Absage nach Spahn-Aufruf – Kreis Gießen bevorzugt andere Impfstrategie

Das Impfzentrum in Heuchelheim reaktivieren? Nein, das will der Landkreis Gießen nicht. Hier setzt man im Kampf gegen Corona auf andere Strukturen.
Gießen/Heuchelheim – Gerade einen Monat ist es her, dass das Impfzentrum in Heuchelheim seine Pforten geschlossen hat, ebenso wie die meisten anderen Einrichtungen im Land. Jetzt ruft Gesundheitsminister Jens Spahn im Kampf gegen die vierte Welle zu einer Reaktivierung auf, um möglichst vielen Menschen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen. Ist das im Landkreis Gießen notwendig?
Nein, sagt Dr. Michael Thomas Knoll, im Hausärzteverband Hessen Vorsitzender des Bezirks Gießener Land. Mit den mobilen Angeboten des Kreises und den Impfungen durch die niedergelassenen Ärzte sei die Deckung des aktuellen Bedarfs »locker zu schaffen«. Bei der Kreisbehörde, wo der öffentliche Gesundheitsdienst angesiedelt ist, erteilt man Spahns Forderungen ebenfalls eine Absage. »Wir sehen für die (Wieder-)Eröffnung eines Impfzentrums nicht die Notwendigkeit«, erklärte Kreispressesprecher Dirk Wingender auf Anfrage der Gießener Allgemeinen Zeitung. Auch Hessens Sozialminister Kai Klose hatte sich am Montag gegen eine Reaktivierung ausgesprochen.
Corona-Impfkampagne im Landkreis Gießen: „Impfungen zu den Menschen bringen“
Gemeinsam mit den Kooperationspartnern DRK und Johanniter habe man frühzeitig zusätzliche Angebote gemacht, sei einer von wenigen hessischen Landkreisen, der über eine stationäre Impfambulanz verfüge, an die der Impfbus sowie die für Sonderimpftermine auf Märkten, in Einrichtungen und bei Veranstaltungen zuständigen mobilen Teams angegliedert seien. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, dass Letztere nach Abstimmung mit der lokalen Ärzteschaft unterstützend Auffrischungsimpfungen in Pflegeheimen vornehmen. Wingender: »Wir setzen auf die Strategie, die Impfungen zu den Menschen zu bringen, nicht umgekehrt.« Das werde sehr gut angenommen und sei ausbaufähig.
Sollten sich Bund und Land wie von Spahn gefordert dennoch für eine Wiedereröffnung der Imfpzentren aussprechen, stellen sich Fragen nach organisatorischem Aufwand, Dauer, Kosten und Örtlichkeit. Antworten darauf hält man beim Landkreis Gießen zum jetzigen Zeitpunkt allerdings für spekulativ. Die Dauer der Vorbereitungen würden vom genauen Umfang und den Aufgaben der neuen Einrichtung abhängen und davon wiederum die notwendige Kapazität an Personal, so Wingender. Der Kreispressesprecher weist aber darauf hin, dass »zwischen dem Einsatzbefehl zur Einrichtung der Impfzentren im vergangenen Herbst und der Herstellung der Betriebsbereitschaft gerade einmal knapp drei Wochen lagen«.
Corona-Impfkampagne im Landkreis Gießen: Impfzentrum wurde zurückgebaut
Ob das bis Ende September genutzte Gebäude noch zur Verfügung stünde, ist fraglich. Das Obergeschoss des Roller-Marktes hatte der Landkreis angemietet - ebenso wie wesentliche Teile des Mobiliars. Mittlerweile wurden die Räumlichkeiten aber zurückgebaut und an den Vermieter übergegeben. (ti)