Ziel: Die Tür muss auf

Hungen (pad). Im Fernsehen sieht das ganz leicht aus: Ein durchtrainierter Polizist oder Rettungssanitäter hört die Schreie einer Frau in der Wohnung. Mit einem kleinen Anlauf und gezielten Schulterschubser bricht er die Tür auf - alternativ auch mit einem Tritt, bei dem dramatisch das Türblatt wegfliegt. In der Realität klappt so etwas allerdings nur mit einer Zimmertür aus Holz von anno dazumal.
Bei einer modernen Haustür mit Mehrfachverriegelung würde dieses Manöver eher mit einem Bein- oder Schlüsselbeinbruch als einem Öffnungserfolg enden.
Die modernen Haustüren sind stabil, sollen Einbrecher draußen halten. Allerdings gibt es Momente, wo diese Tür gewaltsam geöffnet werden muss - etwa wenn der Bewohner nach einem Sturz sich nicht mehr bewegen, geschweige denn aufmachen kann. In solch einem Fall ist dann die Freiwillige Feuerwehr gefragt.
Da diese Einsätze in den letzten Jahren zunehmen, bereiteten sich nun die Freiwilligen Feuerwehren Rodheim und Steinheim bei einem Ausbildungstag intensiv auf das Szenario vor. Dazu hatten sie eigens eine Übungstür von Technical Rescue Mittelhessen angemietet. Diese kann mit Kanthölzern verschlossen werden, die eine stabile Türverriegelung simulieren.
Der Ausbilder zeigte zunächst, wie man das Halligantool - ein Multifunktionsbrechwerkzeug, welches die meisten Feuerwehren besitzen - zwischen Türrahmen und Tür einsetzt, um danach eine optimale Hebelwirkung zu erzielen. War die Tür zu Anfang nur einfach verriegelt, was einer normalen Haustür entspricht, wurde später mit drei Riegeln geprobt - die gehobene Sicherheitsklasse.
Alternativer Weg durchs Fenster
Da so ein Aufbruch allerdings Zeit kostet und hohen Materialschaden anrichtet, sucht die Feuerwehr nach alternativen Wegen. Ein gekipptes Fenster kann - wenn es nicht in dieser Stellung abgeschlossen ist - mit spezieller Technik mit wenigen Handgriffen geöffnet werden. Auch dies wurde am Feuerwehrhaus Rodheim geübt. Die Schreinerei Emrich aus Eichelsdorf hatte dafür eigens Übungsfenster bereitgestellt.
Eine Möglichkeit, mit der man als Bewohner übrigens Feuerwehr und Rettungsdienst viel Arbeit ersparen kann: Einen Notfallschlüssel beim Nachbarn deponieren. Dann muss auch kein Fenster und keine Tür gewaltsam geöffnet werden.