»Gute Lösung für die ganze Stadt«

Ein Non-Food-Discounter, Geschäftsräume und mehr Platz für die Dietrich- Bonhoeffer-Schule: So sieht die Nachfolgenutzung auf dem Kambeitz-Gelände in Lich aus. Nicht auswärtige Investoren werden hier tätig, sondern eine alteingesessene Familie.
Auf dieses Grundstück hatten gleich mehrere Immobilieninvestoren ein Auge geworfen. 80 Wohneinheiten am Rande der Licher Altstadt schwebten ihnen vor. »Das wäre nicht im Sinne der Stadt gewesen«, sagt Joachim Siebert. Der Licher Geschäftsmann und seine Familie wollen auf dem Gelände der ehemaligen Schreinerei Kambeitz andere Pläne realisieren: einen Non-Food-Markt und nebenan ein mehrgeschossiges Geschäftshaus, das an das Gelände der Dietrich-Bonhoeffer-Schule angrenzt. Hier besteht die Option, eine Mensa und drei zusätzliche Klassenräume für die in den vergangenen Jahren stark gewachsene Gesamtschule zu schaffen. Beim Landkreis steht die räumliche Erweiterung der DBS auf der Agenda. Bisher zielten die Planungen auf den Bau eines zusätzlichen Gebäudes auf dem Schulgelände ab. Nun aber gibt es die Möglichkeit, Räumlichkeiten für weitere Klassensäle und eine Mensa anzumieten. Die Fachabteilungen des Landkreises Gießen prüfen aktuell, ob und inwieweit unter Einhaltung der Sonderrichtlinien für Schulbaumaßnahmen diese Option in Betracht kommt. An diese Prüfung soll sich eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung anschließen. Entscheidungen wurden seitens des Landkreises noch nicht getroffen.
Auf dem Grundstück zwischen Herde-Apotheke und Rewe-Markt war bis 2017 der Rewe-Getränkemarkt angesiedelt. Seit dessen Umzug umringten Bauzäune das Gelände. Die sind mittlerweile verschwunden. »Die Parkplätze können schon wieder genutzt werden«, berichtet Siebert. Im Juni soll in die Halle ein Action-Markt einziehen, laut Eigenwerbung »Europas beliebtester Non-Food-Discounter«.
Der Umbau der ehemaligen Leergut-Annahme als Geschäftshaus allerdings wird sich noch etwas hinziehen. »Im Moment reißen wir ab«, berichtete Siebert. Mit dem Beginn der eigentlichen Bauarbeiten rechnet er im Herbst. Im Frühsommer 2023 soll die Maßnahme abgeschlossen sein. »Wir schaffen das«, zeigt sich der Bauherr trotz der aktuellen Engpässe im Baugewerbe zuversichtlich.
Vorne, zum Parkplatz hin, sollen auf drei Stockwerken Geschäfts- und Praxisräume Platz finden. Auf der Rückseite, wo die Option für Mensa und Klassenräume besteht, ist das Gebäude wegen der Hanglage zweigeschossig.
Siebert sieht in dem Projekt eine Stärkung des bestehenden Gewerbestandorts. Eine Wohnbebauung hätte zwar einen hohen Ertrag verheißen, aber, da ist er sich sicher, auch Nachbarschaftsprobleme nach sich gezogen. »Es geht uns nicht um maximalen Gewinn«, beschreibt er die Motive seiner Familie. »Dazu bin ich zu sehr Licher«, fügt er hinzu. Es gehe vielmehr um eine gute Lösung für die ganze Stadt.
Deshalb soll auch die für Fußgänger indiskutable Situation auf dem Parkplatz verbessert werden. Momentan nämlich endet der Bürgersteig von der Altstadt zum Stadtturm-Center vor der Herde-Apotheke. Danach müssen sich alle, die Fuß unterwegs sind, zwischen den Autos hindurch lavieren, also auch Familien mit Kindern, Senioren oder die vielen Schülergruppen, die hier unterwegs sind. Man habe sich mit der Pensionskasse Höchst als Eigentümerin des Rewe-Parkplatzes kurzgeschlossen und biete der Stadt den Erwerb der Flächen an, die für einen Fußweg notwendig sind, erläuterte Siebert. Bürgermeister Dr. Julien Neubert bestätigte, dass der Investor das Projekt im Magistrat vorgestellt habe. »Wir unterstützen das wohlwollend«, sagte er auf Nachfrage. Die Fläche spiele für die Stadt eine wichtige Rolle und man wolle die Fußweg-Problematik angehen. Die Verwaltung habe den Auftrag erhalten, die Planung in Abstimmung mit den involvierten Eigentümern voranzutreiben. Beschlüsse für eine Umsetzung gebe es bislang nicht, unterstrich Neubert. »Weder vom Magistrat noch von der Stadtverordnetenversammlung.« Gleiches gelte für die Finanzierung.
Was die Nutzung der Parkplätze angeht, so wird vor dem künftigen Action-Markt die gleiche Regelung gelten wie auf den Flächen von Rewe: Es gibt eine Video-Überwachung. Zwei Stunden lang darf umsonst geparkt werden, wer länger bleibt, bekommt eine Rechnung. Sievers hat sich in diesem Punkt mit Rewe-Kaufmann Uwe Schmidt kurzgeschlossen. »Wir mussten das einheitlich gestalten, sonst stünde hier gleich alles voll«, begründet er die Absprache.