Bellersheim - Helau!

Hungen (pad). Bellersheim ist ein närrisches Dorf. Klar, dass da das 44-jährige Bestehen des Carnevals-Club Bellersheim (CCB) kräftig gefeiert werden musste. Wegen der Pandemie zwar ein Jahr später und dann auch noch im Sommer. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Als der Elferrat mit der Garde einmarschierte, war es, als wäre die fünfte Jahreszeit in den Sommer verlegt.
Die Eröffnungsrede blieb einer sehr jungen Büttenrednerin vorbehalten. Mia Weber wollte sie eigentlich schon im Februar halten, aber da fiel der Karneval leider aus.
Bürgermeister Rainer Wengorsch hielt fest: »Gegen all den realen Wahnsinn in der Welt hilft manchmal nur eine gewisse Narrheit.« Mit Blick auf die Kindertanzgarde und die Nachwuchsgarden sei die Zukunft des CCB gesichert. Und sagte, dass sich Kreisbeigeordneter Christian Zuckermann und er sich bei über 30 Grad im Festzelt einig seien: »Ein Helau bei sommerlichen Temperaturen ist eine gute Vorbereitung auf den Klimawandel.« Zuckermann fügte hinzu: »In Villingen sagt man: Wenn in Bellersheim Fasching gefeiert wird, ist Obbornhofen leer.« Die Leistungen des CCB seien beeindruckend.
Beleg dafür war die Kindergarde, die zur Melodie vom »Anton aus Tirol« zeigte, was sie zwischen Lockdown, Lockdown und CCB-Lok gelernt hatte. Markus Braun vom Interessenverband Mittelrheinischer Karneval erinnerte daran, dass eigentlich gilt: »Außerhalb der fünften Jahreszeit keine Kapp, kein Helau. - Aber wir haben so zwei Jahre hinter uns, da muss man nicht um sowas ein Geschiss machen.« Er freute sich, dass er endlich wieder einen Elferrat einziehen sehen konnte, »da hatte ich Gänsehaut«. Er verlieh Orden der Kampagne 2022 an Torsten Müller, Ulli Schmunk und Thomas Schäfer.
Ortsvorsteher Jörg Weil erinnerte sich: »44 Jahre CCB, das ist schon eine Nummer. Da hat man als Bellersheimer einige heiße Veranstaltungen mitgemacht.« Bellersheim sei ein ehrenamtlich engagiertes Dorf: »Eigentlich ist kein Bellersheimer nur in einem Verein. Das kein Mann bei den Landfrauen Mitglied ist, da muss nochmal langfristig drüber gesprochen werden.«
Sängerin Anja Weinert hatte mit »An Tagen wie diesen« den passenden Titel herausgesucht, wie das großteils stehende und mitklatschende Publikum bewies. Später sang auch Finn-Malte Zidek, unter anderem ein Liebeslied für die »Fleischereifachverkäuferin«.
Laudator Klaus Jäckel erinnerte sich daran, dass er in der Zeitung vom Pyjamaball gelesen hatte. Da wurde er neugierig. Als er dann eine Ausbildung in Friedberg antrat, nahm ihn Herby Müller immer mit dem Auto mit. »Seitdem kenne ich das komplette Liedgut der Flippers und den CCB.« Irgendwann wurde er dann gefragt, ob er Mitglied werden würde. »Ich muss zugeben: Ich weiß nicht, ob ich aus Überzeugung Mitglied geworden bin oder aus Angst, dass er mich nicht mehr mitnimmt.« Aber er habe es nie bereut. »Ein unerfahrener Kommunalpolitiker hat vorhin gesagt: Wenn in Bellersheim Karneval ist, ist Obbornhofen leer. Das stimmt schon: Denn sonst wäre die Halle leer.«
Gründungsmitglied Herby Müller ging selbst in die Bütt: »Was hätte ich nur gemacht, wenn es den CCB nicht gebe?« Fußball wäre es nicht geworden - sein einziges Tor hätte er bei einem 21:0 gegen Londorf geschossen »und auch nur, weil Egon Stiegl fragte, ob ich es nicht auch mal probieren wolle«. Er haute bei seiner ersten Büttenrede überhaupt ein paar Kalauer raus, à la »Ich habe meiner Pflanze angeboten, sie nur noch einmal pro Woche zu gießen. Sie ist darauf eingegangen. Als zum Abschluss des Programms die Große Garde auf der Bühne auflief, befeuerte dies die Stimmung nochmal richtig.