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Hilfe für die Schwächsten

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Von: Ursula Sommerlad

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Mitglieder der BFF und Studierende der THM an der Mwreni-Schule in Tansania. © pv

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist für Millionen Menschen auf dieser Welt keine Selbstverständlichkeit. In Tansania sucht die Licher Hilfsorganisation BFF gemeinsam mit der THM nach Lösungswegen. Von der Kooperation profitieren Schulen, die benachteiligten Kindern eine Zuflucht bieten.

Die Saint-Francis-Schule liegt mitten in Tansania. Bis zum Fuße des Kilimandscharo ist es nicht weit, vielleicht 20 Kilometer. 750 Kinder werden hier unterrichtet, viele von ihnen leiden unter Albinismus und anderen Beeinträchtigungen. Als Ralf Naujoks, der Vorsitzende der Better Future Foundation (BFF) mit Sitz in Lich, die Schule vor mehr als zwei Jahren besuchte, bestand die Wasserversorgung aus einem schmalen Schlauch.

Von seiner Reise kehrte der Allgemeinmediziner aus Villingen mit zwei Flaschen Wasser zurück. Er hatte sie einer Bohrstelle entnommen. »Ich suchte jemanden, der sie untersuchen kann«, erinnert er sich. So stieß er auf Harald Platen, Professor für Umweltanalytik und Ökotoxikologie an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Mit der Wasserprobe begann eine enge Zusammenarbeit. Mittlerweile sitzt der Wissenschaftler im Vorstand der BFF, die ihre Ziele in dem Slogan »Den Schwächsten helfen« zusammengefasst hat. Sein privates Engagement und seine berufliche Tätigkeit ergänzen sich. »Wassertechnik für Entwicklungsländer« heißt einer seiner Kurse an der THM, in dem die Studierenden die Funktionsweise eines in Kassel entwickelten Filtersystems kennenlernen. An der Saint-Francis-Schule konnten sie die Theorie in die Praxis umsetzen. Ende 2021 haben sie dort eine Wasserwiederaufbereitung installiert.

Ohne die BFF hätte dieses Projekt nicht stattfinden können, sagt Platen. Der Verein, der vor Ort mit seiner Tochterorganisation BFF Tansania kooperiert, habe die Kontakte geknüpft, den Reiseplan aufgestellt und die Filteranlage finanziert. Bei ihrer Abreise hinterließen die Studenten eine leicht verständliche Gebrauchsanleitung. Das findet BFF-Vorsitzender Naujoks besonders wichtig. »Wir wollen Projekte, die nachhaltig sind«, sagt er.

Dass dem nicht immer so ist, haben Platen und seine Studenten auf der zweiten Station ihrer Reise gelernt, der Mwreni-Schule. In dem Internat, in dem ebenfalls viele kranke und benachteiligte Kinder eine Zuflucht gefunden haben, lief die Pumpe zur Bewässerung des für die Selbstversorgung so wichtigen Schulgartens nur mit teurem Strom. Dabei gab es auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage, errichtet von einer österreichischen Hilfsorganisation. Aber nicht gepflegt. Sie funktionierte nicht mehr.

Mit Know-how konnten die Besucher in diesem Fall nicht helfen. Aber mit Geld aus der Kasse der BFF.« »Eine spontane Aktion«, erinnert sich Platen. Ein einheimischer Elektriker wurde herbeigeholt. Der Mann besah sich den Schaden eine Eile und entschied dann: »I think, I can do it.« »Innerhalb einer Viertelstunde brachte er die Anlage wieder zum Laufen«, erzählt Platen. »Ein richtiges Erfolgserlebnis«, das ihm zudem die Erkenntnis brachte, dass es vor Ort gut qualifizierte Fachleute gibt. Doch die finanziell schlecht ausgestattete Schule hätte die Reparatur nicht aus eigener Tasche bezahlen können. Für Europäer dagegen war die Summe kein Problem. »Ein Euro ist dort das Zehnfache wert«, weiß Ralf Naujoks.

Das Ergebnis der Bemühungen konnte Platen vor einigen Wochen mit eigenen Augen sehen, als er zum zweiten Mal mit einer Gruppe Studierender nach Tansania reiste. »Dort grünt es total«. Anders als die erste Tour, die privat organisiert und ohne jeglichen Zuschuss finanziert worden war, galt diese zweite Reise, der weitere folgen sollen, ganz offiziell als ergänzende Lehrveranstaltung der THM. Deshalb lag der Schwerpunkt weniger auf Arbeitseinsätzen und mehr auf Erkenntnisgewinn. »Ich muss zwischen privatem Engagement und beruflichem Handeln klar trennen«, sagt Platen. Doch Kontakte der BFF seien für diese Exkursion von großem Vorteil gewesen. Den künftigen Ingenieuren öffneten sich viele Türen, die ihnen sonst verschlossen geblieben wären. Sogar ein Wasserwerk durften sie besichtigen.

Der Verein profitiert ebenfalls von der Kooperation. »Die Zusammenarbeit mit der THM bringt sehr viel Qualität in unsere Arbeit«, findet Ralf Naujoks. Das Know-how der Experten helfe dabei, Spendengelder effektiv einzusetzen. Dieser Aspekt der Arbeit in einer kleinen Hilfsorganisation fasziniert den Vorsitzenden immer wieder: »Dass man mit geringen Mitteln so viel verändern kann.«

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