Ende des Dornröschenschlafs?

Das seit 2008 verwaiste Gebäude auf der Messstation des Deutschen Wetterdienstes zwischen dem Hardthof und Gleiberg könnte eine neue Funktion bekommen: Als Natur- und Umweltzentrum in Heuchelheim an der Lahnaue.
Gießen - 14 Grad, heiter bis wolkig«. Unverändert liefert das Messfeld des Deutschen Wetterdienstes zwischen dem Oberen Hardthof und dem Ausbauende der A 480 am Rande des Gleiberger Feldes Daten. Doch seit 2008 ist die eigentliche Station nicht mehr besetzt. Das Holzhaus wurde nach nur drei Jahren der Nutzung gleichsam in einen Dornröschenschlaf versetzt. Aber es könnte wieder eine lebendige Zukunft haben, - als Natur- und Umweltzentrum am Rande der Lahnaue.
Das wurde am Dienstag am Rande der Gemeindevertretersitzung in Heuchelheim bekannt. Die Idee: Das Holzhaus der Station im Feld abzubauen und am Rande der Lahnaue nahe dem Heuchelheimer Kahnplätzchen wieder aufzustellen. Das bestätigte Bürgermeister Lars Burkhard Steinz auf Anfrage eines Gemeindevertreters. Die Idee wurde vom NABU an die Kommune herangetragen. Dieser treibt die Arbeiten voran. Die Kommune assistieren laut Steinz dort, wo es nötig ist. Eingebunden sind neben dem örtlichen Naturschutzbund die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, die AG Lahnpark, die Gießener Uni und die Obere Naturschutzbehörde.
Der dabei verfolgte Ansatz: Allen diesen Einrichtungen eine Außenstelle, einen Anlaufpunkt an der Lahnaue zu bieten. Sie könnten dort einen Teil ihrer Arbeit vor Ort tun, etwa mit Schulklassen oder Kita-Gruppen.
Bürgermeister Steinz bestätigte, dass er sich um EU-Fördermittel für die Translozierung des 9 auf 20 Meter großen Gebäudes bemüht. Geschätzte Kosten dafür: Rund 460 000 Euro. Das Haus selbst solle vom Deutschen Wetterdienst mehr oder weniger kostenlos überlassen werden.
Trägerverein
Der Wetterdienst hatte sich in den vergangenen 14 Jahren selbst mehrfach um eine neue Nutzung Gedanken gemacht. Der Leichtbau hätte andernorts als Station wieder eingesetzt werden können. Es gab mehrere Anläufe, aber nichts kam zum Tragen. Im September 2008 nämlich war die Gießener Wetterstation von der sogenannten Augenbeobachtung durch ein Team von Mitarbeitern auf vollautomatische Datenerfassung umgestellt worden. Das 180 Quadratmeter große Haus war überflüssig geworden; das Messfeld nebenan reicht seitdem aus.
Die leichte Ständerkonstruktion könne ohne allzu großen Aufwand zerlegt und per Lkw transportiert werden, hieß es seinerzeit gegenüber dieser Zeitung. Mit Bedacht sei 2005 dieses Gebäude gewählt worden. Der damalige Hintergrund: Das Sparkonzept »2010 plus«, bei dem insgesamt 36 Stationen in Deutschland auf Automatikbetrieb umgestellt wurden. Mithin war das Gebäude im Gleiberger Feld nur drei Jahre in Nutzung. Vor 2005 war die Gießener Wetterstation über Jahrzehnte auf der Liebigshöhe eingerichtet - dort sitzt heute die städtische Volkshochschule.
Leicht irritierte Nachfragen gab es am Dienstag aus der SPD-Opposition in Heuchelheim: Ob die Gemeinde die Verantwortung für eine weitere Immobilie übernehmen wolle? Keineswegs, so Steinz’ klare Auskunft. Möglicherweise werde die Kommune ihren Beitrag zu den Kosten der Umsetzung leisten. Angestrebt wird aber ein Trägerverein der künftigen Nutzer.
Dem NABU helfen
Wobei sich der Bürgermeister gegenüber dem lokalen NABU auch in der Pflicht sieht: Der Verein hat sein Domizil seit vielen Jahren am Kreuzplatz neben der Feuerwehr, nutzt dort kommunale Räume. Wenn in wenigen Jahren die Feuerwehr an die verlängerte Marktstraße umzieht und den Standort am Kreuz aufgibt, dann wird die Gemeinde auf eine Nachfolgenutzung der ansehnlichen Fläche mitten im Dorf sinnen. Im Zuge einer Vermarktung und/oder Umgestaltung der Fläche dürfte der NABU dort keine Perspektive mehr haben, FOTO: SO