Süßes Glück am ersten Arbeitstag

Grünberg (tb). »Marcel, Du bist zwölf Jahre zu früh!« - der lockere Spruch, mit dem Frank Ide 2015 die Narrenabordnung aus einem »Vorort« begrüßte, drängt sich an diesem Morgen ins Gedächtnis. Nicht von ungefähr, führte seinerzeit doch Marcel Schlosser seine Beltershainer Karnevalisten zum Sturm aufs Rathaus. Seit gestern ist er nun selbst Grünberger Bürgermeister.
»Ich war also nur sechs Jahre zu früh«, schmunzelt der 31-Jährige.
Sein erster Arbeitstag beginnt suboptimal: Ehefrau Vanessa fällt krankheitsbedingt bei der Betreuung der drei Kinder, darunter die erst sechs Wochen alte Tochter, aus. Die Nacht vor dem großen Tag war daher eher kurz. Sei’s drum. Pünktlich kurz vor acht nahm Schlosser das erste Mal Platz im Chefsessel des Rathauses. In Fortführung der »Vorzeigeübergabe« durch den Vorgänger schaute nochmals Ide vorbei. Neben letzten fachlichen Hinweisen überreichte er einen süßen Gruß zum Start: ein Glas Marmelade der Marke »Glück«.
Die Vorstellungsrunde bei den Kollegen am Tag eins eines Verwaltungschefs musste der junge CDU-Politiker vertagen: »Es läuft gerade ein Workshop Digitalisierung.« Das passt, zählt doch die Optimierung der Verwaltungsabläufe zu seinen ersten Vorhaben. Weg vom Papier, wo es sinnvoll ist, Cloud-Lösungen, um auch unterwegs Dienstgeschäfte erledigen zu können, nennt er als Stichworte.
Erste Priorität: Gewerbegebiet
Auf der 100-Tage-Agenda steht im Weiteren die Bürgersprechstunde. »Ab März wird es die geben.« Auch ein erster Schwerpunkt ist die Neueinstellung eines Hilfspolizisten, war doch mehr Ordnung und Sicherheit eines seiner Wahlversprechen. Und natürlich die 800-Jahr-Feier Grünbergs. Hier gelte es, Gas zu geben, nahe doch in acht Wochen mit dem Festakt der erste Höhepunkt. Doch was ist mit Corona? »Wir planen jetzt so, als ob alles stattfindet. Einen Monat vorher sehen wir weiter.«
Letzteres erhofft sich Schlosser zuvörderst fürs Gewerbegebiet an der A 5, wo die Baulandumlegung endlich vorm Abschluss stehen dürfte. Die Erschließung, inzwischen auf sechs bis sieben Millionen taxiert, sollte ein Investor übernehmen. »Andernfalls wäre die Bauabteilung lahmgelegt.« Das letzte Wort aber habe auch hier natürlich das Stadtparlament. Weitere erste Projekte sind die Sanierung der Stadtmauer, oder das Altbauinfozentrum.
In wenigen Tagen wird der bisherige Leiter der Stadtkasse im Laubacher Rathaus erstmals in der neuen Rolle seinem früheren Chef begegnen. An der Bürgermeister-Dienstversammlung nimmt auch Matthias Meyer teil. Den könnte er dann fragen, wie es ist, in die Rolle des Verwaltungschefs hineinzuwachsen. Kein Beruf wie jeder anderer, ist sich Schlosser bewusst. Denn auch, wenn er sich auf Fachbereichsleiter mit langjähriger Erfahrung stützen kann, weiß er doch: »Das Amt bedeutet große Verantwortung. Und nach oben kann ich künftig keinen mehr fragen.«