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Grünberg „in falsches Licht gerückt“: Kaum Einheimische bei Corona-Demo?

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Von: Thomas Brückner

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»Spaziergänger« am Montag der Vorwoche in Grünbergs Marktgasse. Ab sofort gilt dort per se Maskenpflicht.
»Spaziergänger« am Montag der Vorwoche in Grünbergs Marktgasse. Ab sofort gilt dort per se Maskenpflicht. © pv

Rund 400 Impfgegner ziehen am Montagabend (17.01.2022) durch Grünberg. Der Bürgermeister fürchtet um das Image der Gallusstadt.

Gießen/Grünberg – Insgesamt 815 »Spaziergänger« zählte die Polizei an diesem Montag im Landkreis. Die Versammlungen in Gießen mit rund 100 Teilnehmern (hier mehr dazu), in Pohlheim, Allendorf, Fernwald und Grünberg seien friedlich und störungsfrei verlaufen. Zum dritten Mal in Folge erwies sich Grünberg als »Hotspot« des Protestes gegen die Corona-Maßnahmen: Nach 250 am ersten Montag des Jahres und rund 400 am zweiten liefen vorgestern »bis zu 400« Impfgegner durch Grünberg. Bei der nicht angemeldeten Demonstration - als solche werten Stadt und Polizei die »Spaziergänge« - stellten die Beamten bei sechs Teilnehmern die Personalien fest und leiteten fünf Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.

Grünberg (Kreis Gießen): Hält Maskenpflicht die „Spaziergänger“ fern?

Anders als bisher mieden die »Spaziergänger« diesmal Grünbergs Altstadtzentrum, mithin die von der Stadt als »publikumsträchtig« ausgewiesenen Orte Marktplatz und Marktgasse; stattdessen durchstreiften sie etwa das Wohngebiet Ziegelberg. Nach der neuen Allgemeinverfügung des Kreises (die GAZ berichtete) gilt von heute an für erwähnte Orte grundsätzlich eine Maskenpflicht. »Das«, so Bürgermeister Frank Ide, »gibt uns eine Handhabe, mit Bußgeld bewehrte Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten.« Vielleicht trage dies ja dazu bei, dass die Gallusstadt weniger attraktiv für Treffen von »Querdenkern« werde. Ide sorgt sich denn auch um das Image Grünbergs: »Unsere Stadt wird in ein falsches Licht gerückt.« Zumal, da ihm zugetragen worden sei, dass nur drei, vier Einheimische mitgelaufen seien. Geteilt wird von ihm die Einschätzung, die »Spaziergänger« suchten sich gezielt kleinere Kommunen aus, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen.

Sollte die Stadt aber nicht Flagge zeigen? Überlegungen habe es gegeben, etwa mit Berichten eines Erkrankten oder Pflegers zu einem solidarischen Verhalten zu appellieren, gab Ide zur Antwort. Um freilich eine Aussage aus Polizeikreisen anzufügen, wonach kein »Querdenker« sich umdrehen und bekunden werde: »Gut, daran habe ich nicht gedacht, ich geh wieder heim.«

Grünberg (Kreis Gießen): Mahnwache gegen Corona-Demo geplant

In der Vorwoche hatten die Organisatoren die Demonstrationsteilnehmer noch über den Marktplatz sowie die Marktgasse geleitet - bis auf wenige Ausnahmen trugen diese keine Mund-Nasen-Bedeckung. Beobachten konnte das auch der Magistrat, der stets am späten Montagnachmittag im Rathaus tagt. Und so hatte das städtische Ordnungsamt diesmal 200 Masken bereitgehalten, um sie - mangels rechtlicher Handhabe, da noch verbunden mit einer »freundlichen Bitte« (Ide) - den »Spaziergängern« anzudienen. Nur führte deren Weg diesmal nicht am Rathaus vorbei

Grünbergs SPD-Vorsitzender Tobias Lux hatte in der Vorwoche Handzettel mit Hinweisen auf die tatsächlichen Gefahren der Pandemie auf dem Marktplatz ausgelegt. Damit mochte er es aber nicht bewenden lassen: Und so wurde gestern ein »Bündnis für Vernunft, Rücksicht und Solidarität« gegründet, dem sich bisher SPD, FW, CDU, FDP und, unter Vorbehalt, die evangelische Kirche angeschlossen hätten (die Grünen entscheiden am Samstag). Am Montag ist fürs Erste eine angemeldete Mahnwache auf dem Marktplatz geplant. Lux; »Sie sollen merken, dass sie nicht die Einzigen sind - und schon gar nicht die Mehrheit repräsentieren.« (tb)

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