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Pilotprojekt startet an der Gesamtschule Hungen

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Hungen (ti). Dass die Hungener Gesamtschule und die Licher Anna-Freud-Schule zusammenarbeiten ist nicht neu. Wohl aber eine geplante Kooperationsklasse, die es nach den Sommerferien geben wird. Ziel ist es, Neuntklässlern bessere Chancen für das Erreichen des Hauptschulabschlusses zu bieten.

Und dafür werden neue Lernvoraussetzungen geschaffen. Lernen im Klassenverbund mit maximal drei Bezugspersonen statt Kursstruktur und wechselnde Lehrkräfte. Auf ein Jahr ist das Pilotprojekt angelegt. Gestern stellten es die Schulleiter Jörn Koppmann (GesaHu), Rainer Berk (AFS), Stufenleiter Joachim Braun (GesaHu) sowie die beiden Initiatorinnen und nach den Sommerferien zuständigen Lehrerinnen, Anne Ruth Schomber (AFS) und Andrea Elies (GesaHu) vor.

Mit dem neuen Angebot wollen die beiden Bildungseinrichtungen das theoretische Konstrukt Inklusion in die Realität umsetzen und so den Anforderungen des neuen Schulgesetzes gerecht werden. Die Schüler der Kooperationsklasse werden von einem Lehrerteam, Anne Ruth Schomber und Andrea Elies sowie einem zusätzlichen Kollegen, unterrichtet. Vorteile der Reduzierung auf drei Bezugspersonen sind eine konstante Beziehungsarbeit zu Schülern und deren Familien sowie eine bedarfsorientierte Förderung jedes Einzelnen.

Unterrichtsschwerpunkte sind die Erlebnispädagogik als methodisches Kernelement, die projektbezogene Arbeit – beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Chambré-Stiftung zum 9. November – und die Berufsorientierung. Letzteres wollen die beiden »Mütter der Idee«, wie Koppmann Schomber und Elies nannte, unter anderem mittels eines Langzeitpraktikums umsetzen. Einmal pro Woche soll es für die Jungen und Mädchen nach Abschluss der Herbstferien einen Praxistag geben, damit diese »wissen, warum sie das alles machen«, so Elies. Denn bei den künftigen Kooperationsklassenschülern handele es sich um schwer motivierbare Jugendliche. Für sie sei es wichtig, den Sinn ihres Tuns für das tägliche Leben zu erkennen. Und deshalb gelte es, Unterrichtsinhalte transparent zu machen.

Hospitation für Referendare

Dazu kommen Schnuppertage an Berufsschulen, die Teilnahme am Boys’ und Girls’ Day und die Einbindung in das OloV-Programm. Wichtig für das Projekt ist auch die Zusammenarbeit mit den Eltern, die bereits begonnen hat. Schon im Vorfeld wurden Väter und Mütter potenzieller Kooperationsklassen-Kandidaten (vor allem jene Schüler, deren Hauptschulabschluss gefährdet ist) angesprochen und über das geplante Projekt informiert. Ein gutes Dutzend Anmeldungen für die Kooperationsklasse liegen laut Schomber bereits vor. Maximal 18 Schüler dürfen es eigentlich sein. Aber: »Dem 19. schlagen wir sicher nicht die Tür vor der Nase zu.« Geplant sind halbjährliche Elterngespräche und Runde Tische sowie Informationsabende zu relevanten Themen aus den Bereichen Erziehung und Berufsorientierung.

Helfen soll das Projekt aber nicht nur den Hungener Schülern, die dank des Angebots in der Schäferstadt nicht den Weg nach Lich auf sich nehmen müssen, um doch noch ihren Hauptschulabschluss zu schaffen (Schomber wird für das Projekt von der AFS an die GesaHu abgeordnet), sondern auch Lehrern im Vorbereitungsdienst. Diese nämlich erhalten – in Kooperation mit dem Studienseminar – die Möglichkeit zur Hospitation in der Kooperationsklasse.

Ein Studientag pro Halbjahr, welcher in Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Referendaren vorbereitet wird, ist zunächst vorgesehen.

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