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Wärme aus 100 Metern Tiefe

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Von: Patrick Dehnhardt

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Manfred Ehlers (l.) nimmt die Förderbescheide aus Händen von Priska Hinz (r.) entgegen. © Patrick Dehnhardt

Hungen (pad). Was verbindet ein 100 Meter tiefes Loch und das Heuchelheimer Rathaus? Demnächst eine Heizungsanlage. Das Gebäude soll eine sogenannte Sole-Wasser-Wärmepumpe erhalten. Zudem wird eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach errichtet. Da beides Energie spart und das Klima schont, fließen nun kräftig Fördergelder nach Heuchelheim. Umweltministerin Priska Hinz übergab die Bescheide über insgesamt 220 800 Euro am Mittwochnachmittag.

Erster Beigeordneter Dr. Manfred Ehlers begrüßte die Ministerin und gab einen Überblick über die geplanten Arbeiten. Die Sanierung des Rathauses ist auf der Zielgeraden. Der Bau stammt aus den 1970ern, war in den 1980ern erweitert und zwischendurch auch immer wieder ertüchtigt worden. Jedoch bot er viel Potenzial für Energiesparmaßnahmen. Statt einer Erdgasheizung soll in Zukunft die Sole-Wasser-Wärmepumpe das Gebäude klimatisieren.

Nicole Kandora von der Abteilung Hochbau erläuterte, dass dafür gut 100 Meter tiefe Löcher im Bereich des Parkplatzes gebohrt werden sollen. Über diese will man an Grundwasserschichten gelangen. Da dieses Wasser über das Jahr hinweg eine konstante Temperatur besitzt, soll damit die Wärmepumpe unterstützt werden. Die neue Heizungsanlage im Rathaus ist speziell darauf ausgelegt. »Sie läuft mit einer Vorlauftemperatur von 26 bis 28 Grad«, sagte Kandora.

Energiekosten sparen helfen soll auch die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Ehlers berichtete, dass die Kommune bereits zahlreiche E-Fahrzeuge im Einsatz hat, vom Ordnungsamt bis hin zum Bauhof. Auch bei Geräten achte man auf die Möglichkeit eines elektrischen Betriebs. »Wir wollen als nächstes eine Rüttelplatte mit E-Betrieb anschaffen«, sagte er. Da diese Geräte alle Strom verbrauchen, macht es für die Kommune Sinn, diesen auf dem eigenen Dach herzustellen.

90 Prozent regenerativ

Stolz berichtete Ehlers, dass Heuchelheim auf einem guten Weg in Richtung Klimaneutralität sei. Statistisch betrachtet würden 90 Prozent des privaten Stromverbrauchs aus regenerativen Quellen in der Gemeinde gedeckt. Einen großen Beitrag habe dazu das Heuchelheimer Energiesparforum HENEF geleistet, welches Hausbesitzer über die Möglichkeiten informiert habe. Nicht zuletzt habe die Industrie bereits 20 Prozent im Vergleich zu 2011 eingespart.

Die Umweltministerin zeigte sich von den Ergebnissen beeindruckt. Im Gegensatz zu manch anderer Kommune nehme Heuchelheim den Klimaschutz nicht als Belastung, sondern als Chance zum Sparen wahr. Sie übergab den Förderbescheid über 80 Prozent der Projektkosten.

Die Umweltministerin hatte allerdings eine schlechte Nachricht im Gepäck: Statt 80 Prozent wären auch 100 Prozent Förderung möglich gewesen. Jedoch ist die Gemeinde noch nicht dem »Bündnis der Klimakommunen« beigetreten, was dafür Bedingung gewesen wäre. Vermutlich wird dieser Punkt nun in einer der nächsten Gemeindevertretersitzungen ganz oben stehen.

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