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Nochmals Nachschlag für den »Färbgraben«

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Von: Thomas Brückner

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Grünberg (tb). Wer könnte heute wissen, was vor 50 oder 60 Jahren neu verbaut wurde? Wer, was an Altmaterial unter die Erde kam? Sinngemäß zitiert sei damit, was Grünbergs Bürgermeister in der Ausschussrunde zu bedenken gab, als erneute Mehrkosten für das Projekt »Färbgraben« zur Debatte standen.

Am Ende beugten sich die Mitglieder des HFA der »normativen Kraft das Faktischen«, empfahlen dem Plenum einstimmig, einen weiteren Nachschlag von bis zu 165 000 Euro für unerwartete Entsorgungskosten zu bewilligen.

Vorweg: Aufgrund des »sehr schlechten Zustandes« hatte die Stadt 2021 die grundhafte Erneuerung der Straße südlich der B 49 beschlossen, die Kostenschätzung belief sich auf 670 000 Euro. Klar, dass in diesem Zuge auch Versorgungsleitungen saniert werden.

Im Frühjahr rückten die Bauarbeiter an, bald darauf aber war der erste Nachschlag erforderlich und vom Plenum auch bewilligt: Im Ergebnis einer hydraulischen Berechnung, so damals Rathauschef Marcel Schlosser, müsse man eine zusätzliche Haltung bzw. 70 Meter mehr an Kanalrohren verlegen. Anfang Februar war das Gewerk mit einer Summe von rund 261 000 Euro brutto submittiert worden, am Ende lag das Angebot 155 000 Euro über dem Etatansatz.

Damalige Hoffnung der Verwaltung, der erste Nachschlag werde der letzte sein und wenigstens die Arbeiten eine Etage würden günstiger kommen, hat sich zerschlagen: Bei von der Baufirma vorgenommenen Untersuchungen wie auch bei Kontrollprüfungen der Stadt im alten Färbgraben kam heraus, dass größere Mengen an Aushub mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), landläufig Teer genannt, belastet sind. Über die Jahre soll das belastete Material in immer tiefere Bereiche gedrückt oder bei Kanalarbeiten verbracht worden sein.

Kurzer Gesetzesblock: Für Bodenaushub bzw. Material, das bei Straßenaufbrüchen anfällt, verlangen die Behörden grundsätzlich eine »Abfalldeklaration«. Vom Ergebnis hängt ab, ob eine (Wieder-)Verwertung möglich oder doch die teure Entsorgung nötig ist. Letzterer bedarf es hier. Dass dafür veranschlagte 120 000 Euro fürs Gewerk Straßenbau sowie die 25 000 Euro für den Kanalbau aber das »Maximum« seien, es eventuell billiger komme, unterstrich Schlosser. Und ergänzte auf Nachfrage aus dem Ausschuss, sehr wohl habe die Verwaltung im Vorfeld Sondierungen in Auftrag gegeben. Pech: Diese Proben waren frei von Teer.

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