In der Würze liegt das Geheimnis

Wer sich des Morgens dem Haus Neustadt 25 in Geilshausen nähert, den empfängt der verführerische Duft geräucherter Forellen. Mehrmals die Woche heizt Matthias Schomber in aller Frühe den Ofen an - Nachschub, um bald darauf die Kunden in der Region zu verwöhnen. Freilich nicht nur mit Leckereien aus dem Rauch.
Unter »Forellenzucht und Räucherei« firmiert das Geschäft von Matthias Schomber. Einer, der aus seinem Hobby den Beruf gemacht hat.
Seit rund 30 Jahren fischt er in seiner Freizeit, war einige Jahre auch Vorstand der Angelgemeinschaft Geilshausen/Odenhausen. So lange, bis ihm das Geschäft, nach und nach ausgebaut, keine Zeit mehr dafür ließ. Anfang der Nullerjahre hatte der gelernte Betriebsschlosser den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Was ihn darin bestärkt haben dürfte: Zuvor bereits hatte er Forellen geräuchert, hatten ihm »Testesser« aus dem Freundes- und Bekanntenkreis Lob gezollt.
Zudem: Dem Vater gehörte eine Teichanlage, die er übernehmen konnte. Der Grundstock war somit gelegt. Später erwarb er eine größere in Odenhausen und erweiterte sie um mehrere Becken.
Neben Regenbogenforellen fühlen sich dort auch Saiblinge wohl. Schwimmen sie doch nach den Worten des 58 Jahre alten Schomber im »reinsten Quellwasser im ganzen Kreis«. Das nämlich spendiert der Appenbornbach, der nur drei, vier Kilometer entfernt entspringt, bar jeder Besiedlung durch die Feldgemarkung fließt, um oberhalb von Odenhausen einen »kleinen Umweg« über die Teichanlage zu machen. Und dort die Fische mit dem nötigen frischen, kühlen Wasser zu versorgen. Selbst in trockenen Sommern, so Schomber, sprudele die Quelle ergiebig. Zur Freude der Kiemenatmer, die somit unter besten äußeren Bedingungen wachsen und gedeihen.
Wesentliche Voraussetzung dafür ist der Sauerstoffgehalt, der gemeinhin mindestens acht Milligramm je Liter betragen soll. Schomber betont: »Ein Tag zu wenig, und sie sind alle tot.« Um für alle Fälle gewappnet zu sein, hat er Fotovoltaikmodule installiert, die den Strom für die Teichbelüfter liefern.
Forellen wie Saiblinge stammen aus eigener Zucht. Die befruchteten Fischeier liefert ein Fachhandel aus Dänemark ins Lumdatal.
Im Bruthaus wachsen die Larven zunächst zu Jungfischen heran. Sind sie sechs bis zehn Zentimeter groß, heißt es umziehen: »Ab in den Teich!« Versorgt mit speziellem Futter braucht es bei seinen Regenbogenforellen rund ein Jahr, bei Saiblingen etwa 18 Monate bis zur Schlachtreife.
Schombers Betrieb verarbeitet wöchentlich zwischen 300 und 400 Forellen. Bevor sie aber den Gaumen der Menschen erfreuen, kommen sie in ein Betonbecken mit klarem Wasser und werden nicht gefüttert. Neben dem frischen Quellwasser der Teiche soll das zum unverfälschten Geschmack beitragen.
Etwa 200 der Forellen wandern in den mit Buchenspänen befeuerten Räucherofen. Und zwar liegend, nicht wie üblich hängend. »So bleibt das Fleisch saftiger«, erklärt der Experte. Die Nacht vor dem Rauch ruhen die Fische in einer Mischung aus Salz und speziellen Gewürzen. Welche es sind, verrät er natürlich nicht, dies bleibt sein Geschäftsgeheimnis. Sei’s drum, für den Kunden entscheidend sind auch hier Qualität und Aroma des Produkts.
Das Angebot des Fischhandels beschränkt sich nicht auf den hausgemachten Räucherfisch, neben Forellen und Saiblingen übrigens auch Lachs. In der Theke des Verkaufswagens finden sich vielmehr jede Menge Seefisch, etwa Rotbarsch, Seelachs, Kabeljau oder Seeteufel.
Gemeinsam mit den geräucherten Spezialitäten werden sie auf (Wochen-)Märkten in Gießen, Großen-Buseck, Homberg/Ohm, Fellingshausen, Krofdorf-Gleiberg und Londorf feilgeboten. Dies sind weniger Destinationen als vor einem Jahr. Schomber: »Unser zweiter Wagen ist außer Betrieb. Seit einem Dreivierteljahr suchen wir nach Personal, haben mehrfach inseriert, aber es findet sich einfach niemand.«
