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Im Netz der Internetkriminellen

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Von: Patrick Dehnhardt

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Gretchen Hilbrands stellt ihren zweiten Krimi »Im Schatten des Betrügers« vor. »Man muss gut recherchieren, sonst kann man nicht schreiben«, sagt sie über die umfangreichen Vorarbeiten für das Buch. © Patrick Dehnhardt

Internetkriminelle, eine Leiche in den Licher Peterseen und eine Geschäftsfrau, die auf die große Liebe hofft - das sind die Zutaten des neuen Krimis »Im Schatten des Betrügers« der Langgönser Autorin Gretchen Hilbrands.

Anstelle des Fangs seines Lebens zieht ein Angler aus den Licher Peterseen eine Leiche. Die Identität des Opfers ist zunächst unklar. Der Fall steht jedoch in Zusammenhang mit Ereignissen, die auf Sylt, am Otto-Leuchtturm in Ostfriesland, in Wetzlar sowie den Weiten des Internets spielen. Sie werden im neuen Kriminalroman »Im Schatten des Betrügers« der Langgönser Autorin Gretchen Hilbrands erzählt.

Das Buch ist nach »Lügen im Sturzflug« der zweite Krimi der Langgönser Autorin. Sie hat zudem die Ratgeber »Loben leicht gemacht« und »Schluss mit dem Gedankenkarussell« verfasst. Als Referentin ist sie deutschlandweit bei Elternforen, Frauenfrühstücken und Seniorennachmittagen unterwegs - wenn nicht gerade eine Pandemie diese Veranstaltungen unmöglich macht.

Die Protagonistin des Buchs, Bella, ist Anfang 40 und eine gestandene Geschäftsfrau. Zusammen mit ihrem Bruder Raik betreibt sie die Schuhgeschäfte »Luxus & Me(h)er«, die sie als Familienbetrieb von ihren Eltern geerbt haben. Während Raik bald Vater seines dritten Kindes wird, lebt Bella allein und praktisch nur für ihre Arbeit.

Da schneit eines Tages der elegante und eloquente Bodo in den Laden. Bella ist sofort hin und weg, zumal er sie auf Händen trägt und scheinbar einen siebten Sinn dafür hat, wenn es ihr schlecht geht, um dann da zu sein. Er ist Anwalt einer Frankfurter Bank, daher viel unterwegs, versucht dennoch, möglichst viel Zeit mit ihr zu verbringen.

Bereits als Kind hat sich Hilbrands gerne Erzählungen ausgedacht, später dann Miss-Marple-Krimis verschlungen. Genauso wie Agatha Christie setzt sie nicht auf blutrünstige Schocker, sondern auf Geschichten, in denen sich die Spannung durch die Handlung entwickelt.

Wichtig ist ihr zudem, christliche Inhalte in die Geschichte einfließen zu lassen. So findet Bella, die nichts mit der Kirche am Hut hat, Trost im Psalm 62. Eine Freundin hatte Hilbrands diesen empfohlen. »Ich war zunächst skeptisch«, bekennt sie. Doch dann bemerkte sie, dass diese Bibelstelle perfekt zu ihrer Geschichte passt.

Mit dem wachsenden gemeinsamen Glück mit Bodo beginnt Bella immer mehr, mit ihrem Leben auf Sylt zu hadern. Als er sie fragt, ob sie seine Frau werden möchte, sagt sie sofort »Ja«. Nach der Hochzeit im Pilsumer Leuchtturm kaufen beide ein Haus in Wetzlar, um dort neu anzufangen. Dass dieser Neuanfang in einem Desaster enden und von mehreren Todesfällen begleitet wird, kann Bella da noch nicht ahnen.

Gretchen Hilbrands stammt aus Ostfriesland - daher auch der für eine Person ihres Alters in Hessen eher ungewöhnliche Vorname. So wundert es auch nicht, dass sie selbst schon von Kriminellen angerufen wurde, die Senioren über den Tisch ziehen wollten.

»Während der Recherchen für den Krimi bekam ich einen Anruf von der Polizei aus Butzbach - mit Lindener Vorwahl«, schildert sie ein Beispiel. »Das hat mich sofort skeptisch gemacht.« Bereits nach ein paar Sätzen erwiderte sie dem ›Beamten‹: »Das muss ich jetzt wohl nicht ernst nehmen.« Dieser sagte daraufhin, sie könne ja die Nummer zurückrufen, um die Korrektheit zu überprüfen.

Hilbrands rief stattdessen unter der offiziellen Nummer der Polizei Butzbach an - wo man von dem vermeintlichen Kollegen noch nie was gehört hatte.

»Es werden Leute um ihr ein Leben lang Angespartes auf eine sehr miese Art und Weise betrogen«, sagt sie zu solchen Schockanrufen. Gleichzeitig sollten sich Opfer nicht schämen, sondern stattdessen zur Polizei gehen. Denn auf die perfiden Tricks der Telefon- und Internetkriminellen kann jeder hereinfallen, egal ob jung oder alt, hochgebildet oder Hauptschüler. »Die wissen genau, wie sie die Leute rhetorisch packen können.«

Bei ihren Recherchen hat Hilbrands herausgefunden, dass es allein 2020 in Deutschland 130 000 Fälle computerbezogener Kriminalität gab - sie reichen von falschen Online-Shops für Kleidung über gefälschte E-Mails von der Hausbank bis hin zu Betrügern, die im Ausland sitzen und den Opfern die große Liebe vorgaukeln, um dann in einer angeblichen Notlage finanzielle Unterstützung erhalten zu wollen. In »Im Schatten des Betrügers« werden viele dieser Maschen thematisiert - und auch die Tipps der Polizei.

Dass die Leiche vor den Toren Lichs auftaucht, daran haben Freunde Hilbrands »Schuld«, die sie mehrmals zu den Peterseen zum Wandern mitnahmen. Als sie den im See versinkenden Bahndamm der ehemaligen Strecke Lich-Münzenberg sah, dachte sie sich: »Das wäre ein guter Ort, um eine Leiche verschwinden zu lassen« - natürlich nur im literarischen Sinne.

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