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Ein ganz besonderes Jahr

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Von: Rose-Rita Schäfer

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Die Damen vom Tanzclub Blau-Gelb Hungen bei ihrer Darbietung. © Rose-Rita Schäfer

Hungen (rrs). Seit schon 1992 feiert die Stadt Hungen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten die Europawoche mit lokalen und aus europäischen Nachbarländern angereisten Gästen, Im Mittelpunkt stehen der europäische Gedanke und die Völkerverständigung. Dieses Jahr ist ganz besonders, gilt es doch, gleich zweier Jubiläen zu gedenken. Zum einen findet die Europawoche zwischen dem 19.

und 28. Mai und dem Brunnenfest am Pfingstwochenende zum 30. Mal statt. Zum anderen freut man sich über 35 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Hungen und dem französischen Saint-Bonnet de Mure.

Viele Gäste aus der französischen Partnerstadt sind zu den Festivitäten angereist, setzen so ein sichtbares Zeichen für ein friedvolles und respektvolles Miteinander der Nationen sowie für den kulturellen Austausch der Völker in Europa, wie es Bürgermeister Rainer Wengorsch trefflich formulierte.

Mit der offiziellen Eröffnungsfeier am Freitag startete Hungen in der voll besetzten Mehrzweckhalle Inheiden in die Europawoche mit ihren vielen von Schulen und Vereinen getragenen Veranstaltungen. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Frankfurter Jazz-Trio mit Kompositionen in der Tradition des »Great American Songbook«, während vier Damen von Tanzclub Blau-Gelb Hungen mit zwei orientalischen Tänzen in glitzernden Outfits begeisterten.

Der ehemalige Vorsitzende des Hungener Partnerschaftsvereins, Dieter Hausotter, begrüßte in Vertretung für die verhinderte neue Vorsitzende Dorothea Fago die Besucher: »35 Jahre Verschwisterung mit Saint-Bonnet de Mure sind schon etwas Besonderes, auf das wir stolz sein können«. Am Anfang standen die Kontakte zwischen dem Spielmannszug Hungen und der »Batterie Fanfare«, die sich 1987 bei einem Spielmannszug-Treffen kennengelernt hatten. Aus den losen Freundschaften entwickelten einige weitsichtigen Kommunalpolitiker eine mögliche Städtepartnerschaft, die dann am 24. September 1988 mit einem Partnerschaftsvertrag besiegelt wurde. Es folgten Kontakte zwischen den Vereinen, aber auch Privatpersonen, Besuche zu besonderen Festen wie auf französischer Seite dem Nationalfeiertag am 14 Juli oder dem Lichterfest im Dezember, in Hungen zur Europawoche, zum Schäferfest und Allerheiligenmarkt. Außerdem gibt es jeden Oktober ein Arbeitstreffen, wo über aktuelle Aktivitäten und Veranstaltungen in beiden Städten informiert wird, um die Partnerschaft lebendig zu halten.

»Gerade mit Blick auf den Ukraine-Krieg, die Flüchtlings- und Energiekrise und den Klimawandel ist ein gemeinsames Fundament von immenser Bedeutung für die europäischen Staaten. Wir dürfen uns nicht länger auf andere Länder wie die USA verlassen, müssen eigene Wege gehen, um uns auf dem Weltmarkt gegen China zu behaupten«, bekräftigte Hausotter und setzt für die Zukunft auf den europäischen Gedanken.

Bürgermeister Wengorsch erinnerte an die jahrhunderte-lange Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich. »Wir feiern die vergangenen 35 Jahre mit unseren französischen Freunden im Zeichen des vor 60 Jahren geschlossenen Élysée-Vertrages zwischen unseren beiden Ländern, der 18 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg den Trümmern und dem Hass die Vision von einem friedlichen Europa entgegensetzte«.

500 000 Menschen jubelten dem französischen Präsident de Gaulle zu, als er seinem ehemals größten Feind mit einem Versöhnungsangebot die Hand reichte. Heute gibt es über 2200 deutsch-französische Städtepartnerschaften mit vielen gegenseitigen Besuchen und Jugendaustausch.

Wengorsch bedauert, dass gerade jüngeren Menschen das Engagement fehle, wo doch auch sie durch Kontakte, Geselligkeit, Gastfreundschaft, Spracherwerb, Auslands-Praktika und nicht zuletzt durch die Neugier auf andere Kulturen profitieren würden. »Partnerschaften müssten gelebt und weiter entwickelt werden«.

»Unsere 35-jährige Freundschaft macht mich glücklich«, strahlte Jean-Pierre Jourdain, Bürgermeister von Saint-Bonnet de Mure und plädiert für die Intensivierung der Beziehungen. »Gerade merken wir, wie zerbrechlich der Friede ist. Europa hat jetzt die Pflicht vereint zu bleiben und Partnerschaften zu fördern, um das Gleichgewicht zwischen den Völkern zu bewahren«. Auch Florence Sapin, die Vorsitzende des französischen Partnerschaftsvereins, sprach sich für die europäische Einheit fußend auf Verständnis und Vertrauen aus. »Wir dürfen den Kontakt nie verlieren, müssen unsere Freundschaft pflegen - gemeinsam tragen wir die Verantwortung für den Fortbestand«.

Zum Schluss zeigte der Hungener Partnerschaftsverein ein Video mit alten Fotos aus 35 Jahren Städtepartnerschaft.

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Der Bürgermeister von Saint-Bonnet, Jean-Pierre Jourdain mit Frau (l.); dahinter Hungens Stadtverordnetenvorsteher Karl-Kudwig Büttel und rechts:Bürgermeister Rainer Wengorsch mit Frau. © Rose-Rita Schäfer

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