Hungen-West liegt auf Eis

  • VonRose-Rita Schäfer
    schließen

Hungen (rrs). Das Baugebiet Hungen-West war ein gewaltiger Plan: Auf rund 20 Hektar sollten circa 250 Bauplätze für bis zu 600 Wohneinheiten entstehen, dafür auch eine eigene Kita gebaut werden. Nun werden die Pläne erstmal auf Eis gelegt, wie Bürgermeister Rainer Wengorsch auf der Stadtverordnetenversammlung berichtete.

Der Magistrat hat am 20. September auf Anraten der Anwaltskanzlei Heussen beschlossen, die Ausschreibungen für die Projektsteuerung und Bodenbevorratung für das Baugebiet zurückzuziehen. Grund sind die stark veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wegen steigender Zinsen, Lieferengpässen und explodierenden Materialkosten vertagen viele Hauskäufer und Bauherren ihr Vorhaben und warten erst mal ab, sagte Wengorsch. Hungen wolle das Risiko steigender Baupreise und damit hoher Erschließungskosten sowie teurer kaum vermarktbarer Grundstücke nicht eingehen.

Der Landkreis rechnet in den kommenden Monaten mit steigenden Flüchtlingszahlen und beabsichtigt deshalb, in vier Kommunen neue Unterkünfte zu errichten, darunter auch in Hungen. Geplant ist hier die Errichtung eines Gebäudes in der Sudetenstraße in Holzbauweise.

Von der ursprünglich vorgesehenen Holzständerbauweise ist man abgerückt, um bei der Ausschreibung die Zahl der Angebote zu erhöhen. Zwölf Wohneinheiten für 48 Menschen sind vorgesehen. Die Stadt Hungen stellt dem Landkreis Gießen das Grundstück zur Verfügung, der darauf das Gebäude auf seine Kosten errichten und für acht Jahre nutzen wird. Nach Vertragsende wird die Stadt Hungen das Gebäude zum bestehenden Restwert übernehmen.

Mängelfreiheit

Allerdings müssen bei der Übergabe Dach, tragende Bauteile, Außenfassade sowie Elektro- und Heiztechnik in einem mängelfreien Zustand sein und es dürfen auch keine anderen Schäden wie etwa Schimmelbildung vorliegen, wurde festgezurrt. Im anderen Fall muss das Gebäude erst instandgesetzt werden. Die Stadt Hungen will die etwa 50 Quadratmeter großen Wohnungen dann günstig vermieten. Die Stadtverordneten stimmten dem Vertrag mit dem Landkreis einstimmig zu.

Die Ortsbeiräte sollen zukünftig stärker in die politischen Entscheidungen mit eingebunden werden. Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat sollen den Ortsbeirat zu allen wichtigen Angelegenheiten, die seinen Ortsbezirk betreffen, anhören. Dabei geht es um den Entwurf des Haushaltsplans und Investitionsprogramme, angefangen von öffentlichen Einrichtungen wie Bürgerhäuser, Kitas, Jugend- und Altenhilfe, Spielplätze, Schulen, Straßen, Erholungsgebiete bis hin zu Bebauungsplänen, Verkehrsführung, Wirtschaftsförderung und vieles mehr. Die weitere Beratung über diesen Antrag erfolgt im Hauptausschuss.

Kita-Lage entspannt

Die Kita-Lage hat sich zahlenmäßig entspannt: 682 Kinder haben zurzeit Anspruch auf einen Kita-Platz, dem stehen rechnerische 673 verfügbare Plätze gegenüber. Die restlichen neun wurden aufgefangen. Jedoch gibt es einige Eltern, die dafür nun ihr Kind teils zehn Kilometer und mehr in die Kita fahren müssen, da die ihnen nächste Einrichtung ausgelastet ist - teils sogar, wenn sie dieser gegenüber wohnen.

Ein Problem ist zudem, Fachkräfte zu finden - was jedoch alle Kommunen teilen. Hungen sucht daher auch nach Quereinsteigern in den Beruf.

Mehr zum Thema

Kommentare