Wo Murmeln Xylofon spielen

Grünberg (tb). Am heutigen Samstag, 11 Uhr, soll die erste Kugel rollen, eine für die Region neue Attraktion an den Start gehen: Die Rede ist von einer überdimensionierten Murmelbahn, die sich in Grünberg vom Winterplatz rund 60 Meter hinab ins Brunnental an den oberen Teich erstreckt.
Der Aufruf an die Bürgerschaft, bei den Bauarbeiten zu helfen, ist auf große Resonanz gestoßen. So packten an einem Tag gleich drei Schulklassen mit an. Mit Stichsäge und Schleifmaschine ausgestattet, gingen die kleinen Baumeister eifrig ans Werk. Natürlich unter Anleitung von Kollegen der beauftragten Firma »Alea« wie Holger Buntzen.
Zu dieser Stunde ist er gerade dabei, gemeinsam mit zwei Jungs eine der ungezählten »Einschlagbodenhülsen« im Erdreich zu versenken, die die Pfosten aus Douglasie oder Lärche aufnehmen. Auf diese wiederum werden die Holzkonstruktionen - auch die stammen aus heimischen Wäldern - geschraubt. Von ihren teilweise eingefrästen Laufbahnen geleitet und nur der Schwerkraft folgend, werden dann ab heute Vormittag die Tischticker-großen Kugeln bergab kullern.
Fünf Säulen des
Sebastian Kneipp
Unterwegs passieren »kleine Besonderheiten«, wie es Buntzen unter den Augen seiner kleinen Bauhelfer erklärt. Unter anderem treiben die Murmeln ein kleines Wasserrad an, »bespielen« ein Xylofon oder lassen eine kleine Schiffsglocke erklingen.
Natürlich waren auch Grünberger »älteren Datums« mittenmang. So konnte der Plan, in sechs Tagen die Bahn fertigzustellen, aufgehen. Insgesamt erstreckt sich die neue Attraktion für Familien mit Kindern auf rund 300 Meter Länge; die Lücken zwischen den sechs Stationen herausgerechnet, sind es netto rund 70 Meter.
Am Start nahe des Brunnenhäuschens am Winterplatz findet sich ein Zaunelement, wo die »Murmelspieler« an zwei Automaten gegen einen geringen Obolus eine Holzkugel erwerben und behalten können.
Bekanntlich wurde als Überthema dieser aus Süddeutschland und Österreich bekannten Holzkugelbahn die »Philosophie« des Sebastian Kneipp mit ihren fünf Säulen Lebensordnung, Wasser, Bewegung, Ernährung und Pflanzenheilkunde gewählt. Und so kommt zum Beispiel eine der Bahnen (wasser)wellenförmig, eine andere geschwungen und mit floralen Dekoelementen daher.
Neben dem Spielplatz-TÜV waren bei dem ambitionierten Projekt die für Gesundheits-, Natur-, Wasser- und Denkmalschutz zuständigen Behörden eingeschaltet. So musste dem Vernehmen nach etwa auf die Unversehrtheit von Quellbereichen geachtet oder die Breite der Bahnen auf 40 Zentimeter begrenzt werden.
Vor fast genau einem Jahr hatte die Stadt Grünberg auf Anregung ihres Familienzentrums einen Zuschuss aus dem EU-Programm zur Förderung des ländlichen Raums (LEADER) beantragt. Mit Erfolg, sodass 70 Prozent der Kosten schon mal gedeckt sind. Mit rund 90 000 Euro veranschlagt, kommt die Sache Bürgermeister Schlosser jetzt wesentlich günstiger. Zum einen da man eine andere Firma beauftragt hat, zum anderen aufgrund der großen Eigenleistung der Grünberger. Neben erwähnten Schulklassen seien stellvertretend die Nachmittagsbetreuung der Grundschule am Diebsturm sowie die Gruppen des Kinder- und Jugendbüros angeführt.