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Ideen für bessere Verkehrsführung

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Von: Thomas Brückner

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tb_vg4_030222_4c © Thomas Brueckner

An Markttagen kennt auch Laubach das leidige Phänomen namens »Parkplatzsuchverkehr«. Auch knubbelt es sich öfters am Engelsbrunnen: Denn wer am Marktplatz parkt, muss in Richtung Bahnhof ausfahren, trifft bald auf den Verkehr aus der Unteren Langgasse - und musste zuvor bereits die »gut Stubb« als Wendehammer nutzen. Nur zwei Knackpunkte, für die ein Verkehrsgutachten nun Lösungen präsentiert.

Bereits 2020 in Auftrag gegeben, 2021 erstmals in der IKEK-Steuerungsgruppe vorgestellt, nehmen Laubachs Stadtverordnete erst jetzt die Beratung zum Verkehrsgutachten auf. Gründe für die Verzögerung: Corona und die langwierige Entscheidungsfindung zur Marktplatzumgestaltung.

Am Dienstag endlich präsentierte Thomas Pickel vom Planungsbüro »RT« nun auch den Fachausschüssen seine Ergebnisse auf Grundlage einer Bestandsanalyse.

Was den Kfz-Verkehr in der Innenstadt betrifft, ergaben Zählungen »moderate Verkehrsmengen«, auf den Hauptverkehrs- wie den Erschließungsstraßen (maximal 1600 Kfz im Ortskern). Eine hohe Auslastung der 290 Parkplätze von gut 90 Prozent wird nur am Markttag (donnerstags) ermittelt. Für den Marktplatz attestiert der Gutachter eine Überlastung der Parkstände, woraus häufiges Falschparken resultiere.

Als positiv im Sinne der Fußgänger würdigen die Experten den großen verkehrsberuhigten Bereich in der Altstadt. Bemängelt werden einzig teils zu schmale Gehwege und fehlende Querungshilfen an den Hauptverkehrsstraßen (etwa in Kaiserstraße). Geringerer Verbesserungsbedarf wird für den Radverkehr ausgemacht, da bereits einige Einbahnstraßen in Gegenrichtung befahrbar seien, es auch bei der Radwegeführung nur kleinere Lücken gebe. Was aber fehlt: separate Radwege in der Ortsdurchfahrt und mehr Abstellanlagen, gerade ob des E-Bike-Booms. Pickel schlug ferner eine Ausweitung der verkehrsberuhigten Zone vor. Prüfen sollte man das für den Hain, die westliche Bahnhofstraße und die nördliche Untere Langgasse.

Gegen Parkplätze auf Marktplatz

Vor allem im Fokus der Planer stand allerdings die Führung des Kfz-Verkehrs. Aktuell geschieht dies vorwiegend über Einbahnregelungen, wodurch Durchgangsverkehr aus der Altstadt herausgehalten wird. Die Zufahrt erfolgt vor allem über die Obere Langgasse (Anfahrt aus dem Osten) und die Untere Langgasse (Anfahrt aus dem Westen). Das Gros wird über die Bahnhofstraße oder den Hain aus der Altstadt hinausgeführt.

In diesem Zusammenhang kam Pickel auf erwähnten Problempunkt zu sprechen: Wer von der Unteren Langgasse kommend links abbiege, der sei - wegen des Durchfahrtsverbot in die Grünemannsgasse und der Einbahnregelung in der Oberen Langgasse - zur »Wendefahrt« über den Marktplatz gezwungen.

Ein Mangel, der in Variante 1 der Maßnahmenideen aufgegriffen wird: Danach würde es nicht mehr möglich sein, von der Unteren Langgasse links abzubiegen, wäre mithin die Zufahrt zum Marktplatz nurmehr über die Obere Langgasse oder via Untere Langgasse und nördliche Obergasse (Umkehrung der Einbahnregelung) möglich. Die Wendefahrt über Laubachs gute Stube wäre passé, diese erführe somit eine Aufwertung. Der Nachteil: mehr Verkehr in der (schmalen) Oberen Langgasse.

Variante 1b sieht als einzige Änderung einen Zweirichtungsverkehr in der Bahnhofstraße (bisher nur Ausfahrt aus Altstadt) vor, um den untergenutzten Parkplatz dort besser anzubinden. Was den weiteren Bestand an Stellflächen angeht, etwa der »Hinterhof« über der für Besucher wenig attraktiven Tiefgarage, so sieht der Gutachter kaum Erweiterungspotenzial. Solches macht er einzig an der leer stehenden Wache aus, wofür es freilich bessere städtebauliche Ideen geben dürfte.

Variante 2 des Gutachtens sieht wesentlich die Umkehrung der Einbahnregelung in der Oberen Langgasse vor. Freilich wurde bereits in der ersten Ausschussberatung am Dienstag eine klare Ablehnung deutlich, werde doch so die Durchfahrt der Altstadt durch »Abkürzer« möglich (auch die IKEK-Steuerungsgruppe hatte sich 2020 bereits für Variante 1 ausgesprochen, die Red.).

Die künftige Verkehrsführung, so sieht es der Planer, sei »größtenteils« unabhängig von der Gestaltung des Marktplatzes, wobei er für das weitgehende Freihalten vom fließenden und ruhenden Verkehr plädierte. Wie berichtet, hat Laubachs Stadtparlament 2020 die kleine Variante (Rollatorenweg) beschlossen. Ob jedoch einzig die Parkplätze vor dem Friseursalon bleiben, dafür fehlt es weiter an der finalen Entscheidung.

Der wird es auch bedürfen, wenn das Parlament das Verkehrsgutachten beraten haben wird. Wie sagte doch der Planer: »Die Grundsatzfrage lautet: Was ist uns als Stadt wichtiger: Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer?«

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