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Explosionen in Bank als versuchter Mord? 14-Jähriger in Gefahr gebracht

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Von: Larissa Wolf, Patrick Dehnhardt, Alexander Gottschalk

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Am Donnerstagmorgen (13.01.2022) sprengen drei Unbekannte zwei Automaten in einer Bank in Hungen (Kreis Gießen) und erbeuten Bargeld in unbekannter Höhe.
Am Donnerstagmorgen (13.01.2022) sprengen drei Unbekannte zwei Automaten in einer Bank in Hungen (Kreis Gießen) und erbeuten Bargeld in unbekannter Höhe. © Patrick Dehnhardt

Mitte Januar sprengen Unbekannte in Hungen (Kreis Gießen) zwei Geldautomaten. Jetzt kommen neue schockierende Details ans Licht.

Update vom Freitag, 11.02.2022, 13.23 Uhr: Nach den verheerenden Geldautomatensprengungen Mitte Januar in Hungen (Kreis Gießen) hat die Polizei jetzt Ermittlungen wegen des versuchten Mordes aufgenommen. Das teilten Staatsanwaltschaft und Kripo am Freitag (11.02.2022) mit. Demnach soll sich ein 14-jähriger Junge zufällig in der Nähe der Sparkassen-Filiale in der Obertorstraße aufgehalten haben, als dort der Sprengstoff detonierte. Der Jugendliche blieb glücklicherweise unverletzt. Die heftigen Explosionen verwüsteten aber die Bank und beschädigten benachbarte Gebäude (siehe Updates unten).

Da die Automatensprenger durch ihre Tat konkret ein Menschenleben gefährdet haben, wurde die Ermittlung von Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion zu versuchtem Mord ausgeweitet. »Die Täter haben billigend in Kauf genommen, dass ein Mensch tödlichen Schaden nimmt«, sagte Georg Ungefuk, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, gegenüber dieser Zeitung. Das Mordmerkmal der Habgier sei erfüllt, da es den Unbekannten bei ihrer Tat darum ging, an das Geld im Automaten zu kommen. Im Strafgesetzbuch heißt es, dass auch derjenige ein Mörder ist, der einen Menschen tötet, »um eine andere Straftat zu ermöglichen«. Dies wäre bei den Automatensprengungen der Fall. Dafür sieht das Gesetz eine lebenslange Freiheitsstrafe vor.

Automatenspreung in Hungen (Kreis Gießen): Täter könnten zu niederländischen Bande gehören

Die Suche nach den Tätern läuft weiter. Die Polizei fahndet nach drei Unbekannten, die Donnerstagnacht (13.01.2022) gegen 2.15 Uhr in einem silberfarbenen BMW aus Hungen (Kreis Gießen) flüchteten. Das Auto hatte ein Gießener Kennzeichen, das Stunden zuvor in der Straße „Am Sänges“ in Laubach-Röthges gestohlen worden war, wie nun bekannt wurde. Zeugen des Diebstahls sind gebeten, sich bei den Ermittlern zu melden (0641/7006-6555).

Die mutmaßlichen Geldautomatensprenger könnten zu einer niederländischen Bande gehören, vermutete die Polizei zuletzt. Die Kriminellen erbeuteten Bargeld in unbekannter Höhe, als sie mit Festsprengstoff zwei Geldautomaten in die Luft jagten. Dieser Sprengstoff gilt als besonders gefährlich, weil schwer kontrollierbar. Die Tatverdacht lautet deshalb auch auf „Verdacht der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion“.

Kreis Gießen: Heiße Spur führt nach Geldautomaten-Explosion ins Ausland

Update vom Montag, 17.01.2022, 12.48 Uhr: Nach der Geldautomatensprengung am Donnerstagmorgen (13.01.2022) in Hungen im Kreis Gießen verdichten sich die Hinweise, dass eine niederländische Tätergruppe am Werk war. Wie die Polizei auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, seien typische Spuren am Tatort gefunden worden, die darauf hindeuten. Zudem bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieselben Täter noch am selben Morgen einen Geldautomaten in Vellmar in Nordhessen gewaltsam mit Sprengstoff öffneten. Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise unter 06 41/70 06-65 55.

Bei der Sprengung zweier Geldautomaten der Sparkasse Laubach-Hungen in der Obertorstraße am 13. Januar war hoher Sachschaden entstanden. Das Filialgebäude wurde komplett verwüstet, an gegenüberliegenden Gebäuden Fenster und Schaufensterfronten beschädigt oder zerstört. Die Höhe der Beute, mit der die drei Täter in einem silberfarbenen 5er BMW flohen, ist weiterhin unklar.

