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Kulturzentrum auf der Kippe

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Von: Thomas Brückner

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Morgen Thema im Stadtparlament: geplantes Kultur- und Begegnungszentrum im ehemaligen Nahkauf (rote Säulen). © Thomas Brueckner

Das an Laubachs Marktplatz geplante Kultur- und Begegnungszentrum könnte auf den letzten Metern doch noch scheitern: Der Hauptausschuss hat die Bürgermeistervorlage auf Ankauf des Objekts mit knapper Mehrheit abgelehnt. Hauptargument: angesichts von 1,2 Millionen Euro für die Brunnensanierung nicht leistbar.

Die Eigentümerin, so Bürgermeister Meyer eingangs der HFBA-Sitzung, sei jüngst voll auf die Preisvorstellungen der Stadt eingegangen, wolle jetzt verkaufen. Daher das Vorziehen der bisher für Ende September geplanten »finalen Entscheidung«, die zugegeben kurzfristige Sondersitzung des Ausschusses.

Wichtiger erachtet: Wasserversorgung

Aufs Neue verwies der Rathauschef auf die Chancen des Projekts: Beseitigung eines Leerstands in zentraler Lage, Beitrag zur Belebung von Laubachs »guter Stube« mit einem Ort der Kultur und Begegnung. Dass der neue Trägerverein einen Beitrag zur Finanzierung leisten werde, fügte er an.

Weiter: Im alten Nahkauf könnte man auch das Mobiliar für den autofreien Marktplatz sowie das mangels Alternativen sonst gescheiterte barrierefreie öffentliche WC (Zugang via seitlichem Weg) unterbringen. Für Letzteres, veranschlagt mit 40 000 Euro, gebe es ein eigenes Budget, gespeist aus der »Hessenkasse«.

Begleitet vom Hinweis, dass das Parlament schon zweimal für das Projekt gestimmt habe, dann der eindringliche Appell, jetzt zuzugreifen und nicht zu spekulieren. Auch um - wie beim Alten Rathaus - eine ungewollte Folgenutzung durch andere Käufer zu vermeiden.

Von einer »inakzeptablen Drohgebärde« sprach zunächst Josef Neuhäuser, neun Jahre sei die Eignerin nicht verkaufsbereit gewesen. Der FW-Politiker warnte vor einer am Ende höheren Ausgabe als den genannten 300 000 Euro, hinzukämen Folgekosten. Die Sanierung des Brunnens für geschätzte 1,2 Millionen Euro sei wichtiger, auch gebe es genug Räume für Ausstellungen. Eindringlich auch sein Appell, hier aber zur Ausgabendisziplin, wolle man nicht eine Grundsteuer von 1000 Prozent riskieren.

Bauchschmerzen ob der Kosten quälen auch Hans-Georg Bernklau von der CDU. Florian Kempff (FDP) würdigte zwar das Bürgerengagement, doch erachtet er die Räume im ehemaligen Markt für einen Ort der Kultur als ungeeignet, da zu niedrig. Und der Verkauf an privat? »Als Liberaler«, so Kempff, sähe er darin nichts Negatives, zumal Aussicht auf Steuereinnahmen bestünde.

Meyers Position stützten Hans-Georg Teubner-Damster (Grüne), der sich auf die Vernetzung kultureller Initiativen der Stadtteile freute, und Dr. Ulf Häbel: Für den FW-Sprecher ist es prinzipiell sinnvoll, Energien aus der Bürgerschaft zu nutzen. Und: »Nach Corona lechzen die Menschen nach Kultur und Begegnung.«

Nachdem Bernhard Schmitz, Vorsitzender des Trägervereins, das Konzept erläutert hatte, schließlich die Abstimmung: viermal Nein von CDU (2), FW und FDP, dreimal Ja von FW (2) und Grünen sowie zwei Enthaltungen der SPD, für die Harald Mohr noch Beratungsbedarf, aber eine positive Haltung reklamierte.

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