Der Fall und Aufstieg des Josef

Die Geschichte von Josef, dem Neid seiner Brüder, seinem Fall und Aufstieg in Ägypten würde guten Stoff für eine Telenovela bieten. Im Lang-Gönser Bürgerhaus eröffnete nun eine Ausstellung, in der die Geschichte in Szene gesetzt wird: der Josefsweg.
Tische reihen sich an den Wänden des Clubraums im Lang-Gönser Bürgerhaus aneinander. Auf ihnen stehen Puppen, teils in prachtvollen Gewändern, teils in weniger schillernden Stoff gehüllt. Auf einem befindet sich ein Zelt, auf einem anderen eine Karawane mit Eseln, wieder ein paar Tische weiter ist ein ägyptischer Palast zu sehen.
Die Besucher haben auf den Stühlen in der Mitte des Raums Platz genommen. Dr. Hedwig Waldmann-Klement trägt mit ruhiger Stimme die Geschichte zu den einzelnen Szenen vor. Sie dreht sich um Josef, der von seinem Vater Jakob den anderen Brüdern vorgezogen wurde und dadurch deren Neid auf sich zog. Diese verkauften ihn eines Tages an eine Sklavenkarawane und gaukelten dem Vater den Tod des geliebten Sohnes vor.
Die Wolfsburger Künstlerin Renate Windisch hatte die Idee für den Josefsweg. Sie hatte bereits mehrfach biblische Geschichten auf diese Weise in Szene gesetzt, etwa zu Weihnachten und Ostern.
Für das neue Projekt suchte sie eine Mitstreiterin - und kam durch eine Verwechslung mit Waldmann-Klement in Kontakt. Windisch rief sie an, da sie eine Malerin suchte, welche für die neue Ausstellung die Hintergründe erschaffen sollte. Sie fragte nach Kontakten zu einer entsprechenden Künstlerin, da sie dachte, Waldmann-Klement sei eine Sandkünstlerin.
»Als sie mir von der Idee erzählte, hat sie mir gefallen«, sagte die Langgönserin. Sie klärte das Missverständnis auf und stieg in das Projekt mit ein. Zeit hatte sie, »alles andere Ehrenamt fiel ja wegen Corona weg«.
Innerhalb weniger Wochen gestaltete Waldmann-Klement die großformatigen Hintergründe. Dabei orientierte sie sich an Fotografien aus Israel und Ägypten. Ende März 2021 war alles bereit. Nur ließ die Pandemie damals noch keine Ausstellungen zu. Auch im Herbst wollte man aufgrund steigender Inzidenzen kein Risiko eingehen. Daher kommt die Wanderausstellung erst jetzt an einen ihrer beiden Entstehungsorte.
Ausstellung bis 20. März geöffnet
Doch auch jetzt ist die Lage ungünstig: Da der Clubraum im Bürgerhaus bald für Hilfsgüter für die Opfer des Ukrainekriegs benötigt wird, wurde die Ausstellungsdauer auf den 20. März verkürzt.
Waldmann-Klement hofft, dass bis dahin noch viele Besucher den Weg in den Clubraum finden. Mit viel Liebe zum Detail hat sie die Ausstellung aufgebaut. Um die Geschichte zu erzählen, greift sie nicht nur auf den biblischen Text, sondern auch den Koran zurück, in dem die Erzählung ebenfalls zu finden ist. Zudem hinterfragt sie die Rolle der einzelnen Figuren kritisch.
So habe Jakob den Konflikt dadurch erst heraufbeschworen, dass er die anderen Brüder spürbar geringer schätzte, als seinen Lieblingssohn Josef. Auch Josef habe doch Eitelkeit und als »Petze« durchaus dazu beigetragen, dass die Brüder ihn nicht mochten.
In Ägypten stieg er vom Sklaven zum Verwalter auf, um nach einer Intrige im Gefängnis zu landen. Dank seiner Traumdeutungskünste wurde er dort zum Vertreter des Pharaos und half, das Land auf eine Dürrezeit vorzubereiten. Als dann seine Brüder ohne ihn wiederzuerkennen bei ihm vorsprachen, um Getreide zu kaufen, nahm er Rache an ihnen. Waldmann-Klement hinterfragt, ob diese Retourkutsche notwendig gewesen sei.
Führungen durch die Ausstellung gibt es montags bis samstags um 9, 10, 14, 15, 16 und 18 Uhr, sonntags um 14, 15, 16 und 17 Uhr sowie nach Absprache. Da die Besucherzahl auf 15 Personen beschränkt ist (Ausnahme sind Kindergruppen), sollte man sich per E-Mail vorab unter waldmann.klement@ gmail.com anmelden.