Kegeln mit der Weltmeisterin
Bei den Ferienspielen in Linden tauchten 13 Kinder in die Welt des Kegelsports ein. Dass die als Kneipensport verschmähte Sportart durchaus mehr zu bieten hat, als nur stumpfes »Draufwerfen« war eine Erkenntnis der Kinder.
Im Rahmen der Ferienspiele der Gemeinde Linden hatte der Kegelverein »Gut Holz« in Großen-Linden interessierte Mädchen und Jungen eingeladen, um ein vielleicht bislang ungekanntes Talent im Kegeln zu entdecken.
»Viele verbinden Kegeln immer noch mit Kneipensport«, erzählt Weltmeisterin Yvonne Ruch. »Dass Kegeln jedoch keine lockere Freizeitbeschäftigung und auch kein bloßer Kneipensport ist, wissen viele nicht. Kegeln ist eine ernstzunehmende Sportart.« Und davon konnten sich die Kinder überzeugen. Anweisungen bekamen sie von echten Profis der Sportart: Heike Steinmüller, die Kegel-Bundestrainerin, Bundesliga-Spielerin und Weltmeisterin Yvonne Ruch zeigten den Kindern, was ihre Sportart eigentlich ausmacht und worauf sie zu achten haben. Unterstützt wurden sie von jugendlichen Vereinsmitgliedern, der 16-jährigen Lea und dem 14-jährigen Luca. »Kegeln macht unheimlich viel Spaß«, erzählt der 14-Jährige. Zum Kegeln sei er über einen Freund gekommen und jetzt seit fast vier Jahren dabei. »Kegeln ist nicht einfach stumpfes Draufwerfen, sondern viel Technik.«
Diese Technik bekamen die Kinder auch gezeigt: Anfangs sollten sie sich in einer Proberunde ein wenig warm spielen, um Gefühl für das Werfen und die Kugel zu entwickeln. Nun wurde ihnen vorgeführt, wie das Sportkegeln funktioniert und wie man einen richtigen Anlauf zum Wurf macht: Die 16-jährige Lea räumte beim Vorführen gleich »die Neun«, also alle Kegel, ab. Und gleich darauf wird die neu erlernte Technik auch von den Ferienspielkindern angewendet. Ebenfalls viel Spaß hatten die Kinder auch bei dem Spiel »Tannenbaum«. Um zu gewinnen, müssen hierbei gezielt Punkte geworfen werden. Wer zuerst alle nötigen Punkte abgeräumt hat, gewinnt das Spiel.
Für Bundestrainerin Steinmüller sind beim Kegeln vor allem Konzentration und Koordination das wichtigste. »Natürlich kommen dann alle anderen sportüblichen Dinge wie beispielsweise Kondition dazu«, sagt sie.
Das ideale Alter, um mit dem Kegeln zu beginnen, sei zwischen sieben und zehn Jahren. »Man kann aber natürlich auch später anfangen.« Auch Weltmeisterin Yvonne Ruch hat bereits als Kind mit dem Kegelsport angefangen. Mit sieben Jahren war sie Stadtmeisterin in Linden. Früher hätte es weit mehr Kinder im Jugendtraining gegeben. Sie sieht daher ein echtes Nachwuchsproblem bei der Sportart. Den Grund dafür vermutet sie in erster Linie bei dem vielfältigen Angebot, das es heutzutage im Sport gebe. Das Kegeln werde einfach häufig vergessen.
Mangelndes Interesse zeigt sich bei den Ferienspielkindern keineswegs. Ganz im Gegenteil: Neben den 13 Kindern, die vor Ort waren, standen noch zwölf weitere auf der Warteliste, die auch alle gerne zum Kegeln gekommen wären.
Nach drei Stunden und 60 Würfen pro Kind ist ein erfolgreicher Tag beim Kegelverein »Gut Holz« vorbei. »Ich glaube die Kinder hatten viel Spaß heute«, sagt Steinmüller. »Das sollte im Vordergrund stehen.« Sie hoffe aber auch, dass manche der Kinder vielleicht etwas Neues für sich entdeckt haben. »Wer will, kann gerne ins Probetraining kommen«, betont sie. Man habe gesehen, dass viele der Kinder Potenzial zum Kegeln hätten. Da kommt es gut, dass einige der Ferienspielkinder auch schon angekündigt haben, wiederzukommen: »Ich möchte das gerne weitermachen«, erzählt der neujährige Jakob. Auch Lara, die schon einmal mit ihren Großeltern kegeln war, möchte sich auf jeden Fall anmelden.