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»Mitmachen bringt alle weiter«

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Von: Thomas Brückner

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© Thomas Brueckner

Grünberg (tb). Etwas verspätet, doch was soll’s: In diesen Tagen feiert das »Seniorenbüro« Grünberg zehnjähriges Bestehen. Freilich passt der Name nicht mehr so recht, bietet die Einrichtung der Diakonie - finanziert zu einem Gutteil durch die Stadt - doch weit mehr als »nur« Angebote für Ältere. Der Untertitel trifft es eher: Fachstelle für Freiwilliges Engagement. Ob nun PC-Kurs »Jung für Alt«, Strickkreis, Lesepaten, Sprachcafé für Flüchtlinge mit Kindern, Mittagstisch, die »Offene Tür«, ob geschlossene Gruppen wie jene für das Team vom Demenz-Café - sie alle eint das Motto des Seniorenbüros: »Mitmachen bringt alle weiter.«

Von Beginn an koordiniert Beate Herdejost die Angebote. Die Diplom-Sozialpädagogin hatte zuvor an der Theodor-Litt-Schule gearbeitet, war dann zum Diakonischen Werk (DW) gewechselt. Wie sie sich im GAZ-Gespräch erinnert, reichen die Anfänge bis 2008 zurück: Nach dem Ausbau der Jugendarbeit habe die Stadt etwas für Senioren tun wollen. Also sei man auf die Diakonie zugegangen: »Was könnten Sie sich vorstellen?«

Die Antwort fiel nicht schwer, auch weil Bettina Wege-Lemp als Leiterin des Grünberger Büros und Holger Claes, Chef des DW Gießen, das Seniorenbüro Dreieich kannten. »Ein Vorzeigeprojekt«, sagt Herdejost.

Die Stadt gewährte einen Zuschuss, ließ ansonsten aber den Verantwortlichen freie Hand. Es konnte losgehen. Was Herdejost nach eigenen Worten den Start erleichterte: »Als Einheimische kannte ich die Strukturen dieser Kleinstadt.« Das Aufgabenspektrum dieses Seniorenbüros wurde vergleichsweise breit gefasst. In den Fokus rückte man die Förderung der Ehrenamtsarbeit ganz allgemein. Die gab es zwar bereits auch in Grünberg, beschränkte sich aber auf die gängigen Aktivitäten wie Hilfe in der Schulbücherei oder Besuchsdienst im Altenheim. Da ging noch mehr, noch viel mehr.

Mit »heißer Ware« fing es an

Nicht lange und die Aktivierung zum Ehrenamt zeitigte erste Erfolge. Pionierarbeit leisteten gerade mal fünf Ehrenamtler beim Transport »heißer Ware«: Die Damen fuhren das Mittagessen zu den Kindergärten aus.

Der Anfang war gemacht, und nach und nach kamen neue Projekte und neue Helfer hinzu. Meist aus der Altersgruppe »Ü 50«. Doch nicht nur: »Bei der PC-Hilfe für Senioren«, stellt Herdejost heraus, »schlüpfen TKS-Schüler in die Lehrerrolle«.

Herausragend in der Zehn-Jahres-Bilanz und ein wirkmächtiger »Aktivierungstreiber« waren die Ehrenamtsbörsen 2011/2015, bei denen sich über 30 Gruppen präsentierten. Ein Beitrag, das Seniorenbüro ins soziale Netzwerk der Stadt einzuflechten.

Mit der Ausweitung der Angebote aber wuchs zugleich der Bedarf an eigenen Räumen. Mal traf man sich im ev. Gemeindezentrum, mal in diesem, mal in jenem Bürgerhaus. Nicht gut. Herdejost: »Ehrenamt braucht Motivation - und eigene Räume.« Anfang 2016 dann das, was sie ein »Wunder«, nennt: In der Alsfelder Straße 13, öffnete der »Soziale Ort für alle«, kurz SOFA.

Was dem »Wunder« den Weg geebnet hatte: 2014 errang das Seniorenbüro den dritten Platz beim deutschen Engagementpreis. Ein Sponsor wurde so auf die »Ehrenamtsagentur« aufmerksam und trug eine Hälfte der Miete, die Stadt die andere (inzwischen die ganze). Weitere 50 000 Euro flossen aus einem Förderprogramm von EKHN und Diakonie. Somit stand die Finanzierung der Begegnungsstätte, samt Aufstockung der Stundenzahl der Koordinatorin von 25 auf 30.

Das SOFA brachte einen neuen Schub, neue Impulse, neue Ideen. Jetzt endlich gab es für alle Gruppen, Angebote und auch Veranstaltungen einen festen Ort.

Die Leiterin der Einrichtung hat noch viele Ideen, eine Generationenhilfe und ein Tauschring etwa. Jetzt aber gilt es erst mal, Bilanz zu ziehen. Was das angeht, zeigt sie sich sehr zufrieden. Zurecht, wurde doch das Ehrenamt in Grünberg nach vorn gebracht. Das stärkt den sozialen Zusammenhalt, gewährt vielen Menschen konkrete Hilfen oder auch »nur« ein nettes Gespräch beim Mittagstisch mit dem treffenden Namen »Essen ist fertig«. Doch nicht nur: Den rund 100 Aktiven gibt ihr Engagement auch etwas zurück: »Das Gefühl, gebraucht zu werden«, wie es Herdejost formuliert. Oder, um das Motto des Seniorenbüros etwas abzuwandeln: »Ehrenamt bringt alle weiter.«

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