Buddhismus erlebbar machen

Heuchelheim (ixi). Die Gemeinschaft für tibetisch-buddhistische Kultur Dharmakirti ist ein Ort spiritueller Ruhe und Meditation. Auf den ersten Blick ist das unauffällige Wohnhaus in Heuchelheim nicht als spirituelles Zentrum zu erkennen, erst beim zweiten Blick offenbaren sich die tibetischen Gebetsfahnen auf dem Balkon und vor dem Haus. Im Gespräch erläutern Konchok Tsechö, Anita Schwarz und Tashi Deldan, wie die Gemeinschaft die Pandemie überstanden hat, was gelehrt wird und welche Projekte für die Zukunft vor der Tür stehen.
Die Tassen mit der Landschaft der nordindischen Region Ladakh stehen auf dem Tisch, der Geruch von indischem Chai erfüllt die Wohnung im Obergeschoss. Konchok Tsechö, die mit bürgerlichem Namen Sabine Tsering heißt, und Tashi Deldan sprechen zusammen mit Anita Schwarz, dem dritten Vorstandsmitglied, über die Gemeinschaft für tibetisch-buddhistische Kultur. »Wir sind sehr familiär geprägt in der Gemeinschaft. Hier gibt es keine Öffnungszeiten«, sagt Schwarz.
Vor drei Monaten hatten Tsechö und Deldan feierlich das Sandmandala im Oberhessischen Museum aufgelöst, schon damals plagte die Gemeinschaft die Raumnot. »Wir haben keine Räume gefunden. Also bleibt es provisorisch bei mir im Haus. Wir verlagern unseren spirituellen Ort auf zwei Räume. Dort, wo vor 40 Jahren alles begann«, schildert Tsechö. Diese provisorische Lösung ist auch der Tatsache geschuldet, dass neue Räume in der jetzigen finanziellen und personellen Situation vom Verein nicht zu stemmen sind.
»Mitgliederschwund geht allen Vereinen nahe, wir sind da nicht die einzigen«, sagen Tsechö und Schwarz. Durch Corona fiel der persönliche Kontakt weg, mal eben auf einen Chai vorbeikommen war nicht möglich. »Wir hoffen wirklich, dass das Familiäre wiederkommt. Online hat ungewollt Leute ausgeschlossen«, weiß Schwarz.
Tsechö und die Gemeinschaft geben sich Mühe, dass dem Zentrum wieder Leben eingehaucht wird. »Ein langjähriges Mitglied hat in die neuen Räume unten eine ersteigerte Küche eingebaut. Ein Zentrum aus Aachen unterstützt uns für ein Jahr finanziell. Ich habe ein Behelfsbüro im Gästezimmer eingerichtet. Wenn alles klappt, dann ist für den 1. Mai unser erstes Präsenztreffen angesetzt«, schildert Tsechö.
Wie aber hat der Verein die Pandemie überstanden? »Mental hat mir die Meditation geholfen und war eine große Unterstützung. Man hat seine Meditationspraxis. Der persönliche Kontakt zu den Lehrern hat aber sehr gefehlt«, erzählt Tsechö. Der Verein lebe von Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Der Vorstand zeigt sich froh darüber, dass der Verein von Gleichgesinnten aus Aachen zumindest für zwölf Monate die gröbste Not übertüncht. »Etabliert haben sich bei uns auch Online-Angebote. Bei Bedarf wollen wir zweigleisig fahren und diejenigen erreichen, die vielleicht weiter weg wohnen. Corona hat neue Möglichkeiten geschaffen, da muss man mit der Zeit gehen«, erklärt Tsechö.
Und welche Form des Buddhismus wird in Heuchelheim gelebt? Das zu erklären, obliegt Tashi Deldan. »Wir sind durch die Nähe zu Ladakh und Tibet der tibetischen Kultur verbunden«, erklärt der Lama. Man lebe die Kultur der Nalanda-Universität - die spirituelle Einrichtung existierte bis ins 13. Jahrhundert in Nordostindien - und die spirituelle Praxis der tibetischen Kultur. Beide finden sich auch in anderen Linien des Buddhismus, schildert der Lama.
Der Hauptaspekt des buddhistischen Verhaltens: Keinem Wesen Schaden zuzufügen. »Als wir renoviert haben, hat Tashi Spinnen und Fliegen aus dem Raum getragen, um ihnen keinen Schaden zuzufügen. Genauso wie beim Bearbeiten des Blumenbeets draußen. Da wurde erst einmal geschaut, ob vielleicht Regenwürmer im Beet sind«, schildert Schwarz.
Was die Zukunft angeht, so zeigen sich die drei Hauptakteure für viele Möglichkeiten offen, vor allem im Rahmen von Präsenzveranstaltungen. Fest steht, dass Deldan nach Ladakh fliegen wird. »Darauf haben wir lange gespart, er freut sich sehr darauf. Das Heimweh ist dann doch sehr stark geworden während der Pandemie«, sagt Tsechö.