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Hilferuf aus Mragowo erhört

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Von: Thomas Brückner

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Nach 14 Stunden Fahrt: Ankunft der Kriegs-Flüchtlinge, die Grünberger aus Mragowo (Polen) abgeholt haben. - Links das Rathaus der Partnerstadt, das nachts in den Farben der Ukraine angestrahlt wird. © Thomas Brueckner

Grünberg (tb). Tolle Aktion: Aufgrund eines Hilferufs aus Grünbergs Partnerstadt Mragowo hatten sich Dienstagfrüh die Stadträte Tobias Lux und Jürgen Biedenkapp auf den Weg nach Polen gemacht. Der Gepäckraum des Reisebusses, aber auch die Sitze waren bis auf den letzten Zentimeter vollgepackt mit Spenden, vor allem Hygieneartikeln wie Windeln oder Duschgel, aber auch mit haltbaren Nahrungsmitteln.

Gestern sind die Helfer zurückgekehrt. Doch nicht allein: mit an Bord 14 Frauen und neun Kinder aus der Ukraine.

Eine der Frauen spricht recht gut Deutsch. So war aus erster Hand von den traumatischen Erlebnissen der Kriegsflüchtlinge zu erfahren. Biedenkapp: »Viele haben alles verloren, ihr ganzes Hab und Gut passt in einen Koffer.« Was nicht verwundert, stammt doch das Gros der Frauen und Kinder aus Kiew und Charkiw; Städte, die besonders stark unter den Raketen -und Bombenangriffen gelitten haben.

Die eine oder andere Frau, so weiter Biedenkapp, wisse auch nicht, ob sie ihren Mann, der sich der Armee angeschlossen hat, jemals wiedersehen wird. »Sie sind am Boden zerstört.« Schmerzliche Eindrücke, Begegnungen mit Opfern eines Krieges mitten in Europa, entfesselt von der russischen Machtelite.

Am Dienstagnachmittag waren die Grünberger im gut 1110 Kilometer entfernten Mragowo eingetroffen. Der Empfang in Masuren sei sehr herzlich gewesen, die Spenden seien, auch von Bürgermeister Dr. Stanislaw Bulajewski, mit großer Dankbarkeit entgegengenommen worden, berichtete Erster Stadtrat Lux, seit seiner Jugend in der Städtepartnerschaft engagiert.

Sein Dank galt nicht nur den vielen einzelnen Bürgern, die etwa Lebensmittel oder auch Geld, rund 2500 Euro, gestiftet haben. Sondern auch hiesigen Lebensmittelmärkten, dem Getränkehandel Riedmann oder dem Busunternehmen Philippi für ihre Hilfen.

In Mragowo sind inzwischen rund 800 Ukraine-Flüchtlinge gestrandet. Schon ob der kulturellen und sprachlichen Nähe zu Polen wollten viele dort bleiben, erfuhr Lux. Doch stoße die Aufnahmekapazitäten der 21 000-Einwohnerstadt an ihre Grenzen. Je zur Hälfte seien die Menschen privat oder in Hotels untergebracht. Am 1. April jedoch beginne die Urlaubssaison in Masuren, würden die Gästebetten gebraucht. Auch daher die Bitte um Aufnahme von Flüchtlingen in Grünberg.

Dort hatten bis Mittwoch rund 80 Ukrainer eine Bleibe gefunden. Für alle konnte der Kreis private Wohnungen oder Zimmer vermitteln. Die Neuankömmlinge indes werden sämtlich in Gastfamilien untergebracht. Mit Blick auf erwartete weitere Schutzsuchende braucht es weitere Mietangebote (möbliert). Offerten per Mail unter: gemeinschaftsunterkuenfte@lkgi.de.

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