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Fenster made in Langgöns

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Von: Patrick Dehnhardt

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pad_fenster3_170922_4c © Patrick Dehnhardt

Eine Erfolgsgeschichte feiert Jubiläum: Vor 50 Jahren wurden die Glaswerke Wolff + Meier in Langgöns gegründet. Heute beschäftigt der Familienbetrieb rund 70 Mitarbeiter. Dieser ist nicht nur auf Isolierglasfenster, sondern auch auf Glasveredelung und Infrarotheizungen spezialisiert.

Es gibt Firmen, die werden gegründet, sind auf hohe Gewinne ausgelegt, wachsen rasant und zerplatzen dann wie eine Seifenblase. Die Glaswerke Wolff + Meier hatten seit jeher eine andere Firmenphilosophie: Das Unternehmen wollte stets solide wachsen und den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, hier bis zum Ruhestand zu arbeiten. Dieses Konzept geht seit 50 Jahren auf.

Im August 1972 gründete Kurt Wolff die Glaswerke. Er kam ursprünglich aus dem Landmaschinenhandel und Hallenbau, hatte jedoch das zukunftsträchtige Geschäftsfeld Isolierglas für sich entdeckt. Dass er sein Werk in Langgöns aufbaute, hatte strategische Gründe: Die gute Erreichbarkeit aus allen Richtungen, ob mit Auto, Lkw oder Bahn, ist noch heute ein Pluspunkt.

Der Firmengründer hatte den Markt richtig eingeschätzt: Die Nachfrage nach Isolierglas wuchs rasant. Zum einen boten sie einen besseren Schallschutz, vor allem ließ sich mit ihnen im Vergleich zur einfachen Verglasung aber ordentlich Energie einsparen. Zudem gab und gibt es Förderprogramme für die energetische Sanierung, bei der Glas eine große Rolle spielt.

»Die Verglasung macht einiges aus, was an Wärme aus dem Haus entweicht«, sagt Geschäftsführer Thomas Abeska. Das Energiesparen ist aktuell mehr denn je ein Thema und Isoliergläser aus Langgöns darum stark nachgefragt. »Unsere Gläser können einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten«, sagt Abeska. »Hochisolierende Scheiben werden benötigt, wenn man das Klimaziel erreichen will.«

Bis zu 1000 Scheiben werden täglich in der Fertigungsstraße in Langgöns hergestellt. Das Werk ist eines der modernsten in der Branche. Dies liegt zum einen daran, dass 1999 die Fabrikhalle komplett abbrannte und völlig neu aufgebaut wurde.

Zudem wurde kontinuierlich in moderne Technik investiert, zuletzt rund zwei Millionen Euro in die neue Fertigungsstraße. Ein Nebeneffekt des soliden Wachstums: Das Unternehmen ist seit über zehn Jahren schuldenfrei.

Es ist beeindruckend, die Geburtsstunde einer Isolierglasscheibe mitzuerleben. Die Basisglasscheiben mit einer Größe von fast 20 Quadratmetern werden durch Speziallaster ans Lager angeliefert. Ein computergesteuerter Krahn holt diese dann ab und legt sie auf einen großen Zuschneidtisch, auf dem sie computergesteuert und präzise in die passende Größe geschnitten werden.

Danach geht es durch eine gewaltige Waschmaschine, bevor die Mitarbeiter die Scheiben zum Zweifach- oder Dreifach-Isolierglas zusammenbauen. Die Hohlräume zwischen den Scheiben sind übrigens für eine bessere Wärmedämmung mit einem speziellen Gas gefüllt.

Der Transport eines Fensters ist eine heikle Sache. Wolff + Meier unterhält darum einen eigenen Fuhrpark mit speziellen Lkw. »Die Ladungssicherung ist enorm wichtig, damit dem Glas nichts passiert«, sagt Geschäftsführer Thomas Abes-ka, der zusammen mit Andreas Wolff und Jörg Bernhardt das Unternehmen leitet. Da braucht es die Kompetenz der eigenen Mitarbeiter. Denn nichts ist ärgerlicher, als wenn beim Kunden eine kaputte Scheibe ankommt. Zudem ist man so in Sachen Lieferungen enorm flexibel.

In Langgöns werden jedoch mehr als nur klassische Isoliergläser hergestellt. Die Glasveredelung ist ein weiterer Geschäftszweig. Mittlerweile werden beispielsweise in Küchen statt Fliesen bedruckte Rückwände aus Glas eingebaut. Diese werden von Wolff + Meier auch mit Wunschmotiven gestaltet, die Zuschnitte für die Steckdosen bereits im Werk vorgenommen.

Ein neues Geschäftsfeld, welches Wolff + Meier seit 2004 erschließt, sind Infrarotheizungen. Was hat das mit Glas zu tun? Die Technik lässt sich wunderbar hinter einer Glasscheibe montieren. Im Bad können so zum Beispiel Heizung und Spiegel vereint werden, mit dem Nebeneffekt, dass dieser nicht mehr beschlägt. Aber auch Fotomotive lassen sich auf die Glasscheiben der Infrarotheizung drucken. So kann das Bild aus der Toskana nicht nur die Erinnerungen, sondern auch den Raum aufwärmen.

Infrarotheizungen sind zum Beispiel für die Menschen eine Alternative, die ihre Nachtspeicheröfen austauschen wollen. Vertriebsmitarbeiter Simon Cempulik erklärt, dass sie in einem ganzheitlichen Energiekonzept für ein Haus eine große Rolle spielen können. Wer beispielsweise eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach und einen Stromspeicher im Keller hat, kann den eigenen Strom effektiv zum Heizen benutzen. Zudem sorgen die Infrarotheizungen für eine angenehme Wärme. Cempulik sagt: »Das fühlt sich wie Sonnenstrahlen auf der Haut an.« Der Vertrieb der Infrarotheizungen erfolgt über Vertriebspartner. Am Firmensitz selbst gibt es keinen Verkauf an Privatkunden.

In dem neuen Geschäftszweig arbeiten rund zwölf Mitarbeiter, auch hier erfolgt die Montage in Langgöns. Insgesamt zählt der in dritter Generation geführte Familienbetrieb Wolff + Meier im Jubiläumsjahr rund 70 Mitarbeiter. Viele von ihnen sind schon seit Jahrzehnten dabei, wollen bis zum Renteneintritt hier arbeiten. Diesen Wunsch zu erfüllen, ist ein weiteres Ziel des Familienunternehmens.

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pad_fenster4_170922_4c © Patrick Dehnhardt
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pad_fenster5_170922_4c © Patrick Dehnhardt

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