1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen
  3. Heuchelheim

»Kultur-Junkies« in den Startlöchern

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Gabriele Krämer

Kommentare

ik_Tuch5_180423_4c_2
Den Hingucker zur ersten Veranstaltung der neuen Kulturinitiative hat Achim Schwarz-Tuchscherer auf die Rückseite einer ausgemusterten Landkarte gemalt; im heimischen Garten präsentiert er das »Heuchelheimer Okapi« gemeinsam mit seiner Ehefrau Sabine Tuchscherer (l.) und Marita Waechter. © Gabi Kraemer

Das Dorfleben attraktiver gestalten, soziale Räume der Begegnung schaffen - diesem hehren Ziel hat sich die »K(l)eine Kunst« verschrieben, eine neue Kulturinitiative in Heuchelheim. Vor allem Kulturschaffende aus der Großgemeinde sollen hier künftig eine Plattform finden.

Ideen gibt es nach mittlerweile sieben Treffen zu Genüge. Das künstlerische Potenzial in Heuchelheim und Kinzenbach ist durchaus vielversprechend. Nach der »Geburtsstunde« ihrer Kulturinitiative »K(l)eine Kunst« irgendwann im Sommer 2022 wagen neun Gleichgesinnte nun den sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser und bieten am Mittwoch, 26. April, um 19.30 Uhr als erste Veranstaltung die literarisch-szenische Collage »Das Okapi kommt nach Heuchelheim« an. Ungewöhnlich ist nicht nur der Titel (siehe Kasten), sondern auch der Schauplatz für diese Premiere: Ein Raum im neuen Seniorenzentrum am Linnpfad wird zum Theatersaal.

Damit ist auch gleich das erste dicke Brett erwähnt, das die »K(l)eine Kunst« bohrt. Ein eigener Raum - das wäre was. »Wir lunsen schon ein bisschen nach Wettenberg«, verweist Achim Schwarz-Tuchscherer auf den Kunst- und Kulturkreis (KuKuK) in der Nachbargemeinde, der sein festes Domizil in einem ehemaligen Supermarkt hat. Vielleicht, so die Hoffnung, findet sich auch in Heuchelheim ein passender Ort für Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Theater, Film und dergleichen.

»Wir wollen nicht nur Konsum, sondern auch die Möglichkeit zum Kreativsein bieten«, sagt Sabine Tuchscherer. Stellvertretend für ihre Mitstreiter gewähren die Eheleute gemeinsam mit Marita Waechter im Gespräch mit dieser Zeitung einen Blick hinter die Kulissen der neuen Initiative.

Die drei pensionierten Pädagogen strahlen einen geradezu ansteckenden Optimismus aus. Sie kennen sich seit dem Studium; der Zufall hat sie alle drei irgendwann hierher verschlagen. »Wir fühlen uns Heuchelheim verbunden«, bekräftigen sie. Das Plakat zur ersten Veranstaltung hat Schwarz-Tuchscherer der Einfachheit halber gleich selbst gemalt - auf einer ausrangierten Landkarte.

Als »Kultur-Junkies«, wie sie sich selbst einordnen, eint alle Neun in der Initiative die Idee, in ihrer Heimatgemeinde ein interessantes Kulturprogramm aufzubauen. »Einige von uns spielen Instrumente, singen, machen Theater, schreiben, malen, töpfern und besuchen gern Lesungen, Ausstellungen und Konzerte. Meistens in anderen Kommunen...« Zukünftig also gerne auch in Heuchelheim. »Grundsätzlich sind wir offen für Ideen und Anregungen«, heißt es in einem Handout. Mit kulturellen Angeboten möchten die Ehrenamtler das »Dorfleben« noch attraktiver gestalten, aber auch soziale Räume der Begegnung für die Heuchelheimer schaffen. Zur Gestaltung von Veranstaltungen sollen sowohl Kulturschaffende aus der eigenen Kommune als auch aus der Nachbarschaft eingeladen werden. »Kulturveranstaltungen sind tolle Möglichkeiten, sich zu begegnen, sich auszutauschen und Zusammenhalt zu geben«, ist man sich einig.

Das erste »Outing im Dorf« ist jedenfalls ausgesprochen vielversprechend verlaufen: Zusammen mit Sigrun Bepler, Alexander Heidgen, Volker Kübler, Elisabeth Klumpp, Sabine Schlitt und Klaus Pradella hatten sich Marita Waechter und die Schwarz-Tuchscherers beim »Adventsfenster« in Kooperation mit der Markusgemeinde vorgestellt - über 60 Personen ließen sich seinerzeit im Garten der Wilhelmstraße 11 von einer kleinen Gemäldeausstellung sowie musikalischen und literarischen Schmankerln überraschen. »Viele hat es gefreut, von unserem Plan zu hören«, erinnert sich Waechter.

Wenn alles klappt, wird es im September eine ausschließlich von Heuchelheimer Künstlern bestückte Ausstellung geben - vorausgesetzt, dann steht ein geeigneter trockener Raum zur Verfügung. Die »Theater Ladies« aus Gießen haben sich ebenfalls im Herbst bei der Kulturinitiative angekündigt. Nicht auszuschließen, dass aus der Initiative »K(l)eine Kunst« in absehbarer Zeit ein Verein wird.

Sie wirken ehrenamtlich und gemeinnützig - das bedeutet: Alle bisher anfallenden Kosten werden in Privatinitiative gestemmt. Inzwischen haben sich die Heuchelheimer Kulturfreunde um eine Anschubfinanzierung im Rahmen des Förderpreises »Kulturregion Landkreis Gießen 2022« beworben. Für die Erstellung einer Homepage, den Druck von Plakaten für bis zu fünf Veranstaltungen, Raummieten und Künstler-Gagen wäre eine derartige Finanzspritze hoch willkommen. In Kürze will man sich auch offiziell im Rathaus vorstellen (Kontakt unter kleine-kunst@web.de).

Auch interessant

Kommentare