40 Liter auf 100 Kilometer

Einen besonderen Geburtstag feierte die Freiwillige Feuerwehr Oberkleen dieser Tage: Das erste motorisierte Feuerwehrfahrzeug des Dorfs wurde 60.
Bis 1962 wurde der Brandschutz durch einen Tragkraftspritzenanhänger mit einer Feuerlöschkreiselpumpe vom Typ Flader sichergestellt. Der Anhänger wurde im Einsatzfall mit einem Traktor aus dem Gerätehaus im Erdgeschoss des Alten Rathauses zum Einsatzort oder zur Löschwasserentnahmestelle gezogen. Schnell ist das nicht unbedingt.
Darum war es 1962 ein enormer Fortschritt, als ein Fahrzeug kam, welches schnell im Ort, aber auch überörtlich Hilfe leisten konnte. Es handelte sich um ein Tanklöschfahrzeug mit einem 800-Liter-Wassertank und einer Schnellangriffseinrichtung, mit der man in kürzester Zeit kleine Brände bekämpfen konnte. Seine Fähigkeiten stellte der Unimog auch immer wieder bei Einsätzen unter Beweis.
Dass das Fahrzeug nach Oberkleen kam, lag daran, dass Anfang der 1960er Jahre bundesweit Löschzüge aufgestellt wurden, die im Katastrophenfall überörtlich Hilfe leisten sollten. Die Feuerwehrleute, die sich für den sogenannten zivilen Bevölkerungsschutz verpflichteten, wurden mit besonderer Einsatzkleidung und Atemschutzmasken ausgerüstet.
Oberkleen bildete mit Dornholzhausen, ebenfalls einem TLF 8, mit einem Rüstwagen für technische Hilfeleistung (RW1) aus Rechtenbach und einem LF 16 aus Hochelheim eine Einheit, ein sogenannter Löschzug Rettung. Überörtlich war dieser Löschzug allerdings nie im Einsatz.
Der Bund spendierte das Auto: Das Fahrzeug vom Hersteller Mercedes Benz ist ein Unimog (Universal-Motor-Gerät) vom Typ 404 S mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 4750 Kilogramm. Mit zuschaltbarem Allradantrieb und Differenzialsperren auf allen vier Rädern ist der Unimog extrem geländegängig. Die Steigfähigkeit im ersten Gang beträgt 70 Prozent. Das hatte auch alles seinen Preis: Auf 100 Kilometern schluckt er 40 Liter Normalbenzin.
Die Besatzung bestand aus dem Fahrer, gleichzeitig Maschinist, und zwei Einsatzkräften. Mit vier Saugschläuchen, neun B-Schläuchen und vier D-Schläuchen sowie einer Heckpumpe mit einer Förderleistung von 1600 Liter Wasser pro Minute war der Unimog ausgestattet. Für kleinere Brände stand noch eine tragbare Zweitaktpumpe bereit.
1984 erwarb die Gemeinde Langgöns den vom Bund ausgemusterten Unimog, weiterhin als Ergänzung für den örtlichen Brandschutz. Mit einem erheblichen finanziellen Aufwand wurde der Motor 2002 ausgetauscht und die Karosserie 2010 vollständig neu lackiert. Die Mittel dazu wurden ausschließlich vom Feuerwehrförderverein durch Mitgliedsbeiträge und Erlöse aus Veranstaltungen zur Verfügung gestellt.
Zu besonderen Anlässen wird der Feuerwehr-Oldtimer noch bewegt, gerne auch von jüngeren Einsatzkräften, die mal einen Feuerwehr-Oldtimer ohne Servolenkung und Assistenzsysteme fahren möchten. Das Fahren macht Spaß - das Volltanken hingegen weniger. Mittlerweile wird der Oberkleener Unimog nicht mehr als Einsatzfahrzeug genutzt, ist aber noch mit TÜV-Abnahme fahrtüchtig. iri/FOTO: IRI