»Heizlüfter im Krisenfall ungeeignet«
Heuchelheim (pm). »Stromversorgung in der Ukraine infolge Beschuss der Infrastruktur zusammengebrochen« - »Wie sicher ist unsere Stromversorgung gegenüber Cyber-Angriffen?« Solche und ähnliche Überschriften häufen sich. Daraus abgeleitet ist die Frage, wie die generelle Wahrscheinlichkeit von kürzeren oder längeren Stromausfällen regional begrenzt oder deutschlandweit ist und wie man damit umgehen sollte.
Mit dieser Fragestellung leitete nun Diplom-Ingenieur Andreas Haus seinen Vortrag im Energie-Effizienz-Forum Heuchelheim-Kinzenbach (HENEF) ein.
Bei den Stromausfällen liegt Deutschland demnach in einem sehr guten niedrigen Bereich von statistisch gesehen zwölf Minuten im Jahr 2019. Haus: »Dennoch gilt es vorzusorgen.« Ein wesentliches Element sei die Ringstruktur des deutschen und europäischen Verbundnetzes, die ein Abschalten von Verbrauchern in unterschiedlich großen Regionen erlaube. Bei der Abwehr von Cyberangriffen sei es wichtig, ständig »auf der Höhe der Zeit« zu sein, keine veraltete Technik zu verwenden.
Sollte ein größerer und länger andauernder Stromausfall stattfinden, müssten alle Räder ineinandergreifen: Von Rettungsdiensten und Polizei über Tankstellen und kommunalen Hilfsstäbe müsse ein bestmöglicher Ablauf gewährleistet sein. Ein Schlüsselelement sei die möglichst reibungslose Kommunikation dieser Dienste auch über Satellitentelefone. Um die Abläufe zwischen den Institutionen effektiv zu gestalten, bedeute das »üben, üben, üben«, so Haus.
Sehr erfreulich sei die Einsparungsleistung aller deutschen Verbraucher beim Gas in Höhe von 15 Prozent gegenüber 2021. »Weiter so«, meinte der Referent. Flüssiggas helfe ungemein, den deutschen Bedarf abzudecken. Jedoch sei es auf Dauer teuer, Gas zuerst zu verflüssigen, dann zu transportieren und wieder in Gas umzuwandeln.
Wärmepumpen als Pluspunkt
»Im Neubau sind die Wärmeerzeuger bereits zu 44 Prozent auf elektrische Wärmepumpen umgestellt. Im Bestandsbau, bei dem eine Wärmepumpe sehr gut überlegt werden muss, sind es erst drei Prozent«, erläuterte Haus. Die Pluspunkte der deutschen Energieversorgung sind nach Meinung des Referenten: die derzeit mit 80 Prozent gut gefüllten Gasspeicher und die im europäischen Vergleich mit 246 Milliarden kWh höchste Gasspeicherkapazität, welche etwa ein Drittel des Jahresbedarfs ausmache. Nicht darüber hinwegtäuschen dürfe der immer noch hohe Gasverbrauch zur Stromerzeugung mit 77 Milliarden kWh oder 13 Prozent im Strommarkt.
Heizlüfter seien im Krisenfall keine Lösung. Kosten und Betriebssicherheit der Stromversorgung ließen dies nicht zu. Erwähnenswert sei die Verordnung für mittelfristige Energiesparmaßnahmen, in der Regeln für hydraulischen Abgleich, Vorlauftemperatur und Trinkwarmwasser gegeben werden, die bis September 2024 von den Hauseigentümern umzusetzen sind.
Der dritte Abschnitt des Vortrags widmete sich den Fragen der Energiewende, welchen Einfluss die Einführung von Elektroautos und der geplante Absatz von Wärmepumpen auf den Strommarkt haben könnte. Obwohl Sonnen- und Windstrom quasi unbegrenzt verfügbar seien, erreichten alle regenerativen Quellen in Deutschland ›nur‹ einen Anteil von 19 Prozent des Gesamtmarktes von Strom, Wärme und Mobilität zusammengerechnet. Der regenerative Ausbau müsse beschleunigt, die wichtigen Fernübertragungsnetze ausgebaut sowie Kraftwerke für Schwankungen und Flauten als Reserve bereitgehalten werden. Sinnvoll seien Speichermöglichkeiten wie die Stauwerke in Norwegen.
Der nächste HENEF-Vortrag ist für den 22. März geplant. »Neue Speicher für die Energiewende« mit Prof. Jörg Sundermeyer (Marburg).