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Selbst gekocht statt von McDonald’s

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Die Ferienspielkinder an der »Burgerbelegstation«. © Red

Heuchelheim (mak). Natürlich schnellen bei dieser Frage alle Kinderhände nach oben. Alles andere hätte auch verwundert. »Wer war denn schon mal bei McDonald’s?«, will Mario Bostan Manesch von den Kleinen wissen. Burger, Pommes und Co. gehören für viele zu den Lieblingsgerichten. Die Heuchelheimer Ferienspielkinder bilden da keine Ausnahme.

Doch Bostan Manesch und seine Kollegin Malina Subotic von der Fachstelle für Suchtprävention haben an diesem Tag ein besonderes Ziel: Sie wollen den Kindern beim Kochworkshop im Rahmen der Heuchelheimer Ferienspiele gesunde Varianten der klassischen Fast-Food-Gerichte schmackhaft machen.

Wie dringend das nötig ist, zeigen Studien. Fast ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen nimmt mehr als zwei Portionen Fast Food pro Woche zu sich. Das hatte das Robert-Koch-Institut in einer Langzeituntersuchen ermittelt. Das Problem ist: Fast Food wird oft zwischendurch konsumiert, weist aber eine hohe Energiedichte auf. Zu viel Fett, zu viel Zucker, zu viel Salz, garniert mit jeder Menge Geschmacksverstärkern und Farbstoffen. Zudem fehlt es oft an Mikronährstoffen und Ballaststoffen. Kurzum: Gesund geht anders.

»Essen hat keinen hohen Stellenwert mehr«, benennt Bostan Manesch ein grundsätzliches Problem. In Heuchelheim sollen am Ende des Tages gesunde Burger und Pommes auf dem Tisch stehen. Das Essen soll dann gemeinsam zelebriert und nicht im Stehen verschlungen werden, wie es für viele Kinder oft Alltag ist.

Doch vorher stehen Kochen und Schnippeln an. Kartoffeln schälen, frisches Gemüse schneiden, eine gesunde Burgersoße zubereiten - das alles übernehmen unter Anleitung nun die Ferienspielkinder. Getreu dem Motto: »Wir haben keinen Zeitdruck, wir sind ja kein Fast-Food-Restaurant.«

Dass sie lernen, Gerichte selbst zu kochen und nicht immer nur zu konsumieren, sei eines der Lernziele des Workshops, erzählt Jugendpfleger Rolf Martin Barth. Zudem sollen sich die Kinder bewusstmachen, was sie essen und kaufen.

Unwissend sind die Ferienspielkinder aber ohnehin nicht. Vom Nutri-Score und der Ernährungspyramide haben sie alle schon einmal gehört. So ist einigen von ihnen bereits aufgefallen, dass die zuckrigen Cornflakes immer ein »E« als Bewertung haben. Und auch gekocht haben die meisten von ihnen schon einmal.

Das Vorwissen, das Kinder zu Koch-Workshops mitbringen, sei jedes Mal unterschiedlich, erzählt Bostan Manesch. »Das reicht von ›Ich habe keine Ahnung, wie man was schneidet‹ bis ›Wir müssen die Schüssel jetzt stehen lassen, damit die Masse anzieht‹.« So oder so lernen sie aber viel Neues, etwa dass man Kartoffeln nach dem Schälen ins Wasser legt, damit sie nicht oxidieren und braun werden.

Nun ist dieser Koch-Workshop aber nur eine Eintagesangelegenheit. Weit mehr müsse sich im Alltag der Kinder ändern und damit auch in dem ihrer Eltern, sagt Bostan Manesch. Es geht dabei um Fragen wie diese: Was kommt auf den Tisch? Wie ist es um die Esskultur bestellt? »Bei vielen geht es zu Hause nach dem Motto ›Never touch a running system‹ zu. Die Eltern haben ihre festen Routinen. Eine Tiefkühlpizza ist eben schnell in den Ofen geschoben.«

Das mag mitunter auch lange gut gehen. In 30 Jahren aber sehe man dann die Auswirkungen von übermäßigem Fast-Food-Konsum. Daher sollten Eltern versuchen, wieder mehr mit den Kindern zusammen zu kochen, sagt Bostan Manesch. Hierfür seien einfache Gerichte völlig ausreichend. Außerdem sei das gemeinsame Essen sehr wichtig.

»Wir essen natürlich gleich alle zusammen«, ruft er dann auch den Ferienspielkindern in Heuchelheim zu, als der Duft von frischen Burgern bereits den Raum erfüllt. »Keiner wird anfangen, bevor nicht alle am Tisch sitzen.«

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