Da die Filiale in Hungen bis auf Weiteres nicht nutzbar ist, hat die Sparkasse die Öffnungszeiten in den Filialen Laubach und Villingen angepasst. Diese sind von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, zudem montags, mittwochs und freitags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 14 bis 18.30 Uhr. Es werde mit Hochdruck an einer Zwischenlösung gearbeitet, »um den Kundenbetrieb in Hungen schnellstmöglich wieder aufzunehmen«, teilte eine Sprecherin der Sparkasse mit. Auch wegen der Geldautomatensprengung in Hungen (Kreis Gießen) schließt die Sparkasse Oberhessen jetzt ihre SB-Filialen.

Geldautomaten in Hungen (Kreis Gießen) gesprengt: Trio weiter auf der Flucht

+++ 15.15 Uhr: Das Sparkassengebäude in Hungen kann laut Aussage eines Statikers saniert werden. Das teilte die Sparkasse nun auf Anfrage dieser Zeitung mit. Die genaue Schadenshöhe lasse sich jedoch noch nicht beziffern. 

Update vom Freitag, 14.01.2022, 14.08 Uhr: Nach der Sprengung zweier Geldautomaten in der Hungener Innenstadt am frühen Donnerstag sind die Täter weiter auf der Flucht. Nach dem Trio wird gefahndet. Gegen 02.15 Uhr hatten zwei Unbekannte Sprengladungen in der Sparkassen-Filiale in der Obertorstraße gezündet, um so an den Inhalt der Geldautomaten zu gelangen. Ein Dritter wartete im Fluchtwagen, einem silberfarbenen 5er BMW. Die Detonationen waren so heftig, dass mehrere umliegende Gebäude beschädigt und das Bankgebäude verwüstet wurden. Ein Statiker muss prüfen, ob es saniert werden kann.

Automatensprengungen im Kreis Gießen: Spurenanalyse dauert an

Die Spurensicherung der Kriminalpolizei sicherte am Donnerstag Spuren in dem verwüsteten Gebäude. Die Analyse dauere an, teilte ein Sprecher der Polizei am Freitag mit. Man erhofft sich unter anderem Rückschlüsse auf die Identität der Täter sowie die Herkunft des Sprengstoffs.

Unklar ist weiterhin , ob es einen Zusammenhang zwischen der Tat in Hungen und einer Geldautomatensprengung 90 Minuten später im nordhessischen Vellmar gab. Dort sollen die Täter einen dunklen Fluchtwagen gefahren sein. Auch in Vellmar entstand ein enormer Sachschaden.
Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise, wenn jemand etwas Verdächtiges im Vorfeld der Automatensprengung in Hungen beobachtet hat, unter 06 41/70 06-65 55.

Kreis Gießen: Neue Details zu Geldautomaten-Explosion – Nachbar über Verwüstung: „Wäre tot gewesen“

Update vom Donnerstag, 13.01.2022, 13 Uhr: „Das hat mir Normalität nichts mehr zu tun“, sagt Rainer Biermann. Er betreibt in Hungen (Kreis Gießen) ein Bettenfachgeschäft, wohnt in einem Vorort. Am heutigen Donnerstagmorgen (13.01.2022) klingelte ihn die Polizei gegen 3 Uhr aus dem Bett. „Ich dachte zuerst, es wäre eingebrochen worden“, schildert er. Doch als die Beamten von einer Geldautomatensprengung in der Sparkasse gegenüber seines Geschäfts berichten und ihm sagen „Bereiten Sie sich auf ein Trümmerfeld vor“, ahnt er noch nicht, was ihn erwartet.

Gegen 2.15 Uhr schlagen am Donnerstagmorgen (13.01.2022) Automatensprenger in der Obertorstraße in Hungen zu. Wieder einmal. Erst im vergangenen März war die Filiale der Sparkasse Laubach-Hungen Ziel von Kriminellen gewesen. Dabei wurden die Automaten beschädigt, diese waren wochenlang außer Gefecht gesetzt. Doch was damals geschah, mutet gegenüber den Ereignissen der vergangenen Nacht als geradezu harmlos an: Vermutlich mit Festsprengstoff rücken die Täter den Geldautomaten zu Leibe. Das Problem dabei: Solcher Sprengstoff stammt aus dubiosen Quellen, ist teils Marke Eigenbau. Die Wirkung daher unkontrollierbar.

Automatensprengungen im Kreis Gießen: Explosion weckt halb Hungen

Als die Sprengladungen zünden, wird halb Hungen wach. Die Explosion ist enorm: Im Bankgebäude zerbersten sämtliche Fenster, Teile der Deckenverkleidung stürzen ein. Die Hauswände bekommen Risse, Dachziegel werden weggeschleudert. Ein Scherbenregen geht im Umkreis von über 100 Metern in der Innenstadt nieder.

