Hilfe auf Augenhöhe

Langgöns (pad). Der Deutsche kommt und erklärt den Einheimischen, wie die Welt funktioniert - nicht selten sind Hilfsprojekte für Afrika nach diesem Muster gestrickt. Während die Geber sich in die Rolle der Helden einfühlen, werden die zu Helfenden in die Rolle des Bittstellers gedrängt und teils mit Geschenken beglückt, die sie gar nicht brauchen.
Genau dieses Muster will der Verein »Tandia« aus Langgöns nicht bedienen. Sein Ziel ist ein Kontakt auf Augenhöhe, von dem beide Seiten profitieren. In einer Ausstellung im Langgönser Rathaus stellt er nun seine Arbeit vor.
Regina Meißner initiierte 2015 die Gründung des Vereins, der aktuell 70 Mitglieder zählt. Sie hatte zuvor viele Jahre in der Entwicklungshilfe gearbeitet und weiß daher, wie die Menschen in Tansania ticken. Zudem hat sie die Erfahrung gemacht, dass kleine Organisationen oftmals effizienter arbeiten können und die Hilfe direkter ankommt. Denn diese können auch mit kleinen Projekten helfen, die für große Hilfsorganisationen uninteressant sind.
Gesundheit fördern
Schwerpunkte der Vereinsarbeit sind die Förderung der Bildung und insbesondere der Gesundheit in der Region Arusha nahe der Grenze nach Kenia. Dabei arbeitet Tandia unter anderem mit der Gesundheitsbehörde, Dorfgemeinschaft oder Schulen zusammen.
Meißner stellte bei der Ausstellungseröffnung eines der jüngste Projekte vor: Die Anschaffung eines Ultraschallgeräts. Dieses kommt insbesondere bei Schwangerschaftsuntersuchungen im Distriktkrankenhaus zum Einsatz. Wer schon einmal vor dem Bildschirm eines solchen Gerätes gesessen hat, der weiß, dass man das Bild erst einmal zu lesen lernen muss. Darum finanzierte Tandia in Kooperation auch einen entsprechenden Lehrgang mit einem Spezialisten.
Ein weiteres Projekt war der Bau eines Brunnens. Das Problem ist, dass die Region recht trocken und Wasserquellen oft weit entfernt sind. Von Leitungsnetzen kann man gerade auf dem Land nur träumen. »Wenn es um Gesundheit geht, spielt Wasser aber eine entscheidende Rolle«, sagte Meißner.
Für den Brunnen zwischen Kirche und Schule musste 150 Meter tief gebohrt werden. Doch der enorme Aufwand lohnte sich: Nun werden 1000 Schüler kostenfrei mit sauberem Trinkwasser versorgt. Insgesamt profitieren rund 6000 Menschen von dem Brunnen.
Während sich vieles in Tansania vom Leben in Deutschland unterscheidet, gibt es auch große Ähnlichkeiten - manchmal in Bereichen, wo man sie eigentlich nicht braucht. So dauert es auch dort teils mehrere Jahre, bis ein Projekt von der Planungsphase in die Realisierung kommt, schilderte Meißner. Bürgermeister Marius Reusch kommentierte dies mit einem Schmunzeln, weiß er doch selbst, wie lange hier beispielsweise der Umbau eines Kindergartens dauern kann.
Zur Eröffnung war auch eine Auswahl bunter Laptophüllen, Kosmetiktaschen und Weihnachtskugeln zu sehen. Diese wurden von Maasai-Frauen gefertigt, die sich zur Kooperative Bead by Bead zusammengeschlossen haben und sich mit dem Verkauf ein Zubrot verdienen.
Reusch wies in seinem Grußwort darauf hin, dass der Verein aufgrund seiner guten Arbeitsweise bereits Fördermittel vom Land und Bund für Projekte einwerben konnte. Er bezeichnete Tandia als ein Aushängeschild der Gemeinde.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Am Mittwoch, 12. Oktober, um 19 Uhr findet im Bürgerhaus in Lang-Göns ein bilderreicher Vortrag über die Projekte in Tansania statt. Weitere Informationen, auch zu Spendenmöglichkeiten, auf der Homepage www.tandia.de


