Die Tujahecke ist der Verlierer

Der Klimawandel ist in den Gärten angekommen: Tujahecken und Co. werden Opfer der Dürresommer, so mancher im Frühjahr frisch angepflanzter Strauch hat im Herbst nur noch Wert als Brennholz. Dagegen helfe regelmäßiges Gießen, sagt Angela Römer-Zeibig von der Baumschule Rinn vor den Toren Heuchelheims. Zudem gebe es Pflanzen, die dem Klimawandel trotzen können.
Angela Römer-Zeibig von der Baumschule Rinn in Heuchelheim hat in 45 Berufsjahren einiges erlebt. In den 1970er Jahren durfte beispielsweise kein einziges Blatt im Garten liegen. Dann kam der Trend zu naturnahen Gärten. »Aber ich hätte nie gedacht, dass wir mal mediterrane Pflanzen in die Gärten setzen und die es überleben«, sagt sie. Zuletzt habe ein Kunde bei ihr gar Olivenbäume gekauft, um sie auszusetzen. Freiland - ganzjährig. Vor 50 Jahren wäre man dafür noch für verrückt erklärt worden.
Der Klimawandel hat auch die Hausgärten erreicht und wird dort genauso wie in den Wäldern für einige Veränderungen sorgen. Um den Rasen macht sich Römer-Zeibig kaum sorgen. Dieser würde zwar im Sommer verdorren. Der vergangene Herbst habe aber gezeigt, wie schnell das Gras sich nach einem ordentlichen Regen regenerieren könne.
Anders sieht das bei den Tujahecken aus: »Das sind die großen Verlierer.« Die Hecken würden zwar auch mal ein paar Wochen Trockenheit überstehen. Ursprünglich kommt die Baumsorte aus Gegenden, in denen pro Jahr 1000 Liter Niederschlag fallen. Diese Wassermenge brauchen sie jährlich auch unterm Strich. Doch in den vergangenen Jahren wurde diese Niederschlagsmenge in Mittelhessen kaum erreicht. Das bedeutet, dass die Hecken ohne wässern nach und nach eingehen.
Auch Hortensien und andere Flachwurzler und Pflanzen mit großen Blättern, über die viel Wasser verdunstet, bekommen Probleme, wenn sie nicht regelmäßig gewässert werden. Da allerdings in den trockenen Sommern immer häufiger die Zisternen und Regentonnen leer sind und Gießverbote zum Schonen der Trinkwasserreserven erlassen werden, sieht ihre Zukunft düster aus.
Generell sei das Gießen bei allen Neuanpflanzungen wichtig, sagt Römer-Zeibig. Gießen bedeute jedoch nicht, jeden Abend mit der Sprühpistole die Erdoberfläche ein wenig anzufeuchten. Es brauche Wassermengen, die auch tief in den Boden eindringen. »Lieber alle paar Tage viel, als einmal täglich drüberspritzen.«
Wassersäcke an jungen Bäumen seien da zwar eine praktische Sache. Jedoch müsste auch bei ihnen zunächst der Boden ordentlich durchfeuchtet werden, bevor sie ihre Wirkung entfalten. Außerdem müsse die Baumscheibe - ein gut ein Meter großer Kreis rund um den Baumstamm - von Gras und Pflanzen freigehalten werden. Denn sonst saugen diese dem Baum das Wasser weg. Die Expertin gibt den Tipp, die Baumscheibe mit Grasschnitt abzudecken, um so ihr Austrocken zu verhindern.
Habe es früher gereicht, Pflanzen im ersten Jahr nach dem Setzen zu gießen, müsse man mittlerweile drei bis vier Jahre lang für einen Wassernachschub sorgen, damit sie auch wirklich anwachsen, erklärt Römer-Zeibig. Im vergangenen Jahr habe es einige Sträucher und Bäume erwischt. Die Kunden, die nun nachpflanzen müssten, hätten jedoch auch zugegeben, dass sie wegen Urlaub und Co. das Gießen vergessen hätten.
Die gute Nachricht für Obstbaumfreunde: Wenn man Hochstämme mehrere Jahre wässert und sie tief gewurzelt haben, können sie zu den Gewinnern des Klimawandels gehören. Denn sie schaffen es, auch Wasserspeicher mit ihren langen Wurzeln zu erschließen, die für Flachwurzler unerreichbar sind.
Allerdings komme es auch hier auf die Sorte an: Dänische Äpfel oder Sorten von der Küste würden in Zukunft in Mittelhessen Schwierigkeiten bekommen, prognostiziert Römer-Zeibig. Südliche und mediterrane Sorten, die Trockenheit besser aushalten, seien daher die bessere Wahl, wenn man jetzt neu pflanzt.
Apfelbäume brauchen zudem regelmäßige Pflege, sollen sie nicht klein und kümmerlich bleiben. »Es ist eine Kulturpflanze«, sagt die Gärtnermeisterin. »Wenn ein Baum lange leben und tragen soll, muss ihm durch schneiden geholfen werden.« Dabei sei die richtige Technik entscheidend - ein Obstbaum ist nunmal keine Hecke. Darum gibt es Kurse in der Baumschulen, aber auch bei den Obst- und Gartenbauvereinen. »Ohne Pflege ist jeder Obstbaum verloren.«
Dass ihr irgendwann mal die Arbeit ausgehen wird, davor hat die Gärtnermeisterin keine Sorgen. In den Pandemiejahren sei das Bewusstsein für Gärten gestiegen. Es hätten Menschen bei ihr Pflanzen gekauft, die noch nie zuvor etwas gesetzt hatten. Auch die Nachfrage nach insekten- und vogelfreundlichen Sträuchern und Blumen sei gestiegen. In diesem Bereich, sagt sie, sei ohnehin noch viel zu tun.