Ladesäulen auch in den Stadtteilen?

Alle Fraktionen sind für die Förderung der E-Mobilität in Lich. Jetzt hat die CDU den Ausbau der Ladeinfrastruktur auch auf den Stadtteilen in die Diskussion gebracht. Doch der Teufel liegt im Detail.
Der BfL-Fraktionsvorsitzende Magnus Schneider hat eins. Sein Kollege von der SPD Knut Stieger auch. E-Autos sind auf dem Vormarsch, doch die Ladeinfrastruktur hinkt hinterher. Die CDU möchte das ändern. Sie sieht insbesondere auf den Stadtteilen Nachholbedarf und fordert am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss pro Ort mindestens eine E-Ladesäule mit einer Leistung von mindestens 11 KW. Um den Ausbau voranzubringen, sollten noch in diesem Jahr 40 000 Euro bereitgestellt werden. »Auch die Stadtteile sollen einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten können«, begründete Fraktionsvorsitzender Markus Pompalla den Vorstoß, der von den anderen Fraktionen grundsätzlich begrüßt wurde.
Doch der Teufel liegt im Detail. »Ich fahre selbst E-Auto und bin immer wieder erbost über die wenigen Lademöglichkeiten«, berichtete Magnus Schneider. Er stellte jedoch in Frage, ob sich die Stadtteile als Standorte eignen. »Wer soll die nutzen? Die E-Auto-Besitzer haben zu Hause doch eigene Wall-Boxen.« Deshalb schlug er vor, zunächst die Wirtschaftlichkeit zu prüfen.
Auch von den Freien Wählern kam Einspruch. Florian Stein schlug vor, zunächst die Ergebnisses eines vom Landkreis in Auftrag gegebenen Gutachtens einzuholen. Zudem erachtete er den Ansatz von 40 000 Euro als zu gering.
Pompalla hielt dagegen. Der Antrag sei als Denkanstoß zu betrachten. Eine reine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sei zudem nicht angeraten. »Die wird auf den Stadtteilen negativ ausfallen.« Es gehe vielmehr darum, den ländlichen Raum zu fördern und einen Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen. Auch der Bürgermeister will sich nicht allein auf die Wirtschaftlichkeit fokussieren und verwies auf die Ladesäulen in der Kernstadt. Seit der Strom hier bezahlt werden müsse, sei die Nutzung deutlich zurückgegangen. »Im Schnitt elf Ladezyklen im Monat«, sagte Dr. Julien Neubert. Deshalb müsse es bei der Umsetzung des Antrags vor allem darum gehen, in den Stadtteilen geeignete Standorte auszuwählen. Diese Aufgabe könnte der Klimaschutzmanager in Absprache mit dem Landkreis übernehmen. Zudem schlug er vor, die Realisierung auf das Haushaltsjahr 2023 zu verschieben. Ansonsten sei nämlich eine außerplanmäßige Ausgabe samt Gegenfinanzierung zu beschließen.
Für eine eingehendere Prüfung sprachen sich auch SPD, Grüne und FDP aus. »Es geht um technisch hochkomplizierte Fragen, die sich mit einem Symbolbeschluss nicht wegwischen lassen«, stellte FDP-Sprecher Dennis Pucher fest. Die CDU hingegen will nicht von einem Symbol sprechen. »Wir wollen die Infrastruktur nach und nach aufbauen«, betonte Markus Pompalla. Die geforderten 40 000 Euro seien nur ein erster Schritt. Bürgermeister Neubert rechnete vor, wie viel die Ausstattung aller acht Stadtteile mit Ladesäulen letztlich kosten würde: »Wir reden hier mal locker über eine halbe Million Euro.«
Bei zwei Enthaltungen der CDU einigte sich der Haupt- und Finanzausschuss schließlich darauf, den Antrag im Geschäftsgang zu belassen, die Expertise des Landkreises einzuholen und zu prüfen, welche Art von Ladesäule an welchem Standort zu welchen Kosten sinnvoll ist. Mit einer Umsetzung ist nicht vor 2023 zu rechnen. Nicht zuletzt aus Gründen, die nicht in der Hand der Stadt liegen, wie Grünen-Fraktionsvorsitzender Berchtold Büxel weiß. »Die Tiefbauunternehmen stehen nicht gerade Schlange.«