Hoffen auf neues Förderprogramm

Hüttenberg (pm/pad). Hinterher ist man immer schlauer: Diese Erfahrung macht derzeit auch der Trägerverein Hallenbad. Es geht um das Thema Fördergelder. Denn aus heutiger Sicht wäre es wohl günstiger gewesen, auf diese beim Hallenbadneubau zu verzichten. »Vor zwei Jahren hätte man vielleicht für sieben Millionen ein neues Hallenbad bekommen, aktuell wäre man bei elf Millionen Euro«, sagt Thomas Birkenstock, Vorsitzender des Trägervereins.
Dass es zu solch einer Preisexplosion bei den Material- und Baukosten infolge des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise kommen würde, konnten selbst Experten nicht ahnen.
Es jedoch einfach mal angehen - das ist im öffentlichen Bereich nicht so leicht. Denn sowohl die Verfahren für die Förderprogramme als auch die Ausschreibungen sind komplex. Dinge, auf die ein Privatmann nicht achten muss. Beispiel Förderung: Bei einem Bundesförderprogramm hoffte man, drei Millionen Euro zu erhalten. Dieses Geld war jedoch so stark nachgefragt, dass man nicht zum Zuge kam. Gleichzeitig hätte es sehr viel Mehraufwand mit sich gebracht. Denn die Förderbedingungen sahen vor, dass kein Generalunternehmer beauftragt werden durfte, sondern alle Gewerke einzeln hätten ausgeschrieben werden müssen. Ein großer Personalaufwand. Nun hofft man auf ein neues Bundesförderprogramm, welches auch günstigere Bedingungen als das vorherige mit sich bringt.
Ein Lob hat Birkenstock für die Hüttenberger Verwaltung: Dort seien die Mitarbeiter sehr hinter dem Thema her und würden dafür sorgen, dass es trotz der zahlreichen zu beachtenden Verfahrensschritte mit dem Badprojekt vorangeht. Die »Schwimmbadfraktion« in der Hüttenberger Gemeindevertretung stehe zudem weiterhin zusammen. Im Juli wird wohl darüber abgestimmt werden, was für ein Schwimmbad ausgeschrieben werden soll. Birkenstock hofft, dass gleichzeitig ein Finanzierungskonzept vorgelegt wird.
In den vergangenen Tagen wurde ein Gestaltungsentwurf für das Bad vorgestellt, um ein Gefühl für die Größenordnung und die Besonderheiten zu bekommen. Dieser sei sehr schön gewesen, sagt Birkenstock. Man müsse jedoch vielleicht noch ein paar Abstriche von »schön« zu »kostengünstig« machen. Bei dieser Betrachtung dürfen aus seiner Sicht nicht nur die Baukosten eine Rolle spielen, sondern müssen auch die Folgekosten in den Blick genommen werden. Dass es ein großes Schwimmbecken geben soll, ist gesetzt. Würde man noch ein großes Kinderplanschbecken bauen, würde dieses allein mit einer halben Million Euro Baukosten zu Buche schlagen. Auch ein zweites Becken mit in der Höhe verstellbarem Hubboden käme mit 2,5 Millionen Euro nicht gerade günstig. Zudem müsste das Wasser in diesen Becken auch wärmer sein, was zusätzliche Energiekosten verursache. Vor der Hallenbadschließung hatte man das Problem, dass so viele Gruppen das Bad nutzten, dass für offenen Schwimmbetrieb für Vereinsmitglieder die Zeitfenster eng wurden.
Ein zweites Becken würde daher gebraucht werden. »Man kann es vorschlagen - aber es muss auch finanzierbar sein, sowohl im Bau als auch Unterhalt«, sagt Birkenstock. Ein zweites Problem sieht Birkenstock in der Anordnung der Becken. Die Badeaufsicht muss so platziert werden können, dass sie beide Becken überblicken kann. Denn eine Verdopplung der Bademeisterstellen könne der Trägerverein finanziell nicht stemmen.
Vom Tisch scheint erst einmal die Idee, sowohl für das neue Hallenbad als auch die Sporthalle, die Bürgerstuben und das Feuerwehrhaus eine gemeinsame Heizungsanlage zu installieren. Bei der Konzeptvorstellung vor einigen Tagen rieten Experten davon aus verschiedenen Gründen ab. Zum einen sei das Hallenbad als Neubau energiespartechnisch auf dem neuesten Stand. Dass sei bei den Bürgerstuben und der Sporthalle nicht der Fall. Die Heizung hätte darum deutlich größer dimensioniert werden müssen. Gleichzeitig ist absehbar, dass sich auch an diesen Gebäuden mittelbar etwas tun wird und die Anlage dann Überkapazitäten hätte. Ein weiteres Problem sind erneut die Fördergelder. Denn an diese ist meist die Einhaltung bestimmter Energieeffizienzstandards gekoppelt. Bei den Bürgerstuben und der Sporthalle dürften diese sich jedoch nicht einhalten lassen, ohne ordentlich Geld in die Hand zu nehmen. Daher wurde eine separate Heizungsanlage für das Bad empfohlen.
In den kommenden Tagen stehen mehrere Meilensteine an. So müssen etwa im März weitere Unterlagen und Zahlen für das hessische SWIM-Förderprogramm eingereicht werden. Im Sommer dann werden die Kommunalpolitiker wohl beschließen, in die Ausschreibungsphase zu gehen. Diese muss aufgrund der Kostendimension europaweit erfolgen.
Birkenstock ist guter Hoffnung, dass in den nächsten drei Jahren das Projekt soweit voranschreitet, dass ein Badebetrieb am Horizont absehbar wird.