Erstmeldung vom Samstag, 21. Mai, 22.13 Uhr: Vier kleine Lämmer wurden von einer Weide in Niederkleen gestohlen. Besitzer Max Textor ist über die Dreistigkeit der Täter oder des Täters erschüttert. Zumal sie auch unbeteiligte Gefahrsteilnehmer und die ganze Schafherde in Gefahr brachten.
Textor bekam am Freitagmorgen einen Anruf von seinem Nachbarn, ob Schafe ausgebrochen wären. Sofort wusste er, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. »Die büxen nicht aus«, sagt der junge Agrarwissenschaftler, der gemeinsam mit seinem Bruder einen landwirtschaftlichen Betrieb führt.
Auf seiner Schafweide am Kleebach fehlten nicht nur etliche Meter Elektrozaun, sondern auch vier Jungtiere. »Ein Lamm fanden wir mit zusammengebundenen Hinterbeinen noch auf der Koppel, vielleicht wurden die Diebe gestört oder das Lamm konnte ihnen unbemerkt entkommen«, vermutet der Niederkleener.
Obwohl der Zaun unter Strom stand, durchtrennten ihn die Diebe und entfernten ein zehn Meter langes Segment, welches sie auch mitnahmen. Textor hat den Zaun jedenfalls bis jetzt nicht wiedergefunden. Die kleine Schutzhütte, in der die Tiere vor Sonne und Regen Unterschlupf finden können, war auf ihren Giebel gestellt worden.
Durch die Lücke liefen die restlichen Tiere auf die Straße. Dort wurde ein umsichtiger Lkw-Fahrer auf die Herde aufmerksam, trieb sie von der Fahrbahn und rief in Niederkleen bei Textors Nachbar an. 13 Muttertiere mit 22 Lämmern, die meisten davon waren Anfang April geboren worden, standen auf der Weide. »Jetzt sind es nur noch 18 Lämmer, ich möchte nicht wissen, was den vieren zugestoßen ist.«
Es ist nicht der erste Tierdiebstahl: »Schon im vergangenen Jahr wurde uns im September ein großes Lamm gestohlen«, sagt Textor. Er vermutet, dass das Tier getötet und verspeist wurde. »Wir sind geschockt, entsetzt, wütend und sehr traurig«, gibt der Junglandwirt einen Einblick in seine Gefühle.
Normalerweise würden Lämmer erst im Alter zwischen sechs und zwölf Monaten geschlachtet, »wenn überhaupt«, sagt der Besitzer. Die Schafherde war anfangs ein Hobby für die Familie. Auch jetzt würden sie keine Gewinne abwerfen. Jedoch wollen die Textors die Herde vergrößern - und dafür braucht es Lämmer.
Die Schafe sind Mischlinge aus der Grundrasse Suffolk, die mit einem Merino-Mischling gekreuzt wurden, »deshalb sehen sie so verschieden aus. Die heutigen Tiere sind alles noch Nachkommen aus der Zucht meines Opas«, erzählt Textor. Die Schafe folgen ihm aufs Wort. »Deshalb war es auch überhaupt kein Problem, die Tiere heute Morgen wieder einzufangen.«
Alle Jungtiere haben eine Plakette mit der Betriebsnummer (DE GI 0090678) im Ohr. Auch ohne diese Nummer ist sich Max Textor sicher, seine Tiere identifizieren zu können: »Ich würde sie sofort unter 100 Lämmern erkennen.« Der finanzielle Schaden ist ihm relativ egal, aber sein Herz hängt an den Tieren.
Sein dringender Appell: »Bitte hören und schauen Sie sich um, ob jemand etwas gesehen oder gehört hat und melden Sie sich bitte bei uns oder der Polizei Gießen.« Sachdienliche Hinweise an die Polizei Gießen unter 06 41/70 06-0. (iri)
In Gießen wurden im vergangenen Jahr Schafe gestohlen.