Verpachtung erwogen

Grünbergs Campingplatz ist voll belegt. Dennoch musste die Stadt in den letzten beiden Jahren rund 30 000 Euro zuschießen. Ein weiterer Anstieg der Kosten steht zu erwarten. Schon gar bei einer Grundsanierung und Modernisierung. Als Alternative prüft man nun die Verpachtung.
Manche Mängel seien inzwischen abgestellt, doch noch immer gebe es einige Defizite, meint Julian Sann, Sprecher der CDU-Fraktion. Er verweist dazu auf hygienische Mängel im alten Waschhaus oder auf eine grenzwertige Elektrik. Sann grundsätzlich: »Beim Gang über den Campingplatz fühlt man sich in die 1970er versetzt.« Die Anlage jedoch sei ein Wirtschaftsfaktor und von höchster Relevanz für den regionalen Tourismus. »Grünberg muss Vorreiter beim Camping der Zukunft sein.« Von daher brauche es eine Attraktivitätssteigerung, ein nachhaltiges Gesamtkonzept. Zu erstellen nicht von einer Arbeitsgruppe, sondern von einem spezialisierten Büro.
Entsprechenden Antrag diskutierte der Sozialausschuss am Dienstag. Am Ende zog die CDU-Fraktion diesen doch zurück: Mit Blick auf die hohen Sanierungskosten einigte man sich darauf, seitens der Verwaltung zunächst die Verpachtung der Anlage ausschreiben zu lassen.
Seit Jahren bereits ist der Zustand der Anlage aus den 1950ern Grünbergs CDU ein Dorn im Auge. 2020 hatte sie einen ähnlichen Antrag eingebracht, diesen jedoch ob des in Auftrag gegebenen Bebauungsplans - ergänzt um den neuen privaten Wohnmobilstellplatz - zurückgestellt.
Jetzt also der Neustart, für den zunächst Janick Schlosser (CDU) warb, handele es sich hier doch um ein »Aushängeschild der Stadt«, profitierten auch die Grünberger von einer Modernisierung. Dass der B-Plan im Werden, Gespräche mit dem Fachbüro bevorstünden, bei denen es etwa um einen separaten Eingang, einen Parkplatz oder Flächen für Mobilheime gehe, merkte Bürgermeister Marcel Schlosser (CDU) an. Für ihn geht es darum, »weiterzuschustern« oder grundsätzliche Antworten zu geben. Ein Gesamtkonzept zu erstellen, inklusive Ermittlung der gewiss hohen Sanierungskosten, sei richtig. Wobei es hier nicht nur um die Elektrik oder die Schranke gehe, sondern etwa auch um den Abriss des alten Waschhauses. Doch sollten auch die Alternativen Verkauf oder Verpachtung, samt der dann erwartbaren Gebühren, geprüft werden.
Den Ball nahm Eberhard Schlosser (FW) auf: »Lohnt sich das überhaupt für eine Kommune? Moderne Plätze sind doch heute meist in privater Hand, wir sollten den Platz verpachten.« Nicht anders Ulrich Ebenhöh (SPD): Der sah im Campingplatzbetrieb keine städtische Aufgabe, warnte vor künftig »noch röteren Zahlen«. Dass kommunale Plätze günstiger seien, gab Hans-Dieter Stübenrath (Grüne) zu bedenken. Und wenn schon Verpachtung, müsste die Stadt doch ihren Einfluss behalten. »Es darf künftig nicht mehr sein, dass Dauercamper mit hohen Gebühren rausgeekelt werden.« Mittelfristig, so wieder Sann, sei auch die CDU für die Verpachtung. Nur frage man sich, ob sich bei dem jetzigen Zustand des Platzes überhaupt ein Investor finde.
Skeptisch äußerte sich Jürgen Trüller (FDP): Ob ein Investor das Risiko eingehe, solange es keinen B-Plan gebe? Und was, wenn ihm das Gesamtkonzept nicht passe? Zudem schlug er vor, beim Wohnmobilstellplatz nebenan anzufragen. »Mit einem Bebauungsplan wird das Objekt für einen Investor interessanter«, sekundierte Hauptamtsleiter Edgar Arnold. Und: Mangels fester Wasser- und Kanalanschlüsse seien avisierte Mobilheime derzeit gar nicht möglich.
Immense Sanierungs-, aber auch Personalkosten (derzeit kein fester Platzwart) sprechen auch für Tobias Lux (SPD) für die Verpachtung an privat.
Schließlich war sich der Ausschuss einig, diese Option anzugehen. Endgültig entscheiden wird am Ende das Stadtparlament.