Sinkt die Nachfrage nach Baugrundstücken?
Hungen (us). Der Magistrat tritt auf die Bremse: Die Entwicklung des nachhaltigen Baugebiets Hungen-West soll erst einmal nicht weiter vorangetrieben werden. »Wir stellen das Projekt bis 2023 zurück«, bestätigte Bürgermeister Rainer Wengorsch auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Magistrat habe seine Entscheidung vor dem Hintergrund der aktuellen Lage getroffen.
Konkret gemeint sind steigende Preise auf dem Bau, Lieferschwierigkeiten und höhere Zinsen, die Bauwillige ihre Investitionen überdenken lassen.
Auch in Hungen hat man diesbezüglich bereits Erfahrungen gemacht. In bestehenden Baugebieten seien in Einzelfällen bereits verkaufte Grundstücke zurückgegeben worden, sagte Wengorsch und nannte konkret die OVAG-Straße in Inheiden und das Baugebiet Müllerweg/Stockwiesen in der Kernstadt. Auch wenn es für diese Grundstücke genügend Bewerber auf der Warteliste gebe, wolle man bei der Entwicklung neuer Baugebiete mit Augenmaß agieren. »Der Ankauf von Flächen, die sich hinterher nicht vermarkten lassen, wäre ein finanzielles Desaster«, sagte Wengorsch. Zudem würde ein solches Vorgehen die Forderung nach einem sparsamen Umgang mit Flächen konterkarieren.
Die Vorbereitungen für das Baugebiet Hungen-West laufen seit etwa vier Jahren. Das städtebauliche Konzept, das ein besonderes Augenmerk auf klimafreundliches Wohnen legt, war vom Land Hessen mit Geldern aus dem Förderprogramm »Nachhaltiges Wohnumfeld« gefördert worden. Auf lange Sicht sollen am westlichen Stadtrand in mehreren Bauabschnitten rund 250 Bauplätze, ein Kindergarten sowie verschiedene Wohnformen für alle Generationen entstehen. Das Ganze mit hohen energetischen Standards, viel Grün und einer guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr.
Das Stadtparlament hatte den Entwurf des Bebauungsplans bereits beschlossen und den Magistrat beauftragt, die Vergabe an einen Projektentwickler vorzubereiten. »Einen konkreten Termin beinhaltet der Beschluss allerdings nicht«, sagt der Bürgermeister. Er hat den Hungener Ortsbeirat bereits von dem Moratorium in Kenntnis gesetzt. In der kommenden Woche will er auch die Stadtverordnetenversammlung informieren.