Entscheidung frühestens im Herbst

Langgöns (srs). Jutta Kutt bringt die Situation auf den Punkt. »Es ist ja nicht so, dass das Dekanat die Kirche ab sofort abschließt und wir sie nicht mehr nutzen können«, sagt die Langgönserin, die sich seit 50 Jahren im Kirchenvorstand engagiert. Noch sei eben nichts beschlossen. Nun sei die Zeit der Gespräche.
Die Existenz der evangelischen Kirche in Espa steht auf dem Prüfstand, die Schließung droht. Eine Entscheidung darüber wird allerdings frühestens im Herbst fallen, womöglich erst im Frühjahr kommenden Jahres. Dies bestätigt Anna-Luisa Hortien, Öffentlichkeitsreferentin des evangelischen Dekanats Wetterau.
Hintergrund der Überlegungen sind enorme Herausforderungen, vor denen die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau im Rahmen der Instandhaltung und Sanierung ihrer etwa 4500 Gebäude bei zugleich knappen finanziellen Ressourcen steht. Ziel ist, wie Hortien berichtet, die gesamtkirchlichen Bauzuweisungsmittel bis 2030 um 10 bis 15 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2020 strukturell zu reduzieren. Die Einsparung von Kosten solle »nicht durch schlichtes Kürzen der Zuweisungen erreicht werden«. Vielmehr sollen sich die Kirchengemeinden, die in der Regel Eigentümerinnen der Gebäude sind, gemeinsam mit Nachbargemeinden und dem Dekanat »bei maximaler Transparenz und Beteiligung über die Veränderungen verständigen«.
Baulast soll deutlich reduziert werden
Vor diesem Hintergrund haben Vertreter der Kirchengemeinden des jeweiligen Nachbarschaftsraums, der Kirchenverwaltung und des Dekanats Wetterau, zu dem die Kirche in Espa zählt, sämtliche Gebäude gemeinsam besichtigt.
Die Verwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau habe für jedes Gebäude anhand sogenannter Gebäudesteckbriefe Daten zusammengestellt und nun drei unterschiedliche Gebäudekonzepte mit Kürzungen vorgeschlagen, die den Einsparvorgaben gerecht werden. »Diese Varianten werden aktuell in Workshops in den Nachbarschaftsräumen bis zum Herbst dieses Jahres beraten.« Wenn alle Konzeptionen vorliegen und die Vorgaben zur Reduktion der Baulast im Dekanat mindestens um 20 Prozent insgesamt eingehalten wurden, werde die Dekanatssynode den Gebäudebedarfs- und -entwicklungsplan für das Dekanat voraussichtlich im Frühjahr 2024 beschließen.
Bei den Überlegungen sei nicht der Bedarf der einzelnen Kirchengemeinde ausschlaggebend, sondern der des Nachbarschaftsraums, betont Hortien. Kirchengemeinden eines Nachbarschaftsraums verständigen sich zum Beispiel darüber, welche Pfarrhäuser und welche Gemeindehäuser künftig in welcher Form genutzt werden sollen, ob gemeinsam mit anderen Kirchengemeinden oder zivilgesellschaftlichen Partnern. Zur Diskussion stehe auch, welche Gebäude rückgebaut, erweitert oder veräußert werden und welche Häuser keine Bauzuweisungsmittel mehr erhalten sollen.
Um die erforderlichen Einsparungen zu erreichen, werde es bei den Gemeindehäusern, von denen viele sanierungsbedürftig sind, voraussichtlich den stärksten Einschnitt geben, erklärt Hortien. Bei den Pfarrhäusern werde sich die Reduktion an den Rückgang der Pfarrstellen anpassen. »Die Anzahl der Pfarrstellen sinkt im Verhältnis zur Mitgliederentwicklung.«
Bis zum Jahr 2060 wird sich die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder in Deutschland etwa halbieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Vorausberechnung »Projektion 2060«, die die evangelische Kirche Deutschland in Auftrag gegeben hat. Damit verbunden ist auch ein zu erwartender Einbruch der Kirchensteuern.
Zum 1. Januar dieses Jahres haben sich die Gemeinden Espa und Cleeberg zusammengeschlossen. Ob die fusionierte Gemeinde weiterhin zwei Kirchen hält, ist fraglich. In Cleeberg steht eine jahrhundertealte, denkmalgeschütze Kirche, während das Gebäude in Espa aus dem Jahr 1964 stammt und stark sanierungsbedürftig ist.