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Dorfentwickler mit Erfahrung

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Karl-Dieter Schnarr © Imme Rieger

Langgöns (iri). Karl-Dieter Schnarr ist Stadtplaner und Architekt. Als Bauberater für die Förderung privater Projekte im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramms ist er im Auftrag der Gemeinde Langgöns tätig. »Die Dorfentwicklung im Rahmen des IKEK (Integriertes kommunales Entwicklungskonzept) deckt neben der Umsetzung kommunaler Projekte auch die wichtige Säule der privaten Förderung ab«, betonte der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch.

Gemeinsam mit Dr. Florian Warburg und Susanne Kozian von der Abteilung für den Ländlichen Raum der Kreise Gießen und Lahn-Dill in Wetzlar, wo die entsprechenden Förderanträge bearbeitet werden, stellte er den erfahrenen Dorfentwickler der Öffentlichkeit vor. Er arbeitet seit über 30 Jahren in diesem Kontext und sieht seine Rolle darin, interessierte Bürger zu beraten und ihre Wünsche an die Mitarbeiter der Abteilung für den Ländlichen Raum weiterzugeben. Dort werden dann die gestellten Förderanträge bearbeitet. Ziel des Angebots ist der Erhalt wertvoller dörflicher Baukultur. Dabei soll die Innenentwicklung gestärkt werden, die Ortskerne sollen funktional und gestalterisch erhalten und weiterentwickelt werden. Für Interessenten ist wichtig zu wissen: Die Beratung ist für alle Hausbesitzer kostenfrei, die ihre Liegenschaft in den ausgewiesenen Fördergebieten in den fünf Langgönser Ortsteilen Espa, Cleeberg, Oberkleen, Niederkleen und Dornholzhausen haben. Der Kernort Lang-Göns ist von diesem Förderprogramm ausgenommen. Die Förderbereiche können auf der Homepage der Gemeinde Langgöns unter der Rubrik »Dorfentwicklung« eingesehen werden. »Schön wäre es, wenn viele Bürger aus den Fördergebieten von der Beratung Gebrauch machen. Sie ist kostenfrei und wertvoll«, unterstrich der Rathauschef.

Susanne Kozian nannte die Maßnahmen, die gefördert werden: »Es geht in der Privatförderung um die Umnutzung, Sanierung, Erweiterung und den Neubau von Wohn-, Büro-, Wirtschafts- und Nebengebäuden im Ortskern sowie Wohnraumschaffung und Verbesserung der Wohnqualität, jeweils bei der Außensanierung und -gestaltung.« Auch die Erweiterung und Neuanlage von privaten Hof-, Garten-, und Grünflächen wird gefördert. Dabei werden die historisch wertvolle Bausubstanz in den Ortslagen, die Sanierung von Einzelkulturdenkmalen und energieeffiziente Maßnahmen vorrangig gefördert. »Energetische Maßnahmen ohne Verbesserung des Ortsbilds werden nicht unterstützt«, erläuterte Dr. Warburg. Die Förderquote liegt aktuell bei 35 Prozent auf die zuwendungsfähigen Netto-Ausgaben bei einem maximalen Zuschuss von 45 000 Euro pro Objekt, bei Einzelkulturdenkmal maximal 60 000 Euro.

»Antragsberechtigt sind Eigentümer einer Immobilie bzw. eines Grundstückes im Fördergebiet, das ist in der Regel der historische Ortskern.« Zum Schluss wird den Eigentümern ein Beratungsprotokoll zur Verfügung gestellt.

Seit Beginn der Umsetzungsphase der Dorfentwicklung im vergangenen September wurden im Rahmen der Bauberatung durch Karl-Dieter Schnarr insgesamt 21 Privatpersonen beraten. Davon haben sieben einen Förderantrag gestellt. Der Förderzeitraum geht bis 2027, jeweils am 1. April ist Stichtag. 2022, im ersten Jahr der Förderung, konnten bereits zwei Förderanträge mit einem Zuschuss von rund 27 000 Euro bewilligt werden. Aktuell liegen der Fach- und Förderbehörde fünf weitere Anträge zur Prüfung vor. »Die Beratung lief bis jetzt erfreulich an«, bilanzierte der Bürgermeister. Es seien überwiegend Anträge von denjenigen Bürgern gestellt worden, die das Angebot schon kannten, weil sie bereits an dem kommunalen Dorfentwicklungsprogramm IKEK beteiligt waren. Der erste Antragsschwung ist nun abgearbeitet. »Jetzt wollen wir die Tür für andere Private öffnen und dieses Angebot verstärkt in den Fokus rücken.« Denn es sei ein »ganz wichtiges Ziel für die Gemeinde«.

»In Langgöns gibt es sehr anspruchsvolle Ortskerne und Fachwerk in großer Fülle und Opulenz«, schilderte Karl-Dieter Schnarr seine positiven Eindrücke. Ihm liege vor allem das Ortsbild am Herzen. Aktuell sei die energetische Sanierung im Zuge der Dach- und Fassadenerneuerung ein großes Thema, das in die Gestaltung des Ortsbildes hineinspiele. Schnarr nannte auch ein Praxisbeispiel, für das es Förderung gab: Dabei wurde in einem Haus, das zur Vermietung umgerüstet werden sollte, das Dachgeschoss kostengünstig ausgebaut. Dabei entstanden zwei bis drei Wohneinheiten. Bürgermeister Marius Reusch verwies auf die Zeitschiene: »Es braucht schon etwas Vorlauf, gerade auch wenn das Denkmalamt einzubinden ist.« Der Rathauschef empfahl die Beratung in diesem Sommer, die Vorbereitung für den Antrag im Herbst und schließlich die Antragstellung im Winter. »Ich hoffe, dass viele Langgönser diese Chance nutzen«, wünschte er sich.

Wer an der Förderung im Zuge der Dorfentwicklung interessiert ist, sollte als erstes bei der Gemeinde Langgöns anfragen. Ansprechpartner ist Michael Gath vom Bauamt (Telefon 0 64 03/90 20 59). Im zweiten Schritt findet ein Beratungsgespräch am Objekt statt. Ansprechpartner ist Karl-Dieter Schnarr (Telefon 0 66 91/ 2 11 80). Der dritte Schritt ist die Förderleistung und Antragstellung bei der Abteilung für den Ländlichen Raum der Kreise Gießen und Lahn-Dill in Wetzlar. Ansprechpartnerin ist Architektin Susanne Kozian (Telefon 0 64 41/4 07-17 96). FOTO: IRI

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