen und Feldern soll ein Solarpark entstehen. Sollten die Gemeindevertreter grünes Licht geben und alles glatt verlaufen, könnte er in zwei Jahren ans Netz gehen. © Patrick Dehnhardt

Der Ovag-Mann skizzierte ein Projekt, was sich aus seiner Sicht lohnen könnte: Im Nordzipfel der Gemeinde Langgöns, auf der anderen Seite des Hardtwalds nahe der Salzausfahrt der A 45 liegende über acht Hektar große Flächen in der Gemarkung »Ochsenmahr«. Ein Anschluss sei nur einen Kilometer entfernt an eine Leitung in Linden möglich.

Mit einem Hektar Flächensolaranlagen könnte man rund 280 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Würde man in dem Areal eine fünf Hektar umfassende Anlage errichten, würden die Investitionskosten bei rund 4,25 Millionen Euro liegen.

Die Gemeinde könnte in drei Modellen vom Solarpark »Ochsenmahr« profitieren, sagte Doerk. Nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz kann sie von jedem Betreiber - auch ohne dass ihr die Fläche gehört - pro produzierter Kilowattstunde 0,2 Cent Abgabe verlangen. Dies würde im Jahr rund 10 000 Euro in die Gemeindekasse spülen. Doerk sagte, dass sich dies auf den Strompreis für den Verbraucher nur marginal auswirke: »Von 45 Cent Strompreis sind nur 6 Cent der reine Energiepreis«, der Rest entfalle auf Umlagen, Steuern und sonstige Gebühren.

Solarpark an A45 bei Langgöns: Kommt die Bürgerbeteiligung?

Die zweite Variante ist, dass die Kommune die Ovag das Projekt planen lässt und dann beim Bau als Gesellschafter einsteigt. Dabei müsste sie mit Eigenkapital einsteigen. Als dritte Variante sei auch möglich, dass sie sich bereits an den Planungen beteilige. Dann trage sie aber auch daran einen Kostenanteil, falls sich diese als nicht umsetzbar herausstellen würden. Bei Modell 2 würde sie allerdings auch für Planungskosten zahlen.

Doerk nannte eine grobe Schätzung der Erträge: Eine Vergütung mit 7 Cent pro Kilowattstunde sei denkbar. Pro Jahr könnten bei einer 50/50-Beteiligung 20 000 Euro an die Gemeinde fließen. Hinzu käme beim »Ochsenmahr« die Pacht, da Langgöns im Besitz aller Flächen ist.

Michael Buss (Grüne) fragte, wie sich ein Solarpark auf die Flächen auswirke. Doerk sagte, die Vielfalt der Arten nehme im Vergleich zum vorherigen Acker- und Wiesenland deutlich zu. Die Fläche solle zudem schonend mit Schafen bewirtschaftet werden. Ausgleichsmaßnahmen für den Eingriff in die Natur seien notwendig, könnten aber auch auf der Fläche erfolgen.

Bürgermeister Marius Reusch sagte, die Gemeinde solle sich an dem Projekt stark beteiligen und sich auch für eine Bürgerbeteiligung stark machen. Dies könnte ein Einstieg in weitere Solarparkprojekte sein. Schröder sah es ähnlich: »Ich würde gerne mit einem Gebiet mit 50 Prozent und Bürgerbeteiligung beginnen.« Eva Oberschelp (Grüne) sagte, dass man aufgrund der Vorlaufzeit von zwei Jahren Tempo machen müsse. Das Thema solle in der Gemeindevertretersitzung im Dezember beraten und ein Grundsatzbeschluss getroffen werden. Reusch sagte, dass die Gemeinde hoffe, dass weitere regionale Stromanbieter Angebote für weitere Solarparks machen. (Patrick Dehnhardt)

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