1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen
  3. Hungen

Seltene Vogelart im Wildniswald

Erstellt: Aktualisiert:

Von: red Redaktion

Kommentare

ik_Halsbandschnaepper_Dr__4c_2
In Hessen kommt der Halsbandschnäpper äußerst selten vor. FOTO: DR. THOMAS SACHER/PM © pv

Hungen/Laubach (pm). Man muss schon mit einem sehr gut trainierten Gehör ausgestattet und auf Vogelgesänge spezialisiert sein, um diese seltene Art im Wald wahrzunehmen. Der ehrenamtlich engagierte Ornithologe Sven Wagner, der zusammen mit Mona Kiepert seit einem guten Jahr die Vögel im Wildniswald kartiert, traute jedenfalls zunächst seinen Ohren kaum.

Aber nach einigen Gesangseinlagen des Vogels war er sich sicher, dass er einen Halsbandschnäpper gehört hat. Die aufgezeichnete Vogelstimme schickte Wagner noch an die Seltenheitskommission der hessischen Ornithologen, die den Nachweis bestätigte.

Der Halsbandschnäpper kommt in Hessen höchst selten vor. Für den Laubacher Wald liegt der letzte Nachweis gar mehr als 70 Jahre zurück.

Der Halsbandschnäpper, so erklärt Dr. Markus Dietz vom Institut für Tierökologie und Naturbildung, ist ein Charaktervogel alter Eichen- und Buchenwälder mit vielfältigen Naturwaldstrukturen, wie sie nur noch sehr selten zu finden sind. Dort brütet er in Spechthöhlen, die in ausreichendem Angebot vorhanden sein müssen. In den hiesigen Wirtschaftswäldern herrsche dagegen ein großer Mangel an solchen Höhlen, so Dietz.

Wagner hat den Halsbandschnäpper im Wildniswald zwischen Gonterskirchen, Villingen und Langd gefunden. In diesem Areal darf sich der Wald auf gut 1000 Hektar nach den Regeln eines Waldökosystems ohne forstliche Eingriffe entwickeln. Erst im vergangenen Jahr wurde die Fläche um Teile des gräflichen Waldes Solms-Laubach erweitert, genau hier siedelt nun der Halsbandschnäpper.

Aus der Naturwaldforschung sei bekannt, dass Wälder ohne forstliche Nutzung immer artenreicher und stabiler werden, erklärt Experte Dietz. Das wirke sich auch auf die Erholungsqualität für den Waldbesucher aus. Darüber hinaus sind Wildniswälder enorme CO2-Speicher, sie sichern ein kühles Regionalklima, dienen der Grundwasserneubildung und der Wasserrückhaltung bei Starkregen. Entscheidend für die vielfältigen Waldfunktionen ist laut Dietz aber, dass die Wälder in den zunehmend trockenen Sommern möglichst geschlossen bleiben und nicht durch fortlaufende Holzernte immer lichter und damit anfälliger geschlagen werden.

Entscheidung in Hungen

In der kommenden Woche entscheiden die Stadtverordneten in Hungen, ob auch 176 Hektar ihres Stadtwaldes Teil dieser bundesweit besonderen Waldfläche wird. Für Dietz und seine Kollegen wäre es »eine Entscheidung mit Weitsicht« für den Wald, aber auch für die Menschen ( Mehr dazu auf Seite 46 ).

Auch interessant

Kommentare