Kreis Gießen: Katze Frieda „geklaut“ - Nun soll Halter noch 420 Euro zahlen
Über Wochen hinweg war Katze Frieda verschwunden. Vermeintliche Tierschützer hatten sie nach Gießen ins Tierheim gebracht. Als die Besitzer die Katze zurückholen wollen, fordert das Tierheim von ihnen 420 Euro.
Hungen – Katze Frieda war als Freigängerin in Utphe (Hungen, Kreis Gießen) unterwegs. Eines Tages kam sie jedoch nicht nach Hause. Die Besitzer waren darüber zunächst nicht in Sorge. Da Frieda trächtig war, vermuteten sie, dass sie sich an ein stilles Plätzchen zurückgezogen hatte, um in Ruhe ihre Jungen zu kriegen.
Dies änderte sich allerdings, als Frieda auch nach Wochen nicht nach Hause kam. Ralph Mannert erinnerte sich daran, dass er zuvor von vermeintlichen Tierschützern auf Frieda angesprochen worden sei. Diese hatten kritisiert, dass das Tier frei herumlief - eine Katze gehöre in die Wohnung. Mannert hegte den Verdacht, dass sie Frieda einfach mitgenommen hatten.
Kreis Gießen: Fall Frieda sorgt für Unmut im Tierheim
Nun tauchte Frieda wieder auf: Als Vermittlungsfall des Tierheims in Gießen. Mannert meldete sich dort, um seine Katze abzuholen. Im Heim sagte man ihm, dass er Frieda nur zurückbekäme, wenn er 420 Euro für Tierarzt und Unterbringung der Katze zahlen würde. »Da klaut mir jemand meine Frieda und ich soll noch dafür bezahlen, dass ich sie zurückbekomme?«, ärgert sich der Utpher.
Beim Tierschutzverein Gießen ist man über den Fall Frieda alles andere als begeistert. Der stellvertretende Vorsitzende Harald Liebermann sagte auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Katze von einer namentlich bekannten Person im Tierheim abgegeben worden sei. Da das Tier nicht gechipt war und es auch keine Suchanzeige gab, sei es nicht möglich gewesen, den Besitzer schnell herauszufinden. Im Heim kamen drei Kätzchen zur Welt.
Darum durchlief sie das Standard-Prozedere für Fundtiere. Sie wurde tierärztlich untersucht und durchgeimpft, zudem auf Katzenkrankheiten getestet. Danach musste Frieda in Quarantäne. So will man verhindern, dass Fundtiere Krankheiten in das Tierheim mitbringen, erklärte Liebermann. Diese separate Unterbringung ist allerdings kostenintensiv und arbeitsaufwendig. Das Tierheim finanziere sich großteils über Spenden, zehn Mitarbeiter und 70 Ehrenamtliche sind im Einsatz.
Gleichzeitig wurde der Fund der Katze sowohl auf der Facebook-Seite des Tierheims als auch beim Fundtierservice Tasso gemeldet. Dies sehen die Tierheimregeln so vor: »Alles andere wäre Fundunterschlagung.«

Zudem sei es das Ziel des Tierschutzvereins, Tiere und ihre Besitzer wieder zusammenzubringen, sagt Liebermann. »Das Tierheim ist nie der beste Platz für ein Tier, sondern ein Zuhause.«
Kreis Gießen: Wer zahlt für Unterbringung von Katze Frieda im Tierheim?
Erst durch die Anfrage dieser Zeitung hatte er vom Fall Frieda und der im Raum stehenden Rechnung erfahren. Bei einem Treffen mit Mannert sei ihm schnell klar geworden, dass »sich um Frieda ordentlich gekümmert wird«. Die Katze habe zudem deutlich gezeigt, dass sie sich freue, ihre Besitzer wiederzusehen.
Die Eigentümer haben angeboten, die Tierarztkosten für Frieda zu übernehmen. Für die Unterbringung wollen sie jedoch nicht zahlen. »Das sollte man bei dem zurückholen, der unsere Katze einfach mitgenommen hat«, findet Mannert. Die Kätzchen sollen über das Tierheim vermittelt werden.
Frieda und ihre Kätzchen leben zunächst so lange weiter im Tierheim, bis die Kleinen alt genug sind und alles gelernt haben, was ihnen eine Katzenmutter mit auf dem Weg gibt. Dies sorgt allerdings für weitere Kosten und blockiert zudem Platz, den man für Tiere in Not benötigt.
Kreis Gießen: „Es ist nicht in Ordnung, einfach eine Katze mitzunehmen“
Den stellvertretenden Vorsitzenden ärgert daher die Aktion der vermeintlichen Tierschützer. »Es ist nicht in Ordnung, einfach eine Katze mitzunehmen.« Sollte man den Verdacht haben, dass ein Tier ohne Herrchen- oder Frauchen ist, dann solle man sich erst rund herum in der Nachbarschaft erkundigen, ob jemand das Tier kennt. Danach könne man den Fall dem örtlichen Ordnungsamt melden oder den TSV um Rat fragen.
Wenn man den Verdacht hat, dass ein Tier nicht ordentlich gehalten oder gepflegt wird, ist dies ein Fall fürs Veterinäramt, sagt Liebermann. »Das geht dann hin und schaut sich die Sache an.« Einfach selbst das Tier mitzunehmen gehe nicht: »Das ist Diebstahl.«
Liebermann wirbt gleichzeitig bei Katzenbesitzern dafür, ihr Tier chippen zu lassen und es dann auch bei Tasso zu melden. So könnten Fundtier und Besitzer innerhalb kurzer Zeit wieder zusammengebracht werden. »Das ist dann auch kostenlos.«
Auch Mannert ist froh, dass Frieda nun verzeichnet ist, falls sie nochmals vermeintlichen Tierschützern in die Hände fällt. »Ich will einfach meine Katze wieder haben.«
Frieda ist nicht die erste Freigänger-Katze, um die es in Gießen Zoff gibt: Der Fall weckt Erinnerungen an Kater Jackson, der ständig im Tierheim Gießen landete, weil ihn besorgte Passanten dort abgaben.