Klares Votum der Abstimmenden
Gießen (so). Sternchen oder eine betonte Pause beispielsweise bei Teilnehmer-innen - die AfD sagt der gendergerechten Sprache in ihren vielfältigen Ausprägungen den Kampf an. Und scheiterte damit am Montag im Gießener Kreistag. Unter dem harmlos klingenden Titel »Einheitliche Sprachform in der Kreisverwaltung« beantragte die AfD-Fraktion, Behördentexte der Kreisverwaltung »lesefreundlicher und bürgernäher« zu verfassen.
Auf Fremdwörter und Fachbegriffe solle nach Möglichkeit verzichtet werden.
Was zu einer kurzen emotionalen Debatte führte, war der AfD-Antrag, dass in Mitteilungen, Dokumenten, Vordrucken, amtlichen Schreiben und im Internetauftritt des Kreises künftig auf Gender-Sprache verzichtet werden solle. Gender-Sternchen, Gender-Doppelpunkt, und Binnen-I seien grammatikalisch falsch. Stattdessen sollten, so die Vorstellung der AfD, die weibliche und die männliche Form verwendet werden. Man solle die Sprache »ihren Benutzern zurückgeben und das Gendern begraben«, anstatt den Menschen vorzuschreiben, wie sie zu sprechen und zu schreiben hätten, argumentierte Jörn Bauer (AfD). Schließlich lehnten Umfragen zufolge zwei Drittel der Bürger Gender-Sprache ab.
Desiree Becker von der Gießener Linken der AfD warf der AfD Begrenztheit vor mit einem Wort des Philosophen Ludwig Wittgenstein: »Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt«. Feministin Becker plädierte vehement dafür, sich auf Sprachformen zu einigen, die alle Geschlechter einschließen.
Wie sich die Vraktion dies vorstellt, sagte deren stellvertretender Vorsitzender Vyacheslaw Yashchenko: Anstelle der gendergerechten Sprache werde den Regeln der deutschen Grammatik und der Rechtschreibung entsprechend nur noch die weibliche Form verwendet, das so genannte »generische Femininum«. Das würde alle andere Geschlechter (m/d) mit einschließen. Yashchenko sprach’s - und erhob es zum Antrag.
»Satire«, meinte ein kopfschüttelnder Harald Scherer (FDP). Tim van Slobbe vom Kreisausländerbeirat setzte noch einen obenauf mit der Empfehlung, generell alle Anträge der AfD abzulehnen, »weil sie belanglos sind«.
So geschah es denn am Montag im Kreistag. Sowohl der von der AfD-Antrag auf Gender-Sprech-Verzicht, in der Vergangenheit mehrfach zurückgestellt oder zurückgezogen, als auch das generische Femininum wurden mit einem eindeutigen Votum der Abstimmenden aller anderen Fraktionen abgelehnt. Es wird also weiter »gegendert«.