Die Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite werden durch die Druckwelle enorm in Mitleidenschaft gezogen: Beim Friseursalon am Obertor werden Fenster und die Haustür aus dem Rahmen gedrückt. Nebenan beim Bettenhaus Biermann ist die Verwüstung noch schlimmer. Fast alle Schaufenster sind zerborsten, Scherben liegen meterweit im Geschäft. Auch hier wurde das Dach beschädigt, im Obergeschoss sind die Fenster zersprungen. „Selbst die Kellerfenster hat es reingedrückt“, berichtet Biermann, während er Scherben zusammenkehrt. Er schätzt den Schaden allein am Gebäude und der Ware im Geschäft auf einen sechsstelligen Betrag. „Wenn hier heute Nacht jemand vorbeigelaufen wäre, wäre er tot gewesen“, sagt er mit Blick auf das Trümmerfeld.

Dies dürfte den Tätern aber ziemlich egal gewesen sein. Sie raffen ihre Beute zusammen. Es handelt sich um ein Trio, teilt die Polizei mit. Während einer im Wagen wartete, brachten die beiden anderen die Sprengladungen an und rafften danach die Beute zusammen. In einem Video ist zu sehen. wie die Täter in einen silbernen 5er BMW springen und mit diesen Richtung Rathaus flüchten.

Automatensprengungen im Kreis Gießen: Schäden an Hungener Sparkasse massiv

Neben Polizei und Feuerwehr rücken Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes an. Die Kriminellen haben Sprengstoff am Tatort zurückgelassen, dieser wird abtransportiert und kontrolliert gesprengt. Die Täter sind noch immer flüchtig. Die Polizei bittet um Hinweise, wenn jemand den silbernen 5-er BMW im Vorfeld oder bei der Flucht in Hungen gesehen hat, unter . 06 41/70 06-65 55.

Der Schaden am Sparkassengebäude selbst lässt sich noch nicht abschätzen, dürfte aber in die Hunderttausende gehen. Das Gebäude muss nun erst einmal von einem Statiker geprüft werden, teilte eine Sprecherin der Sparkasse mit. Dort ist man sprachlos über das Ausmaß der Schäden – vor allen Dingen, da die Reparaturarbeiten nach der letzten Automatensprengung noch nicht lange zurückliegen. Wann in Hungen wieder ein Kundenverkehr möglich ist, ist noch nicht absehbar. Als Ersatz springen zunächst die Filialen in Villingen und Laubach ein.

Noch unklar ist, ob die Tat in Zusammenhang mit einer Geldautomatensprengung in derselben Nacht in Vellmar in Nordhessen* steht. Dort richteten die Täter einen Sachschaden von 300 000 Euro an, wie hna.de berichtet. Um 3.45 Uhr war ein Geldautomat aufgesprengt worden. Die Täter dort sollen laut Mitteilung der Polizei einen dunklen Audi gefahren sein. »Ein Zusammenhang zwischen beiden Taten wird geprüft«, sagte ein Polizeisprecher. Er könne derzeit jedoch weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.

Kreis Gießen: Geldautomaten gesprengt - Täter-Trio hinterlässt Verwüstung in Hungener Bank

Erstmeldung vom Donnerstag, 13.01.2022, 11 Uhr: Gießen/Hungen - Am frühen Donnerstagmorgen (13.01.2022) haben Automatensprenger in Hungen (Kreis Gießen) zugeschlagen. Nach Angaben der Polizei machten sich zwei Täter gegen 02.15 Uhr an zwei Automaten in einer Bank in der Obertorstraße zu schaffen. Dabei brachten sie eine bisher unbekannte Substanz an, um an das Bargeld zu gelangen. Zeugen berichten von insgesamt zwei Explosionen, die auch das Gebäude gegenüber stark beschädigten. Den entstandenen Sachschaden bezifferte die Polizei bisher nicht.

Auch das Gebäude auf der anderen Seite wurde durch die Detonationen in der Nacht vom Donnerstag (13.01.2022) stark beschädigt.
Auch das Gebäude auf der anderen Seite wurde durch die Detonationen in der Nacht vom Donnerstag (13.01.2022) stark beschädigt. © Patrick Dehnhardt.

Geldautomaten in Hungen (Kreis Gießen) gesprengt: Täter flüchten in BMW

Ein dritter Täter wartete in einem silbernen 5-er BMW. Nach den Sprengungen flüchtete das Trio in Richtung B457. Zur Menge des erbeuteten Bargelds konnte die Polizei bisher keine Angaben machen. Hinweise zum Tathergang nimmt die Kriminalpolizei Gießen unter Telefon 0641/7006-6555 entgegen. (red/laf) *giessener-allgemeine.de und hna.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

Ende vergangenen Jahres hatten Unbekannte versucht, einen Fahrkartenautomaten in Friedberg mit Böllern zu sprengen.